Koda will frei herumtoben
Knapp 6000 Hunde leben in Basel-Stadt. Aber nur an wenigen Orten dürfen sie ohne Leine frei herumrennen und spielen. Einer davon ist die Merkuranlage. Ein neu gegründeter Verein kämpft für ihren Fortbestand.
Sobald man die Merkuranlage betritt, wird man von allen Seiten herzlich willkommen geheissen, und zwar von herumtobenden Vierbeinern. In der kleinen Parkanlage geht es wild zu und her, denn hier auf dem «Hundefreilauf-Areal» hinter dem Kongresszentrum dürfen Hunde ohne Leine spielen und rennen. Koda ist einer davon. Er gehört zu den knapp 6000 Hunden, die es im Kanton Basel-Stadt laut statistischem Amt gibt.
Koda ist der eineinhalbjährige Hund von Ellen. Wir treffen Ellen und Koda um die Mittagszeit herum in der Merkuranlage. Hier fühlt sich Koda wohl. Vor Fremden hat er keine Angst, wie die Autorin schnell selbst merkt. Kodas Begrüssung besteht aus einem nassen Schmatzer mitten ins Gesicht. Wenn man ohne Hund unterwegs ist, dann fällt man hier auf. Vor allem um die Mittagszeit sei die Anlage gut besucht, erzählt Ellen.
Ellen ist Mitglied im «Verein Hundeparadies Merkuranlage Basel», kurz VHMB. Er ist schon länger im Aufbau, offizieller Gründungstag ist aber der heutige Freitag. Die Gruppe Hündeler*innen hat sich zusammengeschlossen, um den Park aufrechtzuerhalten und stetig zu verbessern. Denn in der Stadt gibt es nicht viele Freilaufzonen, wie auch beim Geoportal zu sehen ist.
Ellen und Koda haben zuvor in Allschwil gewohnt. Seit knapp einem Jahr leben sie in der Nähe des Messeplatzes. Per Zufall hat Ellen die Merkuranlage entdeckt, erzählt sie. Ellen war sehr glücklich, als sie den Park gefunden hatte, denn in Allschwil gab es viel mehr Grünflächen, auf denen sich Koda austoben konnte. Ellen überlegte es sich gut, ob Basel der richtige Ort für ihren Labrador ist, da sie in Allschwil extra darauf achtete, in Waldnähe zu wohnen.
Aber Auslauf ist nicht alles. Auch die Interaktion mit anderen Hunden sei wichtig, sagt Ellen. Sie merkt, wie sich ihr Hund verändert hat, seit sie in der Stadt wohnen. In Allschwil gab es zwar mehr Grün, aber seitdem sie regelmässig zusammen in die Merkuranlage gehen, sei Koda viel ausgeglichener.
Obwohl es sich um eine überschaubare Fläche handelt, würde die Merkuranlage ausreichen, meint Ellen. Momentan ist eine grosse Grünfläche davon zwar gerade eingezäunt, aber dies sei nur temporär, erklärt Lorenz Metthez von der Stadtgärtnerei. Da an dieser Stelle der Rasen neu wachsen müsse.
Nicht nur Ellen und Koda kommen gerne in die Merkuranalage, wie die vielen herumwuselnden Hunde zeigen. Eine der Herumwusler*innen ist Chloe. «Chloe findet es super. Sie hat hier ihre Freunde», erzählt Simone, Chloes Halterin. Sie komme ungefähr dreimal in der Woche in die Merkuranlage, damit Chloe ohne Leine herumrennen und spielen könne, erzählt Simone. Sie sagt, dass sie selbst in dieser Zeit mit den anderen Hundehalter*innen ins Gespräche komme. So ist auch die Idee zum Verein entstanden, ergänzt Ellen.
Die Merkuranlage ist nicht nur ein geeigneter Spielplatz für Hunde, sondern auch Begegnungszone für die Halter*innen. «Hier können sich auch die Menschen austauschen, man kennt sich untereinander», teilt Ellen ihren Eindruck. Sie erzählt, dass sogar Leute extra aus Binningen anreisen würden, weil es in der Merkuranlage so besonders sei.
Auch beim Horburgpark gibt es einen ähnliche Anlage, diese ist aber bei vielen Hundehalter*innen nicht so beliebt, wie in der Gärngschee-Gruppe auf Facebook zu lesen ist. Auch Ellen überzeugt sie nicht: Der Zustand sei nicht so gut wie bei der Merkuranlage.
Die Merkuranlage sei aber auch noch ausbaufähig, meinen die Hündeler*innen. Vor allem eine Spielfläche mit Wasseranlage fänden sie toll, wie Ellen und auch Simone anmerken.
Aber ist die Stadt überhaupt der richtige Ort für Hunde?
Ellen ist davon überzeugt, dass auch Hunde hier in Basel gut gehalten werden können, gerade eben auch wegen Orten wie der Merkuranlage. «Für einen Hund ist es sicher schöner, wenn er Zugang zu Grünflächen hat, aber auch in der Stadt kann das gegeben sein», sagt Ellen.
Sie habe aber im Vergleich zu ländlichen Gebieten schon das Gefühl, dass in der Stadt mehr Menschen weniger offen gegenüber Hunden sind. «Auf dem Land sind sich die Menschen eher gewohnt, dass ein Hund auch mal keine Leine trägt», ist sich Ellen sicher. «In der Stadt bekommt man dann schon die Anweisung, dass man seinen Hund zurückhalten sollte.» Sie könne das aber verstehen, meint Ellen. Man gewöhne sich auch daran.
In der Merkuranlage müssen sich die Hündeler*innen aber keine Sorgen darum machen, wie auch Hundehalterin Louise anmerkt. «Hier lieben sie es», sagt sie. Mit ihrem Hund Spencer gehe sie am liebsten in den Wald, aber aufgrund der Leinenpflicht, die momentan gilt, fehle Spencer der Freigang. In der Merkuranlage könne er dieses Bedürfnis ausleben.
Ob und wie sich die Merkuranlage entwickelt, wird die Zeit zeigen, aber der Verein gibt alles, damit Spencer, Koda und Co. weiterhin einen Ort haben, um sich so richtig auszutoben.
Unterstütze uns und werde Member