Neuer Anlauf für den Rheinuferweg?
Jetzt, da eh unterhalb der Münsterpfalz gebaut wird, würden sich viele Basler*innen wünschen, dass wir einen Rheinuferweg auf Grossbasler Seite nochmal diskutieren. Doch wie schon in den letzten 20 Jahren könnte der Denkmalschutz im Weg stehen.
Ein bisschen aufgeschüttetes Rheinufer und ein paar Bagger im kalten Basler Winter reichen, damit einige ins Träumen kommen: eine Grossbasler Riviera unterm Münster! Der Anblick der Bauschiene zur Sanierung der Grossbasler Rheinuferböschung zwischen Wettstein- und Mittlerer Brücke weckt Erinnerungen an die Diskussion um den Rheinuferweg, die in den vergangenen 20 Jahren bereits oft zu reden gab.
Ursprünglich wollte die Christoph Merian Stiftung einen Weg an dieser Stelle bauen. 2002 kippte aber das Appellationsgericht diese Pläne. Zehn Jahre später wurde wieder gross geträumt: Die Lücke im Spazierweg entlang des Rheins auf Grossbasler Seite solle endlich geschlossen werden. Der langjährige SP-Grossrat Daniel Goepfert lancierte eine Volksabstimmung, um herauszufinden, wie die Bevölkerung diese Idee findet. Die Medienkonferenz der Befürworter*innen mit grossen Namen der überparteilichen Basler Politprominenz (die damalige Ständerätin Anita Fetz, die heutige Nationalrätin Sibel Arslan) fand auf der Münsterfähre statt.
54 Prozent sagten damals Nein
Nur: Der Vorschlag hatte mächtige Gegner*innen. Einerseits die nicht gerade schlecht vernetzten Anwohner*innen rund um das Münster. Andererseits Naturschützer*innen (die einzigartige Flora und Fauna in der Pfalz) sowie Denkmalschützer*innen (die einzigartige Bausubstanz) und Stadtbildschützer*innen (der einzigartige Blick auf’s Münster). Wie schon beim Appellationsgerichtsentscheid 2002 verfingen diese Argumente auch dieses Mal: Im Mai 2014 sagte die Basler Bevölkerung mit 54 Prozent Nein zum Vorschlag (was damals als deutliche Ablehnung gedeutet wurde).
Knapp zehn Jahre später ist jetzt am Rheinufer unter der Pfalz ein Kiesweg aufgeschüttet. Laut BaZ kostet das zwei Millionen Franken, die Bevölkerung hat aber nichts direkt davon, für Spaziergänger*innen ist er geschlossen. Den Weg braucht es für Bauarbeiten, um zu verhindern, dass der Mauerfuss abrutscht und um die Böschung zu stabilisieren.
«Es ist in der Tat schade, dass man jetzt für Millionen die Uferböschung saniert und nicht in Erwägung gezogen hat, gleichzeitig auch einen Steg für die Menschen zu realisieren. Ich denke, heute hätte ein Rheinuferweg noch mehr Anhänger als vor 10 Jahren», schreibt FDP-Grossrat Daniel Seiler bei unserer Frage des Tages zum Thema.
Mit unserer Frage des Tages stellen wir zur Debatte, ob eine Debatte rund um den Rheinuferweg nun nochmal lanciert werden sollte.
Der ehemalige LDP-Grossrat Heiner Vischer war damals federführend im Gegenkomitee. Er sagt auf Anfrage, dass die Ausgangslage an der Pfalz sich seitdem nicht verändert habe und er die Bedingungen nicht gegeben sieht, dass das Thema nun erneut aufgegriffen wird. Sein Parteikollege André Auderset war 2014 hingegen im Unterstützungskomitee. Aber auch er findet: «So schön die Idee damals war, die Volksabstimmung gilt es zu akzeptieren. Ich verschwende keinen Gedanken daran, das Vorhaben jetzt wieder aufzugreifen.»
Das begründet Auderset damit, dass die denkmalschützerischen Argumente im Abstimmungskampf von 2014 schwer wogen: «Selbst bei Annahme der Initiative hätte sie juristisch keine Chance gehabt. Der Denkmalschutz hätte sie verhindern können.» Er ist sich sicher, dass eine erneute Diskussion über den Rheinuferweg mit der selben Begründung scheitern würde.
«Ein Spazierweg an dieser Stelle wäre weiterhin interessant. Man sollte zumindest nochmal prüfen, ob der Rheinuferweg nicht doch realisierbar wäre.»Jacques Herzog
Dass lediglich die Denkmalpflege im Weg steht, hält Jacques Herzog derweil für nebensächlich, solange es sich um einen filigranen Steg für Spaziergänger*innen handle, der nicht von E-Scootern und Velos benutzt wird. Der Basler Stararchitekt zählte 2014 zu den prominenten Befürworter*innen der Initiative: «Ausschlaggebend war auch die Ablehnung der Familien, die in den Patrizierhöfen oberhalb der Pfalz wohnen. Dort sind die Besitzverhältnisse heute aber andere und der Widerstand ist meines Erachtens nicht mehr gegeben.»
Die Situation müsse neu beurteilt werden, findet auch Bajour-Leserin Katrin Gehrig bei der Frage des Tages:«Ich habe die momentane Baupiste auch gesehen und finde, dass sich da ein Uferweg machen würde. Auch ist es an dieser Stelle des Ufers im Sommer bestimmt etwas kühler und angenehmer als an der Kleinbasler Riviera.» Der Schattenfall war 2014 noch ein Gegenargument im Abstimmungsbüchlein, weil das im Winter eine gefährliche Rutschigkeit mit sich bringe.
Katrin Gehrig denkt aber auch an die jetzt schon überlaufenen Rheinuferwege: «Ich bin mir ziemlich sicher, dass der neue Weg kein romantisches Plätzchen sein würde; eher würde sich die Menschenmenge etwas verteilen oder noch mehr Menschen anziehen.» Und das könnte eben auch den eh schon erodierenden Münsterhang weiter belasten.
Aber wer weiss – in Anbetracht des Wahljahrs ist es nicht ausgeschlossen, dass ein*e Grossrät*in die gut als Wahlwerbung taugliche Idee nochmal aus der Schublade holt. Die Bajour-Community hat immerhin eine klare Meinung:
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