Wie alle Parteien ist auch die SP im Wahlkampfmodus. Ein Thema blendet sie aber aus: Zuwanderung. Nicht so Nationalrätin Jacquelin Badran, die gegenüber der NZZ am Sonntag Position bezieht und in SVP-manier sagt: Zu viele Menschen kommen in die Schweiz. Unterschiedlich ist hingegen die Begründung: Während sich die Volkspartei auf Asylsuchende fokussiert, sieht die Zürcherin die Schuld vor allem in der Tiefsteuerpolitik, die 1998 mit der ersten Unternehmenssteuerreform begonnen habe. Damit hole man pro Jahr 250 neue Firmen ins Land, eingewanderten Expats würden Steuerprivilegien gewährt. Anderen Ländern habe man hingegen Steuersubstrat gestohlen und Fachkräfte weggelockt. Der Schweiz selber bringe es hingegen nichts, weil das Wachstum nicht mehr Wohlstand bringe, sondern nur die Unternehmensgewinne hochtreibe. «Wir bezahlen den vermeintlichen Wohlstandsgewinn dadurch, dass die Haushalte mehr arbeiten und an der Arbeit und überall in der Gesellschaft das Stress-Level steigt.»
Macht uns Wirtschaftswachstum noch glücklich?
Wie alle Parteien ist auch die SP im Wahlkampfmodus. Ein Thema blendet sie aber aus: Zuwanderung. Nicht so Nationalrätin Jacquelin Badran, die gegenüber der NZZ am Sonntag Position bezieht und in SVP-manier sagt: Zu viele Menschen kommen in die Schweiz. Unterschiedlich ist hingegen die Begründung: Während sich die Volkspartei auf Asylsuchende fokussiert, sieht die Zürcherin die Schuld vor allem in der Tiefsteuerpolitik, die 1998 mit der ersten Unternehmenssteuerreform begonnen habe. Damit hole man pro Jahr 250 neue Firmen ins Land, eingewanderten Expats würden Steuerprivilegien gewährt. Anderen Ländern habe man hingegen Steuersubstrat gestohlen und Fachkräfte weggelockt. Der Schweiz selber bringe es hingegen nichts, weil das Wachstum nicht mehr Wohlstand bringe, sondern nur die Unternehmensgewinne hochtreibe. «Wir bezahlen den vermeintlichen Wohlstandsgewinn dadurch, dass die Haushalte mehr arbeiten und an der Arbeit und überall in der Gesellschaft das Stress-Level steigt.»
Je nach Definition
Das kommt ganz darauf an, wie wir es definieren. Wirtschaft oder auch „Ökonomie“ kommt ja aus dem Griechischen: oikos und nomos. oikos, der Haushalt, und nomos, z.B. die Lehre. Also die Lehre des guten Haushaltens, zum Beispiel. Wie in sämtlichen Wirtschaftslehrbüchern auf Seite eins festgehalten wird, geht es bei der Lehre des guten Haushaltens um die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Leider wird ab Seite zwei dann nur noch von Geld geredet.Wenn wir Wirtschaftswachstum also so definieren, wie es eigentlich „richtig“ wäre - nämlich Wachstum der Dinge, die menschliche Bedürfnisse erfüllen - dann ja, klar macht uns das glücklich. Wir könnten auch ein Synonym dafür verwenden, z.B. Care. denn Care-Arbeit beschreibt ebenfalls alles, was unserer Bedürfniserfüllung dient. Ohne Care gibt es keine Menschen und ohne Menschen braucht es keine Wirtschaft. Also könnte man auch sagen „Wirtschaft ist Care“. Mehr Care macht uns auf jeden Fall glücklich. Nur leider muss diese Care-Arbeit von irgendwem geleistet werden. Und da ist der grosse Knackpunkt, der uns eben im Moment sogar unglücklich macht: Care-Arbeit ist nicht / zu schlecht bezahlt, nicht / zu wenig gewertschätzt und anerkannt, nicht / zu wenig Thema in Politik, Medien (warum wird zur besten Sendezeit der Börsenstand verlesen?) und Bildung, … Und: Care-Arbeit wird oft von Care-Migrant*innen geleistet (z.B. 24h-Pfleger*innen, die ihre eigenen Familien in ihren Herkunftsländern zurücklassen, um hier in prekären Bedingungen unsere Alten zu pflegen) - das führt zu einer Kettenreaktion. Und da wir am Ende alle auf dem gleichen Planeten sitzen, kann es uns langfristig nicht glücklich machen, solange das System so funktioniert.
Kapitalismus 3.0
Wachstum basiert auf Gewinn und das ist nichts anderes als Substanz, das einem System entzogen wird. Das erträgt kein System* auf Dauer. Nur Gläubige vertrauen darauf, dass Manna vom Himmel fällt oder Geld auf den Bäumen wächst, denn das ist leider nicht so. Vorbild Natur stellt sämtliche Erträge immer und immer wieder dem System als Ressource zur Verfügung. Es gibt keinen Abfall, alles wird wiederverwendet und nichts wird in Form von Yachten auf den Cayman parkiert. Das wird auch so bleiben, wenn die Ressource Mensch in ferner Zukunft nicht mehr zur Verfügung steht. Im Aktienkapitalismus, dem Kapitalismus 1.0, war es bis zu einem gewissen Grad auch so, nur dass man schon damals die versteckten Kosten nicht einrechnete - nicht einrechnen konnte, weil man sie noch nicht kannte. Heute kennen wir sie. Mein Vorschlag, Kapitalismus 3.0, nach Nanosekunden- oder Hedgefonds-Kapitalismus, wäre, jeden Ertrag dem System in nicht monetären Werten zurückzugeben: Von Bildung, Gesundheit, Bürgerdienste/Care-Arbeit, Mediation über genossenschaftliches Housing, Renaturierungen, Wasser- und Landwirtschaftsmanagement bis hin zu Frieden. Das ist nachhaltiger als der Glaube an Wachstum oder an Gott.
Engpass zum Glück
In hochentwickelten Ländern wie der Schweiz nicht mehr. Die Menschen hier sind nicht glücklicher oder zufriedener, weil die Wirtschaft wächst. In Ländern wie der Schweiz liegt der Engpass zum Glück für die Mehrheit der Bevölkerung bei ganz anderen Dingen als beim materiellen Wohlstand.
Es braucht einen echten Wohlstand
Die Welt ist in Unordnung. Es herrscht Chaos. Ob mit dem Kapitalismus, mit dem Kommunismus, dem Sozialismus oder sonst einem Mus: Die autoritär-hierarchisch und industriell-militärisch-technologisch begründete Zivilisation steckt total, überall auf der Welt und vielen Bereichen in einer Krise. Auch wenn es viele immer noch nicht wissen wollen: Das System "Immer noch mehr Wachstum dank immer noch mehr Wachstum" geht nicht mehr. Ökonomisch nicht, ökologisch nicht, und vor allem auch sozial nicht. "Echter Wohlstand" meint folgende fünf Dimensionen eines neuen, ganzheitlichen Wohlstandsbegriffs: Zeit, erfüllende Beziehungen, Kreativität, Verbundenheit mit den Mysterien des Lebens sowie mit der unbändigen Schönheit der Natur.
Der Zwang zum Wachstum kann nicht glücklich machen
Der Zwang zum Wachstum ist der kapitalistischen Wirtschaft und Gesellschaft in die DNA eingeschrieben - glücklich macht das nicht, denn dieser permanente Wachstumswahn gründet auf der Ausbeutung von Mensch und Natur und zerstört schlussendlich die Grundlagen unsere Existenz. Anstatt 30 T-Shirts pro Person, wäre es vielleicht sinnvoller gemeinsam festzulegen, wieviel T-Shirts notwendig wären um wirklich glücklich zu sein und was wir mit unserer Arbeit und Zeit für das gute Leben aller bewerkstelligen könnten. Mit Wachstumszwang kommen wir nicht in die Zukunft, auch nicht mit einem green new deal, denn es braucht auch den politischen Mut in Teilbereichen auf ein Wachstum zu verzichten, um die Grundlage des Überlebens zu sichern. Denn wir können die Probleme des Kapitalismus nicht lösen, wenn wir diesen für später warmhalten. Es ist Zeit gemeinsam andere Wege zu gehen, um den Bedarf anstelle des Profits ins Zentrum zu stellen. Da müssen wir ehrlich sein…
Ausbeutung
Wirtschaftswachstum = Ausbeutung von Mensch und Natur
Ja, Wachstum macht uns glücklich!
Die Forschung belegt den klaren positiven Zusammenhang sowohl individuell zwischen Einkommen und Glück als auch gesamtgesellschaftlich zwischen dem BIP pro Kopf und der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit. Es lässt sich aber auch feststellen: Je höher das Einkommen, desto stärker nimmt dieser Effekt ab. Man könnte also sagen, je wohlhabender unsere Gesellschaft ist, desto mehr steht qualitatives statt quantitatives Wachstum im Vordergrund. Wobei qualitativ z.B. umweltfreundlicher oder effizienter heissen kann. Um das Beispiel von Jacqueline Badran zu nehmen: Statt 30 will man zwar nicht 50 T-Shirts (quantitatives Wachstum), dafür sollen sie langlebiger und nachhaltiger produziert sein (qualitatives Wachstum). In einer Wirtschaft, die nicht mehr wächst, geht es den Menschen schlechter. Wer das fordert, gefährdet nicht nur das Glück der Menschen, sondern sorgt dafür, dass bald auch diese 30 T-Shirts nicht mehr sicher sind.
Ja
WW ist mit Wohlstand verknüpft und das brauchen wir.