Kein sicherer Schulweg
Ende Juni erschütterte der Unfalltod eines 11-jährigen Jungen das Lysbüchel-Quartier und die ganze Stadt. Mittlerweile wurden von Seiten des Kantons und der Bevölkerung einige Massnahmen und Initiative ergriffen. Wie eine Umfrage in der Gärngschee-Community zeigt, gibt es aber viele weitere Gefahrenstellen auf den Schulwegen.
Nach dem tödlichen Unfall an der Kreuzung Elsässerstrasse/Hüningerstrasse Ende Juni herrschte im Lysbüchel-Quartier neben der Trauer auch Wut. Der Ärger der Anwohner*innen richtete sich gegen die Verantwortlichen im Kanton «Wir haben vor dieser Gefahrenstelle gewarnt, aber leider keine positive Reaktion erhalten», berichtet eine Mutter aus dem Quartier gegenüber Bajour. Mittlerweile wurden einige Massnahmen von Seiten der Regierung getroffen, das Konfliktgrün wurde abgestellt und eine provisorische Passerelle über die Baustelle geplant so dass die Kinder, die von Süden her kommen nicht an der Elsässerstrasse entlang müssen.
Vielen Quartierbewohner*innen geht das nicht weit genug. Im Juli wurde sowohl eine Initiative für einen sicheren Schulweg im Lysbüchel eingereicht diejenige für Null Verkehrstote lanciert. Für den kommenden Freitag ist eine Quartier-Veranstaltung im Lysbüchel geplant an der unter anderem die Bedürfnisse der Anwohner*innen zum Thema Sicherheit erfragt werden sollen. «Das Bedürfnis für nachhaltige verkehrstechnische Massnahmen, die alle Menschen, die hier wohnen, von jung bis alt berücksichtigen, ist weiterhin gross», sagt die Mutter aus dem Quartier.
An der Unfallstelle selbst stehen seit den Sommerferien freiwillige Verkehrs-Lots*innen. Die Anwohnerin Christine Planta und ihr Mann haben in den Sommerferien beschlossen, dass sie etwas unternehmen möchten, um die Situation zu verbessern. «Wir wohnen hier im Quartier und haben den Missstand gesehen. Es gab so viele Mails an die Behörden, aber nichts ist passiert.» Sie haben einige Bekannte zusammengetrommelt und sichern nun jeweils zu zweit drei bis vier Mal pro Tag, wenn die Kinder zur Schule oder nach Hause gehen den Zebrastreifen während den Grünphasen. Die Gruppe bestehe bisher aus sieben bis acht Freiwilligen, die meisten davon seien wie sie selbst, nicht Eltern, sondern Pensionierte oder junge Menschen aus dem Quartier, erzählt Planta. Um den Lotsendienst weiterhin ausführen zu können sucht die Gruppe noch nach weiteren engagierten Bewohner*innen aus dem Quartier.
In der Gärn-Gschee-Community haben wir nach Gefahrenstellen auf den Schulwegen in Basel gefragt:
Schulhaus St.-Johann
«Vor dem St Johanns-Schulhaus gibt es häufig gefährliche Situationen wegen der vielen schweren und ortsfremden Fahrzeuge, die die Dauerbaustellen in der Umgebung seit Jahren mit sich bringen.»
Spalentorkreuzung
Als Gefahrenquelle genannt wird der Mischverkehr, also LKWs, Feuerwehr, Trams, Busse etc. und die kleinen Verkehrsinseln. Für die Kinder der umliegenden Kitas und Kindergärten, sei das eine schwierige Verkehrssituation.
Belfortstrasse
Bei der Belforstrasse sei es immer wieder zu brenzligen Situationen für die Kinder, die im Wasgenring zur Schule gehen , schreibt eine Person bei der Umfrage. Einige LKWs und Autos würden hier rasen und am Zebrastreifen nicht für die Kinder anhalten.
Zebrastreifen auf der Allschwilerstrasse
Eine Nutzerin beschreibt den Zebrastreifen auf der Allschwilerstrasse als «übelst». Bei tiefem Sonnenstand und durch die Bäume sei die Sicht erschwert. Sie habe bereits eine Meldung bei der Schule gemacht.
Vor dem Isaak Iselin Schulhaus
«Im Schulhaus Isaak Iselin wurde bereits vor ca. 12 Jahren über die mangelhafte Einstellung der Ampeln gesprochen. Doch bis heute hat sich nichts daran geändert. Die Grossbaustelle macht die Situation nun auch nicht besser. Obwohl ich weiss, dass die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma nicht 24 Stunden lang 100 Prozent konzentriert sein können, sind ja auch nur Menschen, war ich dennoch jedes mal schockiert, wenn ich potenziell gefährliche Situationen mitbekommen habe. Da gab es bereits ein paar und das seit Ende Sommerferien.»
Burgfelderstrasse
An der Burgfelderstrasse wird die Kreuzung mit dem Luzernerring wegen der Ampel mit Konfliktgrün als unsicher beschrieben ausserdem werde die Ampel bei der Avia-Tankstelle häufig übersehen.
Kreuzung Wanderstrasse/Gotthelfstrasse
Bei der Kreuzung Wanderstrasse/Gotthelfstrasse fehle ein Fussgängerstreifen. Es gäbe zwar einen beim St. Gallerring und einen auf dem Wielandplatz, aber da die Gotthelfstrasse ein direkter Schulweg in das Gotthelf- und Gottfried Keller-Schulhaus sowie in den Gottfried Keller-Kindergarten sei, würden diese nicht ausreichen.
Grenzacherstrasse
Den Zebrastreifen direkt vor dem Kindergarten in der Grenzacherstrasse wird als Gefahrenstelle genannt.
Wettsteinplatz
Für die Kinder der Primarstufe Tehodor sei die Überquerung des Wettsteinplatz schwierig, schreibt eine Nutzerin in der Facebook-Gruppe.
Riehenstrasse
«Seit mehr als 10 Jahren habe ich mich für die Riehenstrasse eingesetzt. Mein Ziel war es, eine Tempo-30-Zone während der Schulzeit einzurichten. Zwar wurden einige Massnahmen ergriffen, doch vieles davon war meiner Meinung nach wenig sinnvoll. In den letzten 15 Jahren wurden zwei Kinder angefahren, und es gab mehrere Unfälle. Trotz meiner Bemühungen fand ich kein Gehör und habe nun aufgegeben.»
Zebrastreifen Ecke Rehagstrasse/Bruderholzallee
«Die abbiegenden Autos sehen den Zebrastreifen meistens nicht und fahren einfach drüber. Diese Woche bereits zweimal zusammen mit meinem kleinen Sohn erlebt.»