Patrouille-Suisse-Überflug am Tattoo: Wie findsch?
Das Militärmusikfestival Basel Tattoo soll im Juli mit einem Überflug der Patrouille Suisse eröffnet werden. Heikel ist, dass die Tattoo-Verantwortlichen dies kommuniziert haben, bevor die Regierung ihr Einverständnis dafür gegeben hat. Der Der Regierungsrat sei erst im Laufe der letzten Woche über den geplanten Überflug der Patrouille Suisse am Basel Tattoo in Kenntnis gesetzt worden, sagte Regierungssprecher Marco Greiner gegenüber Bajour. Bisher habe die Regierung keine Gelegenheit gehabt, darüber zu beraten. Die Sache wird voraussichtlich an der nächsten Sitzung am heutigen Dienstag traktandiert. Unklar ist, ob es überhaupt eine Bewilligung des Kantons braucht. Gemäss einer Weisung des Eidgenössischen Verteidigungsdepartements (VBS) von 2022 müssen die betroffenen Gemeinden einer Vorführung mit Jets zustimmen. Das VBS schreibt aber auf Anfrage von Bajour auch, dass die Benützung des Luftraums über der Schweiz durch schweizerische Militärluftfahrzeuge grundsätzlich gestattet sei. Die Tattoo-Verantwortlichen hätten ein Gesuch bei der Armee eingereicht, das geprüft und bewilligt wurde. Und auch Tattoo-Chef Erik Julliard sagt auf Nachfrage: «Der Überflug der Patrouille Suisse braucht keine Bewilligung oder Genehmigung.» Abgesehen von diesen Unklarheiten wird der Einsatz der Armee-Kunstflugstaffel am Basel Tattoo auch aufgrund der kriegerischen Weltlage von einigen Politiker*innen in Frage gestellt. So sagt Basler Grünen Co-Präsident Raphael Fuhrer: «Die politische Weltlage ist für mich zu ernst.»
Dieser geplante Überflug der Patrouille Suisse wirkt heute, im Jahr 2025, wie aus der Zeit gefallen. Hinzu kommt, dass solche Überflüge für viele Menschen, Tiere und die Umwelt höchst belastend sind. Deshalb erwarte ich von Regierungsrat, dass er seinen Handlungsspielraum nutzt und der Patrouille Suisse eine Absage erteilt.
Umwelt?
Bis vor kurzem hätte man noch mit Umwelt-Argumenten gegen dieses Potenz-Gehabe der Armee demonstriert. Die Zeiten haben sich geändert. Darf ich aber trotzdem daran erinnern, dass wir uns kaum gebremst auf eine Klimakatastrophe zubewegen und dass wir auf einiges verzichten werden müssen, z.B. auf solche Veranstaltungen.
Ja, aber bitte die Bevölkerung gut informieren
Ich finde die Patrouille Suisse sehr spannend und mir persönlich gefällt die Show. Man muss nicht immer alles gleich mit den Kriegen in dieser Welt in Zusammenhang bringen. Was ich aber wichtig fände, was beim letzten Mal nicht optimal gelaufen ist: Informiert die Bevölkerung breit. Ich war letztes Mal mit Geflüchteten zusammen und die sind dermassen erschrocken und einige hat das getriggert. Sie wussten nichts davon. Ich konnte sie Dank Tattoo-Newsletter aufklären.
Ein Überflug, der nicht in die Zeit passt
In einer Zeit, in der weltweit Konflikte, militärische Aufrüstung und Machtdemonstrationen zunehmen – man denke an Militärparaden à la Trump – ist ein Überflug von Kampfjets über unserer Stadt kein harmloses Spektakel, sondern ein politisches Signal. Es handelt sich nicht um ‚nette Folklore‘, sondern um eine höchst fragwürdige, geschmacklose Show. Dass ausgerechnet über Basel, einer Stadt, die sich gerne so weltoffen und friedensorientiert gibt, Kampfjets donnern sollen, passt nicht. Gerade nach einem Grossereignis wie dem Eurovision Song Contest, bei dem Offenheit, Frieden und Freiheit gefeiert wurden, wirkt dieser geplante Überflug umso deplatzierter. Ich erwarte vom Regierungsrat, dass er seinen Handlungsspielraum nutzt und diesem Überflug eine klare Absage erteilt.
Kollektiv organisierte Verantwortungslosigkeit
Die Patrouille Schiss machte 2023 nicht nur den Tattoo-Fans Spass, sondern insbesondere im Basler Neubad und in Neuallschwil einen überfallartig mörderischen Krach. Bei Bund, Kantonen und Gemeinde nach der Bewilligung nachgefragt, sah ich mich mit dem Muster einer kollektiv organisierten Verantwortungslosigkeit konfrontiert.
Keine Show mit Kriegsgeräten - gerade jetzt nicht.
Auf die Idee, ein zwei(!)maliger Überflug in 6er-Formation, speziell zur Eröffnung des Tattoo, sei keine Flugveranstaltung und keine „Teilnahme von Militärflugzeugen an einem öffentlichen Anlass“, muss Mensch auch erst kommen.! Das VBS kennt seine eigene Verordnung dazu offenbar nicht.. Es ist Bewilligungsinstanz, aber die Basler Regierung MUSS zustimmen. Und ich bitte sie, das nicht zu tun! Seit Sommer 2023 hat sich die Weltlage weiter verschlimmert. Auch im Nahen Osten wird nun vor „echten“ Jets mit todbringender Fracht gezittert. Und das wollen wir feiern - mit Kriegsgerät „just for fun“? So kurz nach dem Fest von Frieden und Toleranz am ESC? Zum Schaden von vulnerablen Menschen, Tieren und dem Klima! Zürich hat’s vorgemacht am Zürifäscht. NEIN zur Patrouille Suisse über Basel!
Tatoo tataa...
Irgendein Zusammenhang mit der Weltlage? Gab es je einen Weltfrieden, der den Überflug moralisch erlaubt hätte? Tartuffe freut sich. Ja, es klöpft und tätscht zwischen dem Iran und Israel, jedoch nicht erst seit gestern. In der Ukraine sterben jede Woche Zehntausende, in der Sahelzone flüchten und sterben Hunderttausende, im Kongo Millionen, doch die zählen nicht, wenn es um einen Überflug der Patrouille Suisse geht. Oder müssen andere Gründe her wie „Schweiz ohne Armee“? Israel ist flächenmässig mit der Schweiz vergleichbar, ohne Armee wäre das Land schon lange vom Erdboden verschwunden. Wegen Gaza, wo der Iran seinen Vertreterkrieg führt? Ich verstehe den Zusammenhang mit der Weltlage immer noch nicht. Vielleicht ist es das Kerosin? Der Lärm? Die Kosten? Stellt man sie in einen grösseren Zusammenhang, sind auch dies sehr relative Begriffe. Verbleibt das juristische Geplänkel, die politische Instrumentalisierung... lasst sie doch fliegen, ich finde es ein schöner Anblick.
Wenn es donnert, dann donnert es
Der Überflug der Patrouille Suisse verursacht einen Bruchteil des CO2-Ausstosses eines Tsüri-Fäscht oder einer Street-Parade (vom ESC wollen wir gar nicht reden). Wer Angst vor dem Donner eines Triebwerkes hat, der sollte seine Ferienpläne überdenken. Vor allem, wenn er im Neubad wohnt.