Lewin Lempert: «Die Kinderbetreuung im Baselbiet ist ungenügend»

Am 12. Februar sind Landratswahlen. Bajour pickt aus jeder Partei eine*n spannende*n Kandidat*in raus. Heute mit Lewin Lempert von der SP. Lempert ist schon Einwohnerrat in Binningen und fordert mehr Subventionen für Kitas.

Lewin Lempert
Zur Person
  • Name: Lewin Lempert
  • Alter: 26
  • Beruf: Projektleiter & Religionswissenschaftler
  • Wohnort: Binningen
  • Wahlkreis: Binningen
  • Liste: Sozialdemokratische Partei, JUSO und Gewerkschaften (Liste 2)

Lewin Lempert, Sie kandidieren für die SP. Wieso gerade diese Partei?

Weil die SP das Engagement für soziale Gerechtigkeit, für eine soziale Schweiz und einen sozialen Kanton Baselland ins Zentrum stellt. Ich bin sehr überzeugt, dass wir global und lokal in wichtigen Themen wie der Gleichstellung und dem Klimaschutz nur vorankommen, wenn die Basis unserer Gesellschaft die soziale Gerechtigkeit ist. Ohne das funktioniert es nicht, darum bin ich bei der SP.

Sie haben schon auf nationaler Ebene politisiert. Bei der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee haben Sie gegen Kampfjets gekämpft und in der SP sind Sie Projektleiter für Kampagnen. Kann man auf Kantonsebene überhaupt etwas Wichtiges erreichen?

Ja, sicher. Ich bin auch Einwohnerrat in Binningen, das wäre ich nicht, wenn ich davon nicht überzeugt wäre. 

Welche Themen sind Ihnen wichtig?

Ein wichtiges Thema, was man kantonal und national anschauen muss, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das Baselbiet ist direkt nach dem Kanton Uri auf dem zweitletzten Platz, was die Kosten von Kitas angeht. Das ist absurd und muss angegangen werden, sowohl der Kanton, aber auch die Gemeinden sollten Kitas stärker subventionieren. Das würde Familien und deren Kaufkraft stärken. Das hilft auch der Wirtschaft, denn Eltern könnten sich dann mehr leisten, wie einen Restaurantbesuch oder einen Zooeintritt. Beim Klimaschutz tragen ebenfalls alle Ebenen Verantwortung. Im Kanton Baselland sollte man zum Beispiel die Installation von neuen Öl- und Gasheizungen verbieten, damit wir beim Ersetzen der Heizungen vorankommen.

Der Kanton strebt Netto-Null per 2050 an. Reicht das?

Basel-Stadt strebt 2037 an. Das können wir im Baselbiet auch schaffen. Doch dafür braucht es die richtigen Mehrheiten

Braucht der Kanton Baselland weitere Klimaschutzmassnahmen?

Ja, eine Solarpflicht bei Neubauten sollte man in Angriff nehmen. Das Baselbiet steht auch in der Verantwortung, in den Klimaschutz zu investieren und die Versorgungssicherheit mit erneuerbaren Energien, seien es Windkraft oder Solaranlagen, sicherzustellen. Die Mobilität ist ebenso ein Thema. Das Netz des öffentlichen Verkehrs muss dichter werden. In den ländlichen Gegenden muss der öV so ausgestattet sein, dass man dort aufs Auto verzichten könnte.

«Basel-Stadt strebt 2037 an. Das können wir im Baselbiet auch schaffen.»
Lewin Lempert

A propos Mobilität, wie sind Sie unterwegs?

Mit dem Velo und dem Zug und auch zu Fuss. Damit komme ich überall hin. Für den Notfall bin ich bei Mobility Mitglied, falls mal ein grosses Möbel transportiert werden muss.

Was wollen Sie im Landrat erreichen?

Grundsätzlich sind mir soziale Aspekte wichtig, alle Menschen haben es verdient, in Würde zu leben. Dafür braucht es gute Löhne, hier könnte man sich am Mindestlohn in Basel-Stadt ein Vorbild nehmen. Auch müssen wir gegen die explodierenden Mietpreise vorgehen und die Prämienverbilligungen bei der Krankenkasse erhöhen.

Das sind jetzt viele Punkte, welches Thema hat Priorität?

Das ist schwierig zu sagen, da die Probleme in unserem Kanton sehr vielfältig sind. Am einfachsten wäre es wohl, die Kitakosten stärker zu subventionieren. Auch rasch umsetzbar ist ein Verbot für Öl- und Gasheizungen. Natürlich nicht von heute auf morgen, man kann aber ein Enddatum festlegen und ab sofort bei Neubauten keine solchen Heizungen mehr einbauen.

Sie haben im Interview mit der bz gesagt, dass Sie nicht mit einer Wahl rechnen. Sind Sie ein Tiefstapler?

Nein, ich gebe Vollgas im Wahlkampf und für die Partei. Wir haben eine starke Liste im Wahlkreis mit den zwei bisherigen Landrätinnen Lucia Mikeler Knaack und Simone Abt. Die beiden machen einen super Job und müssen wiedergewählt werden. Da es mein erster Wahlkampf in Binningen und Bottmingen ist, bin ich sicher noch nicht so vernetzt, wie andere. Darum nutze ich den Wahlkampf auch, um mehr Leute kennenzulernen. Es wäre arrogant zu sagen, ich rechne mit einer Wahl, aber ich würde mich sehr über ein gutes Resultat freuen.

«Es wäre arrogant zu sagen, ich rechne mit einer Wahl, aber ich würde mich sehr über ein gutes Resultat freuen.»
Lewin Lempert

Kennen Sie denn das Baselbiet genug, um kantonal zu politisieren?

Ja sicher! Ich wohne zwar erst seit drei Jahren hier, doch den Kanton und die Region kenne ich schon länger. Ausserdem kann eine Perspektive von aussen auch helfen, wenn man mal einen Schritt zurück machen möchte, um zu schauen, wie die Dinge in unserem Kanton laufen. Zum Beispiel ist die Situation, wie vorher angesprochen, bei der Kinderbetreuung im Baselbiet schlicht ungenügend.

Sie sind mit der SP-Nationalrätin Samira Marti zusammen. Wer profitiert mehr, Sie von Samira Marti, der Nationalrätin, oder Marti von Ihnen, einem Campaigner der SP Schweiz?

Wir sind schon seit vielen Jahren zusammen, lange bevor Samira Nationalrätin wurde. Die Politik steht – zum Glück – nicht im Zentrum unserer Beziehung! Zu Ihrer Frage: Wir haben wohl eine recht ausgeglichene Beziehung. Aber ich bin kein Beziehungsratgeber (lacht).

Bajour kürt täglich eine*n Basler*in des Tages. Baselbieter*innen mitgemeint. Wen würden Sie nominieren?

Das ist natürlich klar. Im Moment sind das für mich Kathrin Schweizer und Thomas Noack. Sie ergreifen in diesem bürgerlichen Kanton im Wahlkampf und hoffentlich auch bald gemeinsam in der Regierung Partei für Kaufkraft, Klimaschutz und Gleichstellung.

Sie müssen sich für eine*n der Beiden entscheiden.

Dann wähle ich Kathrin Schweizer. Sie macht alles dafür, dass in dieser rechten Regierung soziale Themen nicht völlig untergehen. Doch ich will wirklich, dass beide gewählt werden.

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