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Lädelistärbe in de Innestadt

Pilzli adé

Nach über 40 Jahren flattert dem Betreiber die Kündigung ins Haus, der kleine Laden bei der Elisabethenkirche muss schliessen.

09/15/20, 03:55 AM

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Das Pilzli, der vielleicht schrulligste Laden der Stadt

Das Pilzli, der vielleicht schrulligste Laden der Stadt

Dienstag, viertel nach Zwei. Kurz nach Öffnung ist im «Pilzli» in der Elisabethenstrasse 20 viel los. Heinz Gebele, der Geschäftsführer, kümmert sich um jede*n Kund*in einzeln.

Das Pilzli gibt es seit 1976. Im Laden gibt es von Schlüsselanhängern über antiquarische Bücher und viel Schmuck bis hin zu asiatischen Möbeln fast alles zu kaufen. Von der Decke hängen Elfen und Elche, darunter liegen Diddle-Mäuse. Ein wunderschönes und kunterbuntes Durcheinander. Wer dem Laden noch einen Besuch abstatten will, sollte das möglichst bald tun. Denn: Ende Jahr ist Schluss. 

Das Haus, in dem sich das Pilzli befindet, gehört dem Tierschutzverein beider Basel. Bereits vor drei Jahren kam die Kündigung. «Ich bin damals vor Schreck beinahe vom Stuhl gefallen», so Gebele. Im Kündigungsschreiben steht, es seien Sanierungen nötig. Gebele engagiert eine Anwältin, denn er möchte etwas länger Zeit.

Das Kündigungsschreiben, das Heinz Gebete erhalten hat

Das Kündigungsschreiben, das Heinz Gebete erhalten hat

Was sagt der Tierschutzverein?

Nach einer Schlichtung wurde das Auszugsdatum nach hinten verlegt und neu auf den Januar 2021 datiert. Gebele durfte also zweienhalb Jahre länger bleiben.

Jascha Schneider, Präsident der Stiftung Tierschutzverein Basel, sagt: «Eine Sanierung der Liegenschaft ist aus baulichen Gründen notwendig, z.B. verfügt das Haus nicht einmal über eine Zentralheizung und kann auch aus energetischer Sicht nicht mehr mit gutem Gewissen bewohnt werden.»

Gebele ist gleich doppelt betroffen - er arbeitet nicht nur im Gebäude, sondern wohnt dort auch, gemeinsam mit seiner Tochter. Eigentlich wollte er erst im Sommer 2021 ausziehen. Denn er hätte seiner Tochter gerne den Stress erspart, mitten in den Maturvorbereitungen auch noch zu zügeln: «Es wird vermutlich 10 bis 15 Jahre gehen, bis der Tierschutzverein die Kosten der Sanierung durch Mieteinnahmen wettmacht. Da hätten sie mir das halbe Jahr auch noch geben können». 

«Es ist nicht vorgesehen, Luxuswohnungen zu bauen»

Jascha Schneider, Präsident der Stiftung Tierschutzverein beider Basel

Was wird nach der Sanierung aus der Liegenschaft? «Es ist nicht vorgesehen, Luxuswohnungen zu bauen und an Expats zu vermieten», sagt Jascha Schneider vom Tierschutz beider Basel. «Erst wenn das Konzept der zukünftigen Nutzung feststeht, können wir mit potentiellen Mietern sprechen». Heinz Gebele und das Pilzli wollen aber nicht mehr in die Liegenschaft zurückziehen. 

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«Das Ganze hat uns einige Nerven gekostet», so Heinz Gebele. Der Streit führte zu sehr viel Stress. «2017 waren meine Frau und ich völlig überbelastet.» Das führt bei ihm zu einem Erschöpfungsburnout. «Seitdem arbeite ich nur noch 50, also nur noch nachmittags.» Er nehme sich Zeit für die Fotografie. «Das hilft mir, mit dem Stress umzugehen.»

Nun, da Heinz Gebele und seine Familie per Januar 2021 rausmüssen, ziehen sie in ein anderes Quartier. Das Pilzli kommt nicht mit. «Das kleinste Warenhaus von Basel», wie Heinz Gebele es nennt, kennen viele aus ihrer Jugend. «Damit verliert Basel für viele ein Stück Erinnerung.» 

Das Pilzli: links 1976 und rechts heute

Das Pilzli: links 1976 und rechts heute

Trotzdem ist ihm eine Wiedereröffnung ein zu grosses Risiko. «Wir tappen bezüglich Corona und der Auswirkungen auf die Geschäfte im Dunkeln.». Die Kunden werden immer weniger. «Viele haben im Corona-Lockdown begonnen, online zu shoppen, und haben seitdem nicht mehr aufgehört». Das Pilzli ist weder auf Social Media Kanälen vertreten, noch hat es eine eigene Website. Gebele ist aber auch froh, kann er eine Pause machen. In Zukunft will er sich mehr seinem Hobby widmen. «Vielleicht gibt es irgendwann eine Galerie» träumt er. 

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