«Fasnacht muess me mit dr Muettermilch ufnäh…»
Diese Basler Fasnacht wird etwas ganz Besonderes. Speziell für die vielen Binggis, die zum ersten Mal die Fasnacht erleben. Wir wollten von der Gärngschee-Community wissen, welches Alter ist optimal für den ersten Morgestraich?
4 Uhr. Der Glockenschlag ertönt. Die Lichter der Stadt gehen aus. In den Strassen ertönen die Piccolos und Trommeln. Endlich wieder Fasnacht!
Die Fasnacht ist dieses Jahr zwar etwas magerer (Stichwort kein Cortège), die Vorfreude dafür umso riesiger. Der Morgestraich wird die zweijährige Zwangspause beenden und die drey scheenschte Dääg einläuten. Nach der unfreiwilligen Auszeit können dieses Jahr besonders viele junge Baslerinnen und Basler ihre erste Fasnacht erleben.
Wir wollten von der Gärngschee-Community wissen, welches Alter ist denn optimal für den ersten Morgestraich?
«Fasnacht muess me mit dr Muettermilch ufnäh…»
Gärngschee-Mitglied Zoe ist in einer Fasnachtsfamilie aufgewachsen. Sie habe sich damals sehr auf ihren ersten Morgestraich gefreut. Als es dann so weit war, habe sie sich gefühlt, als wäre sie in einer anderen Welt.
Für Barbara war das erste Mal nicht ganz so erfreulich. Sie schreibt, es sei schrecklich und dunkel gewesen. Als kleines Mädchen in der Masse fand sie die grossen Menschen beängstigend. Danach dauerte es Jahre, bis sie den Spass an der Fasnacht wieder erkannte.
Auch Saskia erinnert sich gut an ihren ersten Morgestraich. Sie war 6 und erlebte ihn mit ihrem Vater. «Das war schön», schreibt sie. Der zweite Morgestraich dafür war das komplette Gegenteil: Nachdem ihr jemand Wasser über den Kopf schüttete, machte sie sich halb durchgefroren auf den Heimweg.
Zum Glück müssen nicht alle, so unangenehme Erfahrungen machen. Gärngschee-Mitglied Daniela nahm ihren Erstgeborenen, als er etwa sechs Monate alt war, zum ersten Mal mit an den Morgestraich. Und auch Patricks Tochter war schon als Baby mit dabei. Er ist überzeugt: «Fasnacht muess me mit dr Muettermilch ufnäh…» Er scheint recht zu behalten. Seine Tochter ist inzwischen Pfyffer-Instruktorin bei den Binggis und gibt ihre Fasnachtsbegeisterung weiter.
Die Corona-Babys
Der Fasnachts-Nachwuchs war wohl noch nie so breit gestreut wie dieses Jahr, schliesslich haben viele in den letzten zwei Jahren ihre «erste Fasnacht» verpasst. So geschah es bei Jasmins Tochter. Die 10-jährige wird dieses Jahr an ihren ersten Morgenstraich gehen, schreibt ihre Mutter stolz.
Auch Gärngschee-Mami Analu erzählt von ihrem Sohn, der dieses Jahr seine erste Morgenstreich-Erfahrung machen darf. Er sei schon ganz aufgeregt.
Und dann gibt es noch die Corona-Babys. Damit meine ich den Nachwuchs, der während oder kurz vor der Pandemie zur Welt kam. Sie haben wenig von der Aussenwelt gesehen, und reagieren wohl anders auf Lärm, Menschen und die Aussenwelt.
Für frischgebackene Eltern und solche, die ihre Kids zum ersten Mal an den Morgestraich mitnehmen, hat die Gärngschee-Community ein paar Tipps parat. Mitglied Brigitte empfiehlt die Fasnacht in kleinen Häppchen zu geniessen. Sie sei zum Beispiel mit ihrem Grosskind nur für eine Stunde am Morgestraich geblieben.
Mitglied Diana suchte, als ihre Kinder noch im Säuglingsalter waren, jeweils ein «ruhiges Plätzchen» mit nicht allzu vielen Menschen. Das fand sie bei der Rheingasse. Und auch Manuela empfiehlt das Kleinbasel, und zwar zwischen Claraplatz und der Mittleren Brücke.
Speziell für die Corona-Babys ist der nächste Tipp, denn er kann deren erste Morgestraich-Erfahrung um einiges vereinfachen. Die Piccolos und die Trommeln, sind für ihre Lautstärke bekannt. Selbst für Erwachsene kann der Lärm manchmal unausstehlich sein. Gärngschee-Mitglied Sani findet, die Lautstärke werde manchmal unterschätzt. Wer keine Gehörschutzkopfhörer habe, könne die Ohren wenigstens mit einer dicken Mütze schützen.
Wem der Morgenstreich nichts sagt oder wer zu dieser Uhrzeit nicht aufstehen mag, kann auf den Kinderumzug weichen. Dieser findet am Dienstagnachmittag ab 14 Uhr statt.
Gärngschee-Mitglied Christine erzählt von ihrem ersten Mal, das schon einige Zeit zurückliegt. Sie musste Piccolo spielen lernen, sei nie über den Arabi hinausgekommen, also verteilte sie erstmals für eine lange Zeit Zettel. Trommeln wurde ihr untersagt, da es dies damals 1974 für Mädchen noch nicht gab. Inzwischen ist sie glückliche Guggenmusikerin.
So kanns gehen. Die Eindrücke zeigen: Die Liebe zur Basler Fasnacht kann auf unterschiedlichste Art und Weise wachsen. Um sie zu erfahren, gibt es kein eindeutiges Erfolgsrezept – und definitiv auch keine Altersbeschränkung.