Es gibt eine Fasnacht! Aber der Cortège ist und bleibt gestrichen. Und die Gärngschee-Community organisiert bereits Mitfahrgelegenheiten für auswärtige Fasnächtler*innen.
Franziska Zambach
Alexander Vögeli
02/09/22, 04:29 PM
Aktualisiert 02/09/22, 04:56 PM
Die Fasnacht 2022: Drei Daag Gässle. (Foto: Keystone-SDA)
Fasnacht, vorwärts Marsch! Comité-Obfrau Pia Inderbitzin ist die Freude anzuhören, als sie am Mittwoch verkündet, dass eine Basler Fasnacht 2022 stattfinden kann. Auch wenn es nicht eine ganz «normale» Fasnacht sein wird. Das Motto ist «Drey Daag Zischtig».
Klar ist: Diese Fasnacht ist eine Fasnacht für Aktive. Nicht für Tourist*innen und andere Zaungäste. Sondern für Fasnächtler*innen in Cliquen, für Bängge, Schyssdräggziigli und so weiter. Und zwar wird es eine Ausnahmefasnacht ohne Cortège und mit Cliquenkellern, die nur für Mitglieder offen sind.
Viele wird das insgeheim freuen: Es gibt einige Aktive, die sich seit Jahren über «Druggete» vor den heimischen Cliquenkellern oder am Cortège nerven und lieber nur unter sich bleiben würden.
Aber nicht alle Aktiven sind glücklich über den abgesagten Cortège, das zeigt ein Stimmungstest in der Gärngschee-Community:
(Foto: Screenshot Facebook)
Ohne Cortège und Sonderbewilligung für grosse Wagen können die Wagencliquen und Chaisen nicht an der Fasnacht teilnehmen. Das sei dem Comité und der Regierung bewusst und es sei «sehr bedauerlich», wie sie an der Pressekonferenz betonen.
«Nach der Absage des Cortège war es für viele Formationen klar, sie müssen den Bettel hinschmeissen», sagt Roger Borgeaud, Präsident der Wage IG, der auch an der Pressekonferenz zugegen war. Ob sie nun doch noch etwas Kreatives auf die Beine stellen würden, sei noch offen – «aber die Hoffnung stirbt zuletzt», so der passionierte, aber sichtlich enttäuschte Waggis.
Auch Gärngschee-Mitglied Praphatsorn bedauert, dass nur die «Hälfte der Fasnächtler» mitmachen kann:
(Foto: Screenshot Facebook)
Das müsse aber nicht heissen, dass man als Wagen-Clique ganz ausgeschlossen ist, wirft unter anderem Gärngschee-Tätschmeisterin und Fasnächtlerin Sandie ein. Sie ist überzeugt, dass die Fasnächtler*innen kreative Lösungen finden werden.
Gleicher Meinung ist Markus. Er schlägt den Wage-Cliquen vor, dass sie zum Beispiel mit Leiterwägeli durch die Stadt ziehen, Sachen verteilen und intrigieren können. Statt d’Fuscht im Sagg mache, einfach kreativ werden, ist sein Vorschlag.
(Foto: Screenshot Facebook)
Gärngscheelerin Corina bedauert, dass es nicht wenigstens eine Wagen- und Requisitenausstellung geben wird. Denn die Laternenausstellung auf dem Münsterplatz ist Teil der Fasnacht 2022, dafür hat das Comité gesorgt. Es hat ein Schutzkonzept eingereicht und wird zu einem späteren Zeitpunkt über die Durchführung und die Rahmenbedingungen informieren.
Corina findet: «Sie hätten doch eine Wagen-Ausstellung wie auch schon auf dem Kasernenplatz oder so organisieren können.» So mache es den Anschein, dass die Pfeifer und Tambouren vom Comité bevorzugt werden. Mit diesem Eindruck ist sie in der Gärngschee-Gruppe nicht allein.
(Foto: Screenshot Facebook)
Es gibt aber auch andere Töne. Diana zum Beispiel betont: «Mir werdet üs sicher au was ifalle loh und freuet üs endli wider chli Fasnacht könne zmache!❤️» Und Dani meint: «Alles doch besser als in de letschte 2 Joor.» Manuela sieht das gleich und denkt an den Nachwuchs: «Besser als nomol es Johr warte, vor allem für alli die wo nonie händ könne Fasnachtsluft schmegge», schreibt sie.
Sandra hat ein anderes Problem. Die Gärngscheelerin ist auf den ÖV angewiesen, schreibt sie und fragt: «Wie soll man so in die Stadt kommen?» Denn BVB und BLT bieten keine Sonderfahrten an den Morgestraich an. Wenn am Montag um 4 Uhr alle Lichter ausgehen, ist noch kein Drämmli (und auch kein Extrazug) unterwegs. Die Basler Regierung will so verhindern, dass es zu grossen Menschenmengen kommt. An der Medienkonferenz betonten sie, dass es eine Fasnacht für die Aktiven werden soll und nicht fürs Publikum.
Gärngschee-Mitglied Evelyn und ihr Mann sind selber Aktive, wohnen aber ausserhalb von Basel. Es sei «ein Seich», da sie jetzt schauen müsse, wie sie das organisieren «ohni e horrändi Summe für e Hotelzimmer miesse uszgäh».
(Foto: Screenshot Facebook)
In der Gärngschee-Gruppe finden Evelyn und Sandra aber sofort Hilfe und gute Tipps – dafür muss man diese Gruppe einfach lieben. Jenny schlägt zum Beispiel vor, dass sich die Gärngscheeler*innen in der Gruppe vernetzen könnten. «Eventuell do froge, ob obber usem gliche Dorf kunnt und e Mitfahrglägeheit bietet.» Und Colette wirft ein, dass es viele günstige Airbnb-Möglichkeiten in Basel gibt. «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg», schreibt Evelyn darauf mit einem Zwinkern.
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