Der Platz ohne Namen
Rund um den Schwarzadlerbrunnen beleben Gastro- und Nachtlokale den Platz. Doch sie haben ein Problem: Wie den Ort bewerben, wenn er keinen eigenen Namen hat?
«Klingental – bei dieser Adresse schauen viele erst zweimal hin.» Darius Notz führt das Lokal So Pizza im Klingental 8, das seit Anfang 2024 mit einem «All-you-can-taste»-Konzept im Kleinbasel Fuss fassen will. Die Pizzeria liegt idyllisch, direkt neben der Kaserne, in Gehdistanz zum Rheinufer, am Rand eines kleinen Kiesplatzes mit dem Schwarzadlerbrunnen in der Mitte. Eigentlich eine optimale Lage, doch ein Detail trübt das Bild: Der Platz hat keinen Namen.
Das klingt banal, doch für Notz ist es eine verpasste Chance. «Dieser Platz hat alles, um ein lebendiger Treffpunkt zu werden: Der Brunnen, die Nähe zum Rhein, die besondere Atmosphäre. Ich frage mich oft, warum er noch nicht stärker ins Bewusstsein der Baslerinnen und Basler gerückt ist», erzählt er.
«Mit einer klaren Bezeichnung könnte man diesen Ort gezielter bekannt machen und beleben.»Darius Notz, Inhaber So Pizza
Dass es schwierig ist, den Ort ins Gespräch zu bringen, zeigte sich auch bei den Architekturtagen im vergangenen Jahr. Damals wurde der Schwarzadlerbrunnen beheizt; ein Angebot, das Besucher*innen anlocken sollte. Dann kam die Tücke der anonymen Lage: Um Interessierte zum Event zu lotsen, musste der Standort umständlich als «an der Ecke von Kasernenstrasse und Klingental» beschrieben werden.
Für Notz ist klar: Ein Name würde dem Platz ein Gesicht geben und ihn damit ins Stadtleben rücken. «Mit einer klaren Bezeichnung könnte man diesen Ort gezielter bekannt machen und beleben», sagt der Gastronom.
Stefano Haegi, Bartender in der benachbarten Cocktailbar, sieht das ähnlich. Das «Renée» ist seit zehn Jahren am Platz und damit das älteste Lokal hier. Stefano Haegi glaubt, dass die Herausforderung weniger an der fehlenden Bekanntheit des Ortes liegt, sondern an der Geschichte des Quartiers: «Viele Menschen kennen das Klingental noch aufgrund der früheren Kontaktbars, nicht als sonnigen Rückzugsort mitten in der Stadt. Dieses Bewusstsein prägt das Bild als Ort des Nachtlebens, weshalb viele Gäst*innen erst spät das Klingental besuchen.»
Bis sich dieser Eindruck wandelt, werde es wohl noch etwas dauern. Trotzdem findet auch er: «Mit einem offiziellen Platznamen wüsste man genau, wo wir zu finden sind.»
«Viele Menschen kennen das Klingental nicht als sonnigen Rückzugsort mitten in der Stadt.»Stefano Haegi, Bartender im «Renée»
Weshalb der Platz keinen eigenen Namen trägt, kann auch der Kanton nicht beantworten, das reiche «weit in die Zeit vor der Nomenklaturkommission zurück», sagt Toprak Yerguz, Leiter Kommunikation des Justiz- und Sicherheitsdepartements.
Sicher sei nur: Eine Benennung hätte aufwendige Folgen. Die Adressen der angrenzenden Gebäude – Klingental 8, 10, 18 und 20 – müssten offiziell angepasst werden. Für Anwohner*innen und Betriebe würde das neue Kontaktdaten, neue Korrespondenzadresse und Behördengänge bedeuten. «Ein Aufwand, der selten auf Verständnis stösst und deshalb vermieden werden möchte», sagt Yerguz.
«Die Umbenennung würde eine Änderung der Adressen mehrerer Gebäude erfordern.»Toprak Yerguz, Leiter Kommunikation des Justiz- und Sicherheitsdepartements
Kreative Ideen, wie man den Platz aufwerten könnte, gibt es aber. Die selbstständige Eventmanagerin Linda Atz wohnt in der Nähe und wurde durch Notz auf den namenlosen Kiesplatz im Klingental aufmerksam gemacht. Auch sie sieht viel Potenzial. «Der Platz ist eine kleine Oase in der Innenstadt», erzählt sie. Gerade im Sommer sei er ideal, weil er nah am Rhein liegt. Ein Sommerfest würde aus ihrer Sicht gut funktionieren. Dass der kleine Kiesplatz bis dann einen offiziellen Namen hat, ist aber unwahrscheinlich.