Liest du noch Bücher?
Am Wochenende findet mit der BuchBasel ein Highlight für Literaturliebhaber*innen statt. Das Internationale Literaturfestival zieht jährlich rund 9000 Besucher*innen an und lädt während drei Tagen zu Lesungen, Diskussionen, Performances, Workshops und Begegnungen mit digitaler Literatur. Auch in diesem Jahr stehen bekannte Namen auf der Lister der Autor*innen: Unter anderem sind Arne Dahl, Carolin Emcke, Pedro Lenz oder Caroline Wahl live zu erleben. Am letzten Tag des Festivals wird der Schweizer Buchpreis vergeben. Während der BuchBasel scheint die Begeisterung für Literatur innerhalb der Bevölkerung gross. Tatsächlich sind das Lesen und die Lesehäufigkeit von Büchern, E-Books und Comics laut dem Bundesamt für Statistik als äusserst stabil. Insgesamt 83 Prozent der Bevölkerung haben bei der letzten Erhebung von 2019 mindestens ein pro Jahr Buch gelesen, ebenso viel wie fünf Jahre zuvor. Wobei der Anteil der Ebooks von 15 auf 25 Prozent angestiegen ist. Und wie sieht es bei dir aus?
Wertvolle Zeit
Bücher lesen braucht Zeit, ist also in unserem Alltag ein Luxus. Ich lese seit ich ca. 10 war regelmässig Bücher, mittlerweile eBooks (weniger Gewicht, angenehmer für müde Augen, etc): zurzeit und seit Oktober 23 als Plausch-Projekt alle Brunetti-Romane in der Reihenfolge (Donna Leon, 1992-2024 1 Buch/Jahr, bis bei 2016 angekommen)... nicht weil ich Krimis mag, sondern mich interessiert, wie Donna Leon unsere gesellschaftlichen Entwicklungen im Venedig einer populären Figur in ihrem 30jährigen Schaffen einarbeitet. Lesen bereichert unsere inneren Welten, unser Empathievermögen. Manche Bücher verändern einem (Anfänge, D. Gräber & D. Wengrow), manche entzücken einem (Walter Morfs Zamonien-Geschichten)... ein Buch zu lesen ist selten ein Verlust-Geschäft, sogar wenn es manchmal nur harte Arbeit ist. Leider habe ich diese Liebe meinen Teenager-Kids nicht weitergeben können. Ich glaube, ihnen fehlt die Langeweile... vielleicht kommts ja noch.
Audiobooks gelten auch als Lesen
Dank Audiobooks habe ich es geschafft, meine Lesegewohnheiten drastisch zu verändern. Früher fiel es mir schwer, genügend Zeit zum Lesen zu finden, und die Schulzeit hatte mich in Bezug auf Lesen völlig ausgelaugt. Doch durch das Hören von Büchern während des Pendelns, bei der Arbeit oder im Haushalt geniesse ich jetzt mühelos Geschichten. Audiobooks gelten auch als Lesen, und durch diese flexible Art der Literaturaufnahme komme ich jetzt auf 25 Bücher im Jahr. Das hat nicht nur mein Wissen erweitert, sondern auch meine Liebe zur Literatur neu entfacht.
Bücher sind wie Freund*innen
Ein Leben ohne Bücher ist für mich kaum vorstellbar. Lesen entführt mich in andere Welten, öffnet den Blickwinkel, bildet, macht Freude und lenkt von Dingen ab, die ich im Alltag auch mal vergessen möchte. Ich lese echte Bücher, habe aber auch einen Tolino, den ich gelegentlich auf Reisen nutze. Denn wenn ich Bücher mag, möchte ich sie auch in meinem Regal sehen können. Wenn sie mir nicht so gefallen, gebe ich sie an öffentliche Bücherschränke weiter. Der Nachteil am vielen Lesen: Vieles anderes kommt zu kurz wie Sport, Schlaf, manchmal auch Haushalt oder bürokratischer Kram. Aber das ist es mir wert.
Bücher? Lesen? Sicher!
Als Tages- und Wochenzeitungsleser, geschweige denn in den elektronischen Medien und Foren, blinzeln mich die Stoffe rasch an, werden von aktuelleren überlagert – und schon sind sie verschwunden. Beim Buch lasse ich mir Zeit, komme, wie bei J.D. Vance, erst acht Jahre nach Erscheinen auf seine Hillbilly-Elegie und erfahre manches über den Aufsteiger, dessen Weg bis zum Soziussitz des Orangeblonden geführt hat!
Ja, aber...
nur Sachbücher. Ich habe sogar eine Bücherwand, die nicht nur zur Dekoration dient, sondern ich habe auch fast alle meiner Bücher auch gelesen!
Mind. 1 Buch / Monat
Analog vs. digital
Ein Präsentator einer Literatursendung hat mal behauptet, er lese 400 Seiten pro Tag. Elke Heidenreich liest von 8-12 und 14-18h, für sie sei Lesen ein Job wie jeder andere. Und ich? Ja, ich lese „noch“ Bücher und wurde dafür auch schon ausgelacht, ich hätte das 21. Jahrhundert noch nicht erreicht, das digitale Design sei dem Papier zum Verwechseln ähnlich usw. Ja, ich mag den Geruch von Papier, das Geräusch einer Zeitung mit dem obligaten Tropfen Cappuccino drauf, ich bin analog unterwegs und finde, der Blick aufs Smartphone mit der entsprechenden Körperhaltung sei doof, und so finden alle einander doof, digital vs. ananlog. Lese ich richtig? Die meisten Schweizer lesen 1 Buch pro Jahr? Ich wurde auch schon gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die chinesische Mauer zu besuchen. Meine Antwort war ein klares Nein, brauche ich nicht mehr. Ich habe die Welt bereist, meine Reisen finden nun mittels Lesen ins Innere statt, das allerdings vom Erlebten bereichert wird. Kann ich sehr empfehlen!