Basels Stadtkonzert – laut oder leise?
Basel ist laut einer Studie die fünftlauteste Stadt der Schweiz. Die erprobte Berlinerin Ina lacht sich ins Fäustchen. Basel ... laut? Ist das euer Ernst?
Ein Freitagabend in Basel. Auf dem Nachhauseweg von der Steinen läufst du an grölenden Barbesucher*innen, Gekreische und den ohrenbetäubenden Technorhythmen aus den Clubs vorbei.
Die Ohren voll, erreichst du den Barfi. Dort rauschen Trams mit schrillem Gebimmel an dir vorbei. Ambulanzen dröhnen, Polizeisirenen heulen und Jugendliche auf der Barfitreppe beschallen alle mit ohrenbetäubenden Beats aus ihren Ghettoblastern.
Der erste Akt des Grossstadtkonzerts.
So geht das die ganze Nacht, bis morgens dann die Stadtreinigung durch deine Strasse donnert, Laubbläser der Hausfassade entlang heulen und die ersten Velofahrer*innen über Autos und die ersten Autofahrer*innen über Velos fluchen.
Der zweite Akt des Grossstadtkonzerts.
So geht das in Dauerschleife weiter. «Wann gibt diese Grossstadt endlich Ruhe?», fragst du verzweifelt.
Basel und laut?
Basel ist gemäss einer Studie der Zürcher Kantonalbank die fünftlauteste Stadt der Schweiz – zumindest, was den Strassenlärm anbelangt. «Basel...laut?», Bajour-Redaktorin Ina reibt sich verwundert die Augen. Sie ist vor mehr als einem Jahr von Berlin nach Basel gezogen. Verglichen mit der «echten Grossstadt» ist Basel idyllisch leise, meint sie.
Haben wir Schweizer*innen einfach empfindliche Ohren? Oder ist Inas deutsches Gehör abgestumpft? Das wollten wir von euch wissen, und haben deshalb in der Facebook-Gruppe «Gärngschee - Basel hilft» nachgefragt: Findet ihr Basel laut?
Die Gärngschee-Community stimmt Ina zu: Nicht laut oder jedenfalls nicht lauter als andere Grossstädte der Schweiz sei Basel. Das sagt eine grosse Mehrheit in der Abstimmung auf Facebook. Manche müssen selbst ein bisschen lachen. Basel eine Grossstadt? Gibt es eine solche überhaupt in der klitzekleinen Schweiz?
Mavriki Owczarz wird stutzig beim Begriff und Oliver Fässle pflichtet bei: «Wir haben in der Schweiz nur sechs Städte die überhaupt mehr als 100'000 Einwohner haben. Und keine davon, nicht mal Zürich, würde ich als ‹richtige› Grossstadt sehen, da sogar die deutlich unter einer halben Million Einwohner hat.»
Gärngschee-Mitglied Lars Hampel geht es wie Ina, er zog von Berlin ins «Dorf» Basel, schreibt er.
Ist Basel nun Dorf oder Grossstadt? Den 18 Personen, die finden, Basel sei wirklich eine der lautesten Städte, ist das wohl egal. Sie wünschen sich einfach nur Ruhe. Und ein paar sentimentale Seelen rufen in Erinnerung, dass Basel nur an den «drey scheenschte Dääg» richtig laut sei. Auch wenn das jetzt bereits zweimal nicht der Fall war und die meisten sich diesen «Lärm» wieder zurück wünschen.
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Das Verdikt ist eigentlich klar, Basel egal ob Grossstadt oder Dorf, ist nicht laut – aber ein paar Störfaktoren gibt es schon. Gärngschee-Mitglied Barbara Wenk nervt sich vor allem an den Laubbläsern der Stadtgärtnerei. (Wir verstehen dich gut, liebe Barbara!) Seit einigen Jahren setzen die Stadtgärtner*innen zwar auch elektrische Laubbläser ein, jedoch noch nicht überall.
Wohl nicht die Laubbläser, aber wahrscheinlich der Verkehr stört Gärngschee-Mitglied Desireey. Sie denkt lärmtechnisch mit Wehmut an ihren alten Wohnort in der Steinen zurück. Ihr neues Zuhause beim Volta sei da viel lauter.
«Kommt halt drauf an, wo genau du wohnst», findet auch Lawrence Aï – egal ob in Berlin oder in Basel. Da gebe es durchaus Orte in Berlin, die leiser sind als Orte in Basel, gibt er zu bedenken.
Von dem kann auch Bajour-Chefin Andrea ein Liedli singen. Sie zieht sich gern aus der lärmigen Grossstadt auf die ruhige Alp zurück. Aber wenn die Kühe ausgerechnet vor dem Schlafzimmer weiden, dann ist’s da auch wieder lauter.
Immerhin kann dir das in Basel nicht passieren, Glück gehabt.
Zugegeben, das zu Beginn beschriebene Grossstadtkonzert ist leicht überzogen. Aber um es mit Gärngschee-Mitglied Praphartson Leu zu sagen: «Wenn man es leiser mag, kann man ja auf’s Land ziehen.» Dann muss man halt einfach mit den Kühen leben.