Basels jüngster Larvenmacher

Waggis-, Pierrot-, Ueli- und Schnitzelbangglarven – diese und andere Kreationen entstehen im Larvenatelier von Dorian Weber. Er nennt sich Larvedörsl und ist im Alter von 31 Jahren der jüngste selbstständige Larvenmacher in Basel. Wir haben ihn in seiner Werkstatt besucht.

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Dorian in seinem Larvenatelier. (Bild: Jelena Schnüriger)

Das Atelier von Dorian Weber befindet sich im Kellergeschoss der Gartenstrasse 22. Beim Eintreten kommt einem der Geruch von frischer Farbe entgegen. Kein Wunder: Der ganze Raum ist farbig. Larven und Bilder an der Wand, farbige Bücher im Regal und ein grosser Tisch mit Farbklecksen, an dem der jüngste selbstständige Larvenmacher Basels mit uns Platz nimmt.

Dorian ist zwar jung, aber keineswegs neu im Fasnachts-Game – Laternen bemalt er schon seit zwölf Jahren. Seit Kind auf ist er aktiver Fasnächtler und hat mit seiner Clique Jahr für Jahr die eigene Larve hergestellt. Dieses Jahr hat Dorian beschlossen, die Larvenproduktion zu seinem Beruf zu machen. Die Idee schwirrte schon seit drei Jahren in seinem Kopf. Im Sommer hat er mit der Arbeit begonnen. Nicht viel später kam der erste grosse Auftrag: 80 Larven für eine ganze Clique.

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Der Larvedörsl hält eine seiner Lieblingslarven. (Bild: Jelena Schnüriger)

Vom Herbstanfang bis nach der Fasnacht ist die Larvenproduktion Dorians Haupttätigkeit. Den Rest des Jahres arbeitet er «hier und da» als freier Künstler. Sein Hintergrund als Künstler mit Kunststudium hilft ihm bei seiner Arbeit als Larvenmacher. Aber jede*r könne das Larvenmachen erlernen, das zeige nur schon, dass einige Cliquen ihre Larven selber herstellen. Und obwohl Dorian sein Skillset aus der Kunst in der Larvenproduktion anwendet, trennt er seine Arbeit als Larvenmacher von der als Künstler: «In meinem Larvenatelier bin ich nicht nur Künstler, sondern primär Dienstleister.»

Zu Dorians Arbeitsalltag gehört nämlich nicht nur das Kreative, sondern auch viel Planung und Büroarbeit. Die logistische Zeitplanung aufgrund von begrenzten Lagermöglichkeiten, die Administration und aus seiner Arbeit ein lukratives Geschäft zu machen sieht er als seine grösste Herausforderung. Dass die Larvenproduktion ein aussterbendes Handwerk ist und sich ein grosser Teil der anderen Larvenmacher*innen im Pensionsalter bewegen, stört ihn überhaupt nicht. Sein Ziel ist es, die Larvenproduktion zu seinem Hauptberuf zu machen, den er das ganze Jahr über ausübt.

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«Ich bin sozusagen in meinem eigenen Betrieb in der Lehre.»
Dorian Weber

Die Arbeit macht ihm Freude. Während Dorian bei den Grundschritten der Herstellung den Dreh raus hat, müsse er stets dazulernen. «Ich bin sozusagen in meinem eigenen Betrieb in der Lehre», lacht er. Neues Lernen tut er, indem er sich die Arbeit von Maskenkünstler*innen aus der ganzen Welt anschaut. «Dies inspiriert mich interessanterweise deutlich mehr, als andere Fasnachtslarven anzusehen.» Gerade bei der Herstellung unkonventioneller Larven möchte er mehr lernen und kreativer werden. Auch hierfür tüftelt er schon an Ideen – diese bleiben aber bis zur nächsten Fasnacht geheim.

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