«Ich möchte unbedingt mit dem FC Basel Meister werden!»

Yasmin Bunter ist FCB-Verteidigerin – und Englischlehrerin. Didi-Offensiv-Wirt Rafi traf sich mit ihr zum Gespräch über ihre Person, die FCB-Frauen und die Zukunft des Fussballs, der von Frauen gespielt wird.

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Yasmin Bunter spielt seit 2017 als Verteidigerin beim FCB. (Foto: ZVG)

Das erste Mal persönlich kennengelernt habe ich Yasmin Bunter vor rund zwei Wochen, als die erste Mannschaft des FC Basel bei uns im Didi ihren Saisonabschluss feierte.  Bunter ist eine Fussball-Kosmopolitin. Aufgewachsen ist sie in der Nähe von London. Der Vater ist Engländer, die Mutter aus Sri Lanka. 

Ihre Fussballkarriere begann sie beim FC Southampton. Als der Verein 2005 aus der Premier League abstieg, wurde die Frauenabteilung aus Spargründen zusammengestrichen. Auch der FC Fulham,  zweite Station von Bunter, musste aus Kostengründen den Betrieb stilllegen. Es war der Zeitpunkt, als sie sich entschied, in die USA zu gehen.

Yasmin Bunter, Sie haben in Ihrem Leben unterschiedlichste Fussballstationen kennengelernt.  Gibt es Unterschiede zwischen England, den USA und der Schweiz?

Yasmin Bunter: Ja, es gibt auf jeden Fall Unterschiede. In Amerika ist der Fussball ganz anders. Fussball in Amerika ist Soccer, es geht dort viel mehr über die Athletik. Die Spielerinnen sind «Maschinen», dafür im Durchschnitt technisch nicht so stark.

In den USA studierten Sie Psychologie und spielten nebenher als Halbprofi für die Virginia Beach Piranhas und die Carolina Cobra. Heute sind Sie als Englischlehrerin an einer Sprachschule tätig. Hilft das Ihnen auf dem Feld, beispielsweise wenn es mal etwas unruhiger wird?

Ja, schon manchmal. Es ist aber immer schwierig, in einem Spiel ruhig zu bleiben. Normalerweise schimpfe ich eigentlich nicht viel, aber wenn ich auf dem Fussballfeld bin, kommt alles raus.

Sie sind eine der ältesten und erfahrensten Spielerinnen beim FC Basel. Sind Sie eine Leaderin?

Ja, das würde ich schon sagen. Ich bin nicht Kapitänin des Teams, aber ich versuche mit meiner Erfahrung den jüngeren Spielerinnen zu helfen. Aber eher, indem ich mit meiner Trainingseinstellung vorangehe. Manchmal kommen die jüngeren Spielerinnen aber auch zu mir und fragen mich, wie es in Amerika war und ob ich das empfehlen würde.

Die Saison 19/20 ist ziemlich speziell. Für Sie sowieso, da Sie am Knie und am Fuss operiert wurden. Wie schaut die momentane Situation bei der ersten Mannschaft aus?

Über die Corona-Zeit haben wir ein Trainingsprogramm für zu Hause erhalten und im Gruppenchat haben wir uns manchmal geschrieben, aber es war schon eine seltsame Zeit. Für mich war es aber etwas anders, da ich immer noch im Aufbau bin und deswegen mein Programm vom Physiotherapeut*innen hatte.

«Es ist schon seltsam, ein halbes Jahr lang keinen Fussball zu haben.»

Anfangs März hattet ihr euer letztes Spiel und die neue Saison beginnt voraussichtlich am 15. August. Ihr habt also ein halbes Jahr Meisterschaftspause. Was macht das mit Ihnen?

Ich glaube, dass wir alle Verständnis haben für die Situation. Ich fand es auch wichtig, dass man so entschieden hat. Klar, im Männerfussball müssen sie weiterspielen. Da ist unter anderem viel mehr Geld drin mit den TV-Geldern. Wir würden alle gerne weiterspielen, aber andere Sachen sind nun wichtiger und vor allem können wir dann nächste Saison sauber starten. Aber es ist schon seltsam, ein halbes Jahr lang keinen Fussball zu haben.

Ihr habt beim FCB nun eine sehr junge Mannschaft. Was sind eure Ziele? Wollt ihr den FCZ und Servette angreifen?

Klar wollen wir angreifen! Ehrlicherweise weiss ich noch nicht, wie unser Team nächste Saison ausschauen wird und welche neuen Spielerinnen kommen werden. Aber ich möchte unbedingt mit dem FC Basel Meister werden, auch wenn das vielleicht nicht gleich nächste Saison passieren wird.

Wie geht man mit den 13, resp. 14 Punkten Abstand zum Leader-Duo Servette und FCZ um?

Man muss einfach noch härter und besser trainieren. Am Anfang der Saison spielten wir oben mit, dann hatten wir drei, vier Spiele vor Weihnachten, die wir verloren und der Abstand war plötzlich sehr hoch. Solche Spiele und entscheidenden Momente müssen wir einfach besser packen.

Bei den Männern gibt es spezielle Derbys, gegen den FCZ, GC oder auch YB. Wie schaut das bei den Frauen aus?

Ja, vor allem gegen den FCZ.

«Spiele gegen den FCZ geben immer eine Extra-Motivation, alle fiebern dem Spiel entgegen.»

Ist da die Stimmung anders vor einem Spiel?

Spielerinnen sind vielleicht ein wenig nervöser als vor anderen Spielen. Aber Spiele gegen den FCZ geben immer eine Extra-Motivation, alle fiebern dem Spiel entgegen.

Sie wechselten 2014 in die Schweiz zum FC Neunkirch und gewannen dort 2016/17 das Double. Seit 2017 sind Sie beim FC Basel und zum ersten Mal gibt es nun einen Sponsor für die NLA, welche neu Axa Women’s Super League heisst. Wie beurteilen Sie den Schweizer Frauenfussball?

Es ist wie bei den Männern: Die grössten Talente wollen im Ausland spielen. Dann ist es halt eben schwierig, eine gute Liga zu haben, obwohl die besten Spielerinnen schnell ins Ausland wechseln. Ehrlicherweise habe ich schon das Gefühl, dass in anderen Ländern der Frauenfussball mehr gefördert wird. Aber der Deal mit der AXA und Tatjana Haenni [neue Ressortleiterin Mädchen- und Frauenfussball beim SFV] zeigen, dass es auch hier Fortschritte gibt. Aber Frauenfussball ist beispielsweise auch in England viel präsenter in den Medien und man merkt, dass man wirklich will, dass Mädchen und Frauen Fussball spielen.

«Manchmal denke ich, dass nicht alle Menschen in Basel wissen, dass es ein Frauenteam gibt.»

Die FCB-Frauen werden in den Medien relativ wenig wahrgenommen. Ist das manchmal auch frustrierend für Sie?

Manchmal denke ich, dass nicht alle Menschen in Basel wissen, dass es ein Frauenteam gibt. Das ist schon nicht so schön. Oder die Leute wissen nicht, wann und wo wir spielen. Solche Sachen könnte man schon präsenter machen, damit auch ein paar Zuschauer*innen mehr kommen. Das ist wirklich unser Ziel. Aber frustrierend? Ich weiss nicht. Es ist halt einfach so.

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Zuvor spielte die 28-Jährige in den USA und Grossbritannien. (Foto: ZVG)

Natürlich werden wir nie so einen Status haben wie beim Männerfussball. Frauenfussball ist einfach ein anderes Produkt, du kannst es nicht vergleichen. Das Geld ist nicht da. Wir spielen nicht vor 20’000 Zuschauern, dann können wir auch nicht Millionen verdienen. Das ist uns klar. Wenn wir ein paar hundert, vielleicht tausend Leute an Spielen hätten; wenn wir Tickets verkaufen könnten, damit wir auch ein bisschen Geld einnehmen – das wäre gut. Im Allgemeinen habe ich aber das Gefühl, dass wir uns gut entwickeln und auch in den Medien präsenter werden.

Die Spielerinnen des FCB wirken nahbar, auf dem Nachwuchs-Campus steht man direkt am Spielfeldrand. Ist das nicht eine Stärke?

Ich glaube auch. Man hat zu uns schneller eine Beziehung, weil wir einfach viel näher beim Publikum sind: Man kann nach Abpfiff mit uns reden. Das ist sehr schön am Campus und wir spielen gerne dort. Das Problem ist aber, dass viele Leute nicht zu Fuss zum Campus laufen wollen und ich finde, dass wir es den Leuten so einfach wie möglich machen müssen, unsere Spiele zu schauen. Darum planen wir auch, ausgewählte Spiele im Leichtathletikstadion zu spielen, das wäre näher.

Bend it like Beckham ist Ihr Jugend-Lieblingsfilm...

Bevor ich den Film geschaut habe, wusste ich nicht, dass man in den USA Fussball spielen kann, um Stipendien zu bekommen. Und seit ich diesen Film geschaut habe, dachte ich mir eben, dass ich das auch machen kann.

Haben Sie Permi Jhooti, die als Vorbild für den Film diente und in Basel wohnt, bereits getroffen?

Sie lebt in Basel?! Nein, wir haben uns noch nicht getroffen.

Im Film geht es auch um die Akzeptanz von Frauenfussball. Hat sich seither viel verändert?

Ja, es hat sich sehr viel verändert und es wird noch besser werden. Es braucht einfach seine Zeit. In England kannst du die heutigen Zustände nicht mit denen vom Film vergleichen. Die Schweiz hinkt vielleicht ein paar Jahre hinterher, denn England ist zur Zeit Vorbild im Frauenfussball.

«Wenn du nur 60 statt 100 Prozent neben dem Fussball arbeiten musst, hast du auch mehr Zeit um zu trainieren.»

Wie schaut die Zukunft des Schweizer Frauenfussballs aus?

Das erste Ziel muss sein, dass mehr Zuschauer*innen kommen. Dann kommen auch mehr Sponsoren. Letzte Woche hat GC bekannt gegeben, dass sie mehr in den Frauenfussball investieren wollen. Das finde ich super. Je mehr Vereine das machen, desto besser wird die Liga. Wenn du nur 60 statt 100 Prozent neben dem Fussball arbeiten musst, hast du auch mehr Zeit um zu trainieren und dich zu erholen. Dann wird das Niveau besser und wenn das Niveau besser wird, kommen vielleicht auch mehr Leute zuschauen.

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Will unbedingt mit dem FC Basel Meister werden: Yasmin Bunter. (Foto: ZVG)

Und beim FC Basel?

Wir haben einen neuen Trainer, nächstes Jahr bekommen wir teilweise einen neuen Staff. Es wird sich viel ändern und eine Art Neustart tut uns vielleicht sehr gut. Früher waren die Morgentrainings nicht obligatorisch, aber ab nächster Saison werden fast alle immer dabei sein. Es ist sehr gut, wenn die Mannschaft sechsmal statt viermal pro Woche zusammen ist. Wir versuchen auch mehr Werbung für unsere Spiele zu machen, einfach auch damit das Team präsenter wird. Ich fände es super, wenn wir einmal pro Saison im St. Jakob vor 10’000 bis 15’000 Zuschauer*innen spielen könnten.

Wie schaut Ihre persönliche Zukunft aus?

In naher Zukunft will ich gut aus meiner Verletzung kommen und eine gute Saison mit dem FCB spielen. Ausserdem möchte ich für die Nationalmannschaft aus Sri Lanka spielen – auf dieses Abenteuer freue ich mich. Und ich werde nächstes Jahr heiraten.

Danke für das Gespräch, Yasmin Bunter!

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