Frauenförderung im Fussball: Macht der Kanton genug?
Im Juli findet die Fussball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz statt. Unter anderem Eröffnungs- und Finalspiel werden im Basler St. Jakobs-Park stattfinden. In diesem Zuge soll der Mädchen- und Frauensport verstärkt gefördert werden. Der Kanton Basel-Stadt hat einige Massnahmen bekannt gegeben. Die Zahl der lizenzierten Spielerinnen, Trainerinnen, Funktionärinnen und Schiedsrichterinnen soll bis Ende 2027 verdoppelt werden. Ausserdem soll die Platzbelegung mit mobiler Beleuchtung und Kunstrasen um 15 Prozent gesteigert werden. Wie die Basler Zeitung aufzeigt, ist die Belegungen der Sportplätze in der Stadt schon heute prekär. Es gibt Events und Workshops. Doch das letzte Länderspiel der Frauen-Nati vor der EM wird nicht im Joggeli stattfinden, wird im SRF kritisiert.
Als Schwimmer frage ich mich, weshalb ausgerechnet der Fussball und warum nur der Fussball für Frauen gefördert werden soll. Geschlechterabhängige Sportförderung ist überholt. P.S. In meinem Schwimmtraining liegt der Frauenanteil bei 70%. Soll ich deswegen Männerförderung beantragen? Die Antwort ist Nein.
Hoffnung auf Fortschritte
Von Nachhaltigkeit sprechen und diese auf Papier planen sind gute Vorsätze und geben Hoffnung auf Fortschritte. Die EM kann Türen öffnen und wir wünschen uns einen Schub, der auch hilft veraltete Denk- und Handlungsweisen zu ändern. In vielen Bereichen steht der Frauenfussball tatsächlich noch in den Kinderschuhen und entscheidend wird sein, ob sich auch regional alle «anschieben» lassen. Auf jeden Fall freuen wir uns riesig auf diesen Event und sind gespannt was danach an Euphorie bleibt, die wir nutzen können.
Platzprobleme und Chancen, ganz nach oben zu kommen
Dass der Kanton das Turnier zur nachhaltigen Förderung des Frauen- und Mädchenfussballs nutzen will, finde ich richtig und wichtig. Das grosse Problem der fehlenden Fussballplätze in der Region bleibt aber bestehen – für alle. Nur mit ein, zwei neuen Kunstrasenfeldern ist dies nicht gelöst. Zudem muss das Ganze auch im Gesamtkonzext Sinn ergeben, heisst: Die Mädchen, die mit grossen Zielen in den Fussball einsteigen, müssen auf lange Sicht gesehen auch die Chance haben, so weit wie möglich zu kommen, wenn sie das nötige Talent mitbringen. Hier können sich nur dann Chancen auftun, wenn der Frauenfussball als Ganzes im Land gefördert wird – auch mit den entsprechenden finanziellen Mitteln und der nötigen Infrastruktur. Die Verantwortung liegt hier also nicht alleine beim Kanton. Schön wäre, wenn Spielerinnen beispielsweise nicht mehr sehr früh nach Deutschland wechseln müssten, um in eine wirkliche Profikarriere anvisieren zu können. Das ist Stand jetzt aber leider noch zu oft der Fall.