Eimol (düür) schloofe, bis es Vieri schloot
Die Fasnacht findet statt – mit ein paar «aber». Eines: Es gibt keine Extrafahrten im öffentlichen Verkehr. Steigen die Hotelpreise jetzt ins Unermessliche?
Wenn am Fasnachtsmontag um 4 Uhr alle Lichter ausgehen, ist noch kein Drämmli (und auch kein Extrazug) unterwegs. Wer den Morgestraich erleben will, muss bereits vorher nach Basel reisen oder – praktischerweise – hier wohnen. Die Basler Regierung und das Fasnachts-Comité setzen den Fokus der Fasnacht 2022 auf die Aktiven – und nicht auf die passiven Zuschauer*innen, die aus der ganzen Schweiz und dem Umland anreisen.
Die einen freut’s, für andere «ein Seich»
Aber was ist mit den aktiven Fasnächtler*innen, die ausserhalb von Basel leben? «Wir sind überzeugt, dass die Aktiven einen Weg zum Morgestraich finden werden», sagte Regierungspräsident Beat Jans am Mittwoch an der Medienkonferenz. Und er fügte fast schon ein wenig süffisant an: «Die Basler Hoteliers freuen sich sicher.»
Es sei «ein Seich», schreibt hingegen Evelyn in der Facebook-Gruppe «Gärn gschee – Basel hilft». Sie und ihr Mann machen aktiv Fasnacht, wohnen aber nicht in Basel. Sie müsse jetzt schauen, wie sie die Fasnachtstage organisiere, «ohni e horrändi Summe für e Hotelzimmer miesse uszgäh».
Aber stimmt das auch? Steigen die Hotelpreise wegen der ausbleibenden Extrafahrten von BLT und BVB jetzt ins Unermessliche? Findet man überhaupt noch Zimmer oder ist alles schon ausgebucht? Wir haben uns bei verschiedenen Hotels und Verantwortlichen erkundigt.
Treue Kundschaft
Franz-Xaver Leonhardt, CEO der Krafft-Gruppe, zu der auch das Hotel Krafft gehört, sagt die Nachfrage sei aktuell hoch und er rechne mit regem Interesse in den nächsten Tagen. «Unsere Zimmer sind während der Fasnacht normalerweise ausgebucht», sagt er. Er denkt jedoch nicht, dass die aktuelle Nachfrage mit der erschwerten Anreise zusammenhängt: «Es sind einfach Stammgäste, die jetzt buchen.»
«Unsere Zimmer sind während der Fasnacht normalerweise ausgebucht.»Franz-Xaver Leonhardt, CEO der Krafft-Gruppe
Diese Einschätzung deckt sich mit dem Eindruck von Teufelhof-Inhaber Raphael Wyniger. Er zeigt sich dankbar, dass die Fasnacht stattfinden kann. Die Zimmer im Teufelhof seien fast ausgebucht, es gebe nur noch Restkapazitäten. «Das ist aber normal», erklärt er, «weil wir treue Stammgäste haben, die seit Jahren kommen. Wir sind dermassen städtisch gelegen, das macht uns beliebt.»
Wyniger schätzt, dass das bei vielen Hotels in der Innenstadt so ist. «Da kommen normalerweise immer die gleichen Leute», erklärt er. Darunter seien viele Aktive und zum Teil auch Auslandbasler*innen, die für die Fasnachtstage heimkehren.
Nachfrage in der Innenstadt im Rahmen
Wyniger ist auch Präsident des Basler Hotelier-Vereins und hat dadurch einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen punkto Auslastung und Preise. Er erklärt, wie die Preispolitik in der Hotellerie funktioniert: «Sie ist per se dynamisch, nicht nur in Basel. Das heisst: Wenn nichts los ist, sind Preise tendenziell tiefer, und wenn die Nachfrage anzieht, steigen sie. Letzteres ist während der Fasnachtszeit der Fall.»
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Wenig verwunderlich stellt Wyniger im Vergleich zu den vergangenen Pandemiemonaten für den kommenden März eine höhere Auslastung fest. Aber: «Stand heute ist die Nachfrage nicht übermässig gross und die Preise sind aus meiner Perspektive moderat.» Einen Zusammenhang zwischen der erschwerten Anreisemöglichkeit zum Morgestraich und den Übernachtungspreisen sieht er nicht.
Christoph Bosshardt, Vizedirektor von Basel Tourismus, stimmt Wyniger zu: «Die Nacht vor dem Morgenstreich ist seit eh und je eine sehr gut gebuchte Nacht. Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht viel anders ist als in anderen Jahren.» Punkto Nachfrage müsse man eines bedenken: «Viele internationale Tourist*innen und Geschäftsreisende fehlen noch immer. Die sind pandemiebedingt noch nicht da und das entlastet natürlich die Nachfrage.»
«Stand heute ist die Nachfrage nicht übermässig gross und die Preise sind aus meiner Perspektive moderat.»Christoph Bosshardt, Vizedirektor Basel Tourismus
Teilweise könnten die auswärtigen Fasnächtler*innen das ausgleichen.Basel Tourismus zumindest würde es begrüssen, sagt Bosshardt. «Für die Hotellerie ist es erfreulich, wenn mehr Gäste aus der Region in Basel übernachten.»
Und bei Hostels und Airbnbs?
Ein bisschen anders als in den Innerstadt-Hotels zeichnet sich das Bild im Gundeli: Thomas Kauff ist Geschäftsführer von Basel BackPack und sagt, bisher gebe es keine Flut von Anfragen. Er vermutet aber, dass die Nachfrage noch steigen könnte, denn normalerweise seien auch sie während der Fasnacht ausgebucht. «In guten Zeiten haben wir 50 Prozent aufgeschlagen», sagt er. «Das wird jetzt wohl ein bisschen weniger sein.» Wie viel teurer die Übernachtung dieses Jahr ist, hängt von der tatsächlichen Nachfrage ab.
Eine Alternative im Segment der erschwinglichen Übernachtungen ist Airbnb. Christoph Bosshardt kann sich vorstellen, dass auch da die Nachfrage anzieht. Ob das dann zu ähnlichen Entwicklungen führen könnte, wie während der Art, wo Private jeweils ihre Zimmer zu stattlichen Preisen vermieten? «Schon möglich, hier spielt der Markt.»