Der kleine Sutter Begg und sein grosser Nachbar
Etwa dreimal so breit und auf doppelt so vielen Stockwerken: Neben der kleinen Sutter-Begg-Filiale in der Streitgasse ist Ende November das Backwerk eingezogen. Konkurrenz für den kleinen lokalen Player? Wir haben nachgefragt.
Wenn man vom Barfüsserplatz zur Freien Strasse geht, muss man fast etwas schmunzeln ab dem Grössenunterschied der beiden Bäckereien, die dort zur Linken ihre Ware verkaufen. In einem schmalen Haus befindet sich seit 1958 die erste Sutter-Begg-Filiale der Stadt. Gleich daneben ist Ende November in einem deutlich grösseren Lokal die erste Schweizer Filiale des Backwerks eingezogen. Backwerk gehört, wie Brezelkönig, k kiosk, Café Spettacolo und Superguud zur Valora-Gruppe.
Das Backwerk funktioniert mit Selbstbedienung. Frisch belegte Sandwiches, Smoothies und Süssgebäck kann man selbst aus den Auslagen nehmen, sich einen Kaffee brühen und, wenn man das denn möchte, an der Express-Selfcheckout-Kasse, die die Ware mithilfe von Kameras gleich selbst erkennt, bezahlen.
Der Kontrast zwischen den beiden Bäckereien könnte kaum grösser sein. Links der analoge kleine Laden mit seinen traditionellen Broten und Gebäcken. Rechts die im Vergleich ausladende, moderne Filiale, die Avocado-Bagels und Detox-Smoothies in Selbstbedienung verkauft.
Laut dem Echo der Zeit tun sich herkömmliche Bäckereien aktuell schwer. Brot, Sandwiches und Gebäck gibt es nämlich zu günstigeren Preisen zuhauf auch in Imbissbuden, im Grosshandel und in Tankstellenshops. Dass das grosse Backwerk jetzt ausgerechnet neben der seit Jahrzehnten etablierten Sutter-Begg-Filiale einzieht, mag überraschen. Droht der kleine lokale Player hier vom grossen Franchise-Unternehmen verdrängt zu werden?
Hajkone Halitaj, Filialleiterin des Sutter Begg an der Streitgasse, hat überhaupt keine Angst vor ihrem neuen Nachbarn. «Wir haben unsere Basler Produkte», meint sie, während sie vor dem Fenster vorbeigehende Leute grüsst. Die Kund*innen kämen wegen des Gebäcks, das der Sutter Begg anbietet. Das könne das Backwerk nebenan nicht ersetzen. «Wirtschaftlich merken wir bis jetzt überhaupt keine Veränderung.»
Zieht also das grosse Unternehmen gar nicht? Ganz im Gegenteil, meint Ciccia Ylsa, Filialleiterin des Backwerks. Sie streicht die «schmackhafte und laufend frisch gebackene» Ware hervor. Zudem erwähnt sie das grosse Angebot. So oder so würden sich ihr Konzept und die Produkte genug von jenen anderer Anbieter unterscheiden, betont sie.
«Wirtschaftlich merken wir bis jetzt überhaupt keinen Unterschied.»Hajkone Halitaj, Filialleiterin Sutter Begg
Cyril, der hier in der Innenstadt arbeitet, ist im Backwerk Stammkunde geworden. Ciccia Ylsa begrüsst den 46-Jährigen schon mit Namen. «Na, alles gut? Möchtest du das warm haben?», fragt sie und legt sein Panini in den Sandwichgrill. «Ich mag das Angebot und die Auswahl hier, und auch die Preise sind gut», erklärt Cyril.
Detailhandelsfachfrau Salome zieht den Sutter Begg vor. Die 23-Jährige hat auch ein Lieblingsgebäck: «Ich komme immer wegen dem Schoggiweggli», meint sie und zeigt zur roten Aussentheke der Filiale. «Das ist nirgends so gut wie hier.»
Es scheint also, dass die Bäckereien mit ihrer jeweiligen Kundschaft friedlich nebeneinander her leben können. Und auch die vom Echo der Zeit erwähnte Bäckerei-Krise scheint Sutter Begg nicht zu tangieren. Erst 2022 ist in der Gartenstadt Münchenstein nämlich die 26. Sutter-Begg-Filiale in der Region eröffnet worden.
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