2025-08-20 Frage des Tages  FLINTA

FLINTA-Bereich am Rhein: Ist das realistisch?

Die Petition «Frauenabschnitt am Rheinufer» fordert auf der Plattform «Act Campax» einen geschützten Bereich am Rheinufer für Frauen und weitere Personen aus der FLINTA-Community. FLINTA steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und agender Personen. Das Ziel ist es, einen sicheren, ungestörten Bereich für die Community zu schaffen, der mehr Privatsphäre und Komfort bietet. In der Petition heisst es: «Viele meiden heute den Rhein, weil sie sich in gemischten Badezonen unwohl oder unsicher fühlen oder sogar Belästigung erfahren. Ein separater Abschnitt ermöglicht es, den Rhein unbeschwert zu geniessen.» Vergleichbar sei das Vorhaben mit der Frauenbadi in Zürich, allerdings ohne Eintritt. Wie aber könnte die Initiative umgesetzt werden? Denn während einer Gruppe ein sicherer Platz im öffentlichen Raum garantiert werden soll, würden andere Menschen aus dem Raum ausgeschlossen. Zur konkreten Umsetzung, also wie der Bereich abgetrennt und kontrolliert werden soll, gibt es in der Petition keine Angaben.

1278 Stimmen
Valerie Wendenburg
Valerie Wendenburg
Moderation
Top antworten
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Andrea Strahm
Grossrätin Die Mitte, Fraktionspräsidentin

Schutzräume sind kein Schutz

Einerseits verstehe ich das Anliegen und würde mich an einem solchen Ort auch wohler fühlen. Aber kann und darf es sein, dass man Zonen schaffen muss, zu denen Heteromänner keinen Zutritt haben? Ist es nicht eher so, dass diese Minderheit von Heteromännern strikter kontrolliert, diszipliniert und sanktioniert gehört?! Die fühlen sich doch erst Recht in ihrem Machismo bestärkt, wenn man Angst vor ihnen hat und sich entfernt. Und was ist mit der Mehrheit der anständigen Heteromänner? Die werden einfach in den gleichen Topf geworfen.

W. Pachinger
20. August 2025 um 11:03

Toleranz stärken

Das Anliegen der FLINTA's möge verständlich sein, wobei es sich beim "FL"-Anteil nur um ein Minderheit der Frauen handelt. Beim "INTA"-Teil handelt es sich um eine noch grössere Randgruppe unserer Gesellschaft. Eine Herausforderung würde sicherlich sein, die gewünschte Zone durchzusetzen. Wir haben bereits jetzt schon zu wenig Sicherheitskräfte. "Störefriede" lassen sich nicht davon abbringen, zu belästigen. Beanspruchen dann z. B. Homosexuelle Männer oder konservative Religiöse auch einen eigenen Strandabschnitt ? Wie steht es mit Behinderten und Senioren? Wie belästigt werden die Anwohner? Bei Letzteren wird von Behördenseite daran gearbeitet. Wichtig erscheint mir, dass bei der gesellschaftlichen Toleranz angesetzt wird. Unser öffentliches Rheinufer "gehört" allen Menschen und das soll auch so bleiben. "Toleranz" kann und muss in Basel gelebt werden. Das erfordert kleine Anstrengungen von allen - auch von "Minderheiten". In den allermeisten Fällen klappt das auch.

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Eva Huber
20. August 2025 um 06:10

Keine Zonen am Rhein

Ich verstehe das Anliegen, schätze aber, dass der Rhein für alle gleich öffentlich und zugänglich ist.

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Lucas Gerig
Bürgerrat der Stadt Basel

Vielfalt gemeinsam oder divergierende Bubbles?

Mir scheint es nicht sinnvoll, eine solche Zone einzurichten. Gäbe es diese Zone, müsste man auf Wunsch auch Zonen für andere Bevölkerungsgruppen einrichten, da wäre zum Beispiel eine Hündelerzone, eine Nacktbaderzone, eine Asthmatikerzone (wo striktes Rauchverbot gilt), eine Frauenzone (für Frauen die explizit nicht mit Flintas identifiziert werden möchten), eine Männerzone für Heteros, eine Männerzone für Homos, einige Zonen explixit für Alle, dann Zonen für Naturschützer (die einen Bereich für Fische ohne Badende wollen), eine Zone für Partygänger, wiederum eine andere für Ruhesuchende, für alle Migrantengruppen, die lieber unter sich wären, vielleicht noch eine Schweizer Rheinpatriotenecke... Und wo sollen wir die Einzelgänger plazieren, vielleicht in reservierten Kleinparzellen? Alle nämlich möchten den Rhein unbeschwert und auf ihre Art geniessen können. Also versuchen wir's doch zusammen und wie von anderen erwähnt: Lasst uns zueinander schauen und miteinander leben!

Christian Gutfleisch
20. August 2025 um 07:29

komplette Geschlechtertrennung

ist dann die letzte Konsequenz. Willkommen im Hufeisen-Paradies von Aktivist*innen und Ultra-Religiösen.

Peter A. Thommen
20. August 2025 um 07:06

safer space?

Ich bin weder Teil der FLINTA noch Teil der Queerfeministinnen. Und aus Zürich liest man seit Jahren regelmässig von Problemen mit den nackten Schwulen auf der Werdinsel... Es geht eigentlich nur darum, dass Menschen endlich zur Kenntnis nehmen, dass es im allgemeinen Raum auch Platz haben sollte für "andere" Menschen, die ja alle mal von "normalen" Müttern geboren worden sind. Auch die Belästiger sind in normalen Familien aufgewachsen. Aber die versagen in der Erziehung ihrer Kinder. "Dini Muetter" (ehem. Polizeiplakat) ist dann eben abwesend, wenn es wichtig wäre für den Nachwuchs. Und daran ändert offenbar auch "baselticktbunt" nichts. Akzeptanz ist in erster Linie von Mehrheiten gefordert und nicht in hämischem Ton gegenüber Minderheiten, die das erst selber beweisen sollen... :( Der öffentliche Raum, den wir erobert haben ("raus auf die Strassen") soll nicht wieder aufgetrennt werden für Buchstabenmenschen! Am Schluss gar noch für jeden Buchstaben ein eigenes Ghetto??

NT
20. August 2025 um 06:10

Soziale Kontrolle

Soziale Kontrolle darf nicht nur in FLINTA-Räumen funktionieren! Ich (w) möchte mich nicht in einen Raum einpferchen müssen, um mich sicher zu fühlen! Viel wichtiger ist mir eine Förderung der sozialen Kontrolle, dass Frauen (und Männer) einander unterstützen, wenn das Gefühl aufkommt, dass etwas nicht stimmt. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig nachfragen, ob alles okay ist. Gekennzeichnete Ansprechpersonen, Dialogteams oder Awarenessteams könnten helfen? Wenn wir uns im öffentlichen Raum in FLINTA-Räume zurückziehen, überlassen wir den Menschen, vor denen wir uns verziehen, den Rest des Rheinbords und das wäre schade!

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Johannes Sieber
Grossrat Kanton Basel-Stadt

Warum nicht?

Selbstverständlich ist das machbar und wenn das Bedürfnis dazu besteht: warum nicht? Besser wäre es allerdings, eine solche Zone wäre gar nicht erst nötig. Daran sollten wir arbeiten.

Lotta
20. August 2025 um 06:12

Gab es bereits

Es gab früher am alten Rheinboard mehre inoffizielle Bereiche, wo sich FLINTA sonnten und baden gingen. Als Frau konnte man sich dort ebenfalls ungestört aufhalten. Am besten wieder einen Ort reclaimen und durch die Community stark beleben…

Julia Baumgartner
Julia Baumgartner
Präsidentin & Grossrätin SP Basel-Stadt

Geschützte Orte schaffen und Sicherheit stärken

Natürlich ist ein Frauenabschnitt am Rhein realistisch. In vielen europäischen Städten gibt es bereits Frauenbäder oder FLINTA-only-Angebote. Spannend fände ich ein Pilotprojekt an einem Rheinabschnitt mit klar definierten FLINTA-Zeitfenstern. So könnte man in Ruhe evaluieren, wie es um Sicherheit, Akzeptanz und Nachfrage steht, und damit auch den Weg für eine dauerhafte Lösung ebnen. Wichtig ist aber auch: Solche geschützten Orte ersetzen nicht das Engagement für die generelle Sicherheit von FLINTA-Personen im öffentlichen Raum, das es weiterhin dringend braucht.

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Billy Ostertag
nichtbinär

Kein Verbot - mehr Bewusstsein

Aus meiner Sicht sollte es nicht um ein Verbot für Männer in einer solchen Zone gehen. Vielmehr soll in der Zone das Bewusstsein geschaffen werden, dass es unzählige Menschen gibt, die von dem gängigen Mann/Frau-Bild abweichen. Eine Zone, in der allen bewusst ist, dass man niemanden für seine Einzigartigkeit anstarren und/oder darüber tratschen muss, eine Zone, in der sich die Menschen auf sich und das Baden konzentrieren. Solche Zonen sollten sich auf das ganze Rheinufer, die Stadt und auf die Welt ausweiten. Ich finde es sinnvoll, klein zu beginnen.

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Michela Seggiani
Grossrätin SP

Verzerrte Männlichkeitsbilder machen einen solchen Ort wieder denkbar

Eigentlich klingt das doch noch gut. Auch wenn es ein Zugeständnis ist, dass es das braucht. Dass nicht nur Frauen sich von falsch verstandener Männlichkeit schützen müssen und sich nicht frei fühlen, ist aber leider eine Tatsache, die einen solchen Ort wieder denkbar werden lässt. Das Fraueli im Eglisee zeigt aktuell auch auf, dass Frauen aus religiösen Gründen Schutz vor Männerblicken suchen. Dieses Zugeständnis von Hierarchisierung der Geschelchter finde ich allerdings einen problematischen Aspekt, den man unbedingt mit-diskutieren müsste.

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