Wenn dr Doggter FMH im Spittel uftritt
Am Zyschtig kamen über 40 Fasnächtler*innen ins Spital und bringen die Fasnacht zu den Menschen, die sonst nicht dabei sein können.
Yysto vor dem Spital «Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER». Am Dienstagnachmittag stehen etwa 40 Fasnächtler*innen im Eingangsbereich. Sie sind hier fürs Patienten-Drummeli, das seit Jahren am Fasnachtszyschtig die Fasnacht zu denjenigen bringt, die nicht zu ihr gehen können.
Marcel Meppiel pfeifft bei den Rhysäälige, die schon lange am Patienten-Drummeli teilnehmen. Am Dienstag hierher zu kommen, während alle anderen in die Innenstadt gehen, sei für ihn einer der «schöneren Momente» der Fasnacht. «Ind Stadt könnemer no lang go», sagt er lächelnd. Und dann sagt er etwas, das auch noch ganz viele andere Fasnächtler*innen im Gespräch bestätigen werden: Den Leuten hier ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern oder ihnen eine Abwechslung im Spital-Alltag zu bieten, das sei der Grund, weshalb sie alle hier sind.
Organisiert hat den Anlass der ehemalige Schnitzelbänggler Heinz, zusammen mit Katja Klein, der Projektleiterin Kommunikation des Spitals. Heinz war früher bei den Gasladärne, die letztes Jahr den Helgen niedergelegt haben. Es freut ihn, dass heute wieder viele Fasnächtler*innen gekommen sind, drei Bängg und zwei Cliquen treten auf. Die letzten Jahre war das Patiente-Drummeli wegen Corona und dem Spital-Neubau eingeschränkt. Jetzt fehlen nur noch die Guggen. «Früher hatten wir jeweils zwei oder drei», erinnert er sich. «Jetzt müssten wir noch eine finden für nächstes Jahr, eine kleine», sagt er, bevor er sich aufmacht in den «Backstage-Bereich» im zweiten Stock.
Dort trudeln jetzt Patient*innen ein, manche in Begleitung von Angehörigen oder Pflegepersonal. Es dauert eine Weile, bis alle ihre Plätze eingenommen haben, die vielen Rollstühle nebeneinander parkiert und die Rollatoren zur Seite gestellt sind. Und dann werden die Rhysäälige nach vorne gebeten. «Gässler, vorwärts, Marsch». Durch die Pfeiffentöne sind ein paar leise Ohs und Ahs zu hören, ein Mann klatscht leise seine Hände zusammen. Als der Marsch endet, klatschen alle, die können. Bei den anderen sieht man es in den Augen: Dieser Moment ist besonders. Und die Vorfreude gross.
Katja Klein und Heinz eröffnen das «UAFP Drummeli», wie es offiziell vorne im Raum auf einem Flipchart angeschrieben ist. «Sali zämme», sagt Heinz. «An der Fasnacht sagen wir uns Du.» Heute bringe man die Fasnacht ins Spital. «Das mached ihr guet», flüstert eine Frau im Publikum und ihr Mann legt ihr den Arm um die Schultern. Auftritt: D Böschtler. Das Publikum klatscht und lacht. Der Bangg kommt an. Und auch als sich einer der Böschtler bei der Pointe versingt, tut das der allgemeinen Heiterkeit keinen Abbruch. Im Gegenteil: «Der hatte am Schluss Demenz», kommentiert jemand aus dem Publikum und die Umsitzenden lachen. Als sich d Böschtler verabschieden, heben einige die Hände und winken fröhlich.
Als nächstes sind D Dipflischysser an der Reihe. «Das isch so schön zeichnet», sagt eine Frau aus dem Publikum, beim Zeige des Helgens und ihr Sitznachbar faltet den verteilten Zeedel ganz sorgfältig und steckt ihn sich in die Tasche.
Nach diesem Auftritt ist die Pfyffergruppe Jo, Jo dran. Diese kommt musizierend im Rücken des Publikums in den Raum. Einige wenige recken die Köpfe, andere lassen sich einfach berieseln, wippen mit den Füssen im Takt. Und dann kündigt Heinz einen Doktor an, der ihm schon gesagt habe, das Wartezimmer sei wieder borzig voll. Ein Raunen geht durch den Raum und als Doggter FMH das erste Mal «ah, jä, - Si» sagt, gibt es ein leises Echo aus dem Raum.
Nach ein paar Versen wischt sich eine Frau ein Lachtränchen unter ihrer Brille weg. «Mache si vorwärts», sagt der Doggter zu Schwester Gundula. «Y muess noher no uf-d Visite do.» Das Publikum kommentiert das mit allgemeinem Grinsen. Als auch sein Auftritt fertig ist, verlässt er den Raum, und tippt sich verabschiedend einigen Patient*innen die am Rand sitzen auf die Schulter. Wieder: Klatschen und winken.
Der Doggter FMH ist dieses Jahr zum ersten Mal an diesem Anlass dabei, aber er sei früher auch schon an solchen Anlässen aufgetreten. Für ihn sei das eine «Herzenssache», weil er den Leuten eine Freude machen, «oder auch nur schon ein Grinsen» wecken könne. «Für mich ist das ein Danggschön gää an all die Pflegenden, die hier im Einsatz sind», sagt er, bevor er sich in Richtung Apéro für die Fasnächtler*innen bewegt.
Dort treffen wir auch Aline. Sie ist am Dienstag jeweils mit den Jo, Jo unterwegs, sonst pfeifft sie bei den Sans Gêne. Sie sei fast ein bisschen nervös gewesen vor dem Auftritt, sagt sie. «So vor Publikum ist das natürlich etwas ganz anderes.» Den Patient*innen ein bisschen Abwechslung geben, das freue sie.
Auch Katja Klein ist zufrieden. Beim Apéro berichtet ihr eine Spitalangestellte, dass soeben eine Patientin vom Anlass geschwärmt hat. Die Musik und die Bängg hätten sie an ihre Kindheit erinnert. «Ich würde sagen, das war ein voller Erfolg», sagt Klein. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, nach den Corona-Jahren und nach dem Einzug in den Neubau des Spitals das Drummeli dieses Jahr wieder etwas grösser zu machen.
Wie lange das Patienten-Drummeli schon stattfindet, haben wir heute nicht herausgefunden. Belegt ist es sicher seit 42 Jahren, denn so lange gibt es die Dipflischysser-Bangg schon und in ihrem Gründungsjahr sind sie, damals natürlich noch im alten Felix-Platter-Spital, aufgetreten. Der Banjospieler der Dipflischysser sagt, das eine oder andere mal sehe er ein bekanntes Gesicht unter den Patient*innen und dann denke er jeweils: «Vielleicht bin ich auch mal in so einer Situation.» Er habe auch schon gehört, dass die Patient*innen dann noch viel später vom Drummeli erzählen und die Erinnerung daran ihnen so eine grosse Freude bereite. Das berühre ihn. «Dafür machen wir das.»
Anmerkung der Redaktion: Für nächstes Jahr sucht das Patientendrummeli noch eine kleine Gugge, die mitmachen will. Bei Interesse bitte bei Michelle Isler melden, sie leitet den Kontakt dann weiter.
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