Längere Öffnungszeiten am Tellplatz? Anwohner*innen sind erschüttert
Erste Reaktionen auf die Petition für längere Sommerabende in der Quartierbeiz.
Es gibt Gundelianer*innen, die wollen ihr Quartier zelebrieren, indem sie am Abend lange draussen sitzen und ein Bier trinken. Und es gibt die, die einfach nur schlafen möchten.
Am Tellplatz gibt es deswegen gerade eine Diskussion. Da ist nämlich eine Petition in Gang. Sie fordert, dass die Beizen am Tellplatz ihren Aussenbereich länger öffnen dürfen, und zwar um eine Stunde. Heisst: Bis Mitternacht unter der Woche und am Wochenende bis 1 Uhr. Bajour hat am vergangenen Donnerstag über das Begehren berichtet, nun liegt die Petition offiziell auf und wirbt in den Beizen vor Ort wie auch digital um Unterschriften.
Der Tellplatz habe die Verlängerung der lauen Abendstunden verdient, so die Befürworter*innen, darunter l’esquina-Inhaber Vedat Kirmizitas. Der Tellplatz sei immerhin der Glutkern einer Stadt in der Stadt, dem Gundeli.
Wo es glüht, ist allerdings der Funke nicht weit. Der Bajour-Bericht über die Petition hat auf unserer Facebook-Seite für ordentlich Zunder gesorgt und damit gezeigt, dass auch im Gundeli nicht alle ums selbe Lagerfeuer tanzen.
So zeigte sich ein Leser, der sich als Tellplatz-Anwohner bezeichnete, bestürzt über den Lärm in den Beizen: «Der Tellplatz ist lebendig genug und es verträgt zusätzlichen Lärm der l‘esquina-Gäste nicht. Der Grossteil der Gäste kommt nicht aus dem Quartier und futiert sich um den Lärm.»
Eine weitere Leserin schrieb. «Es ist ein totaler Affront an die Anwohner, unter der Woche bis Mitternacht offen haben zu wollen. 23 Uhr ist eigentlich schon zu lange für draussen rumlärmende Gäste. Erst recht, wenn diese mit ihren riesen PS Boliden her und wieder weg fahren...»
Mit dem neutralen Quartierverein NQVG hatte eine lokale Institution die Petition unterstützt. Die Quartierkoordination Gundelingen sagt dagegen auf Anfrage, der Vorstand könne die Skepsis der Anwohner*innen verstehen und habe deswegen darauf verzichtet, die Petition zu unterzeichnen.
«Zum einen hat uns das Hervorheben der Partikularinteressen einiger weniger Gastronom*innen am Tellplatz nicht überzeugt», sagt Gabriele Frank in Vertretung des Vorstands der Quartierkoordination. «Was ist mit den Beizern am Meret-Oppenheim-Platz, mit denen im Gundeldinger Feld? Das Gundeli hat viele Zentren, nicht nur den Tellplatz. Die Petition könnte also auch als Affront aufgefasst werden.»
Der Tellplatz sei zwar belebter als früher, das sei auch gut und recht, aber die Anwohner*innen hätten tatsächlich mit empfindlichen Lärmproblemen zu kämpfen. Vor allem die immer wieder neu verlegten, immer noch sehr lärmintensiven Tramgleise hätten in den vergangenen Jahren zu erhöhter Nervenbelastung geführt. Die Tramlinien führten bereits bei jeder Befahrung zu einer Vibration des Bodens, ja, einige Anwohner*innen seien regelrecht und im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert.
Trotz dünner Nervenkostüme und einer insgesamt fragilen Ausgangslage hoffen die Initiant*innen dennoch und ab sofort auf Rückendeckung aus dem Quartier.