Wie lebt es sich unter der Larve?
Sieht man weniger – oder mehr? Aktive schätzen es, an der Fasnacht anonym unter der Larve zu sein. Wir haben sie gefragt, wie sich es da drunter anfühlt und wo der Fokus liegt.
Kim, Trommler bei der Olympia
Man ist nicht sich selbst, wenn man die Larve auf hat: Es gibt Anonymität. Manche verstecken sich auch ein bisschen dahinter.
Clelia, Pfeiferin bei den Ewigi Optimischte
Es ist eine eigene Welt: Jeder ist für sich und dadurch aber trotzdem in der Gemeinschaft zusammen. In der Formation fühle ich mich sicher, deshalb stört mich das eingeschränkte Sichtfeld zum Beispiel auch nicht. Die Larve ist aber nicht immer so bequem. Wenn wir sehr viel Aufbau haben, dann drückt sie. Dann bin ich schon froh, wenn ich sie mal abziehen und etwas trinken kann. Am Zyschtig habe ich deshalb auch gerne eine Halblarve an: Man hat kein Geschleif, kann sie gut in den Händen halten – und gut ins Restaurant gehen. An der Halblarve habe ich ein Stück Schaumstoff an die Innenseite geklebt, damit der Abstand zu den Augen ein bisschen grösser ist. Für Pfeifer*innen ist es sehr anspruchsvoll, aber auch sehr wichtig, die Larve gut anzupassen, damit sie gut sitzt. Sonst stösst das Piccolo an der Larve an oder die Haare bleiben darin hängen.
Karen, Trommlerin bei der Rootsherre-Clique
Es ist sehr intensiv, weil man sieht ganz wenig – das was man sieht, sieht man umso mehr. Nur, wenn man mit Blitz fotografiert wird, sieht man für den Moment gar nichts.
Georges, ehemals aktiv als Wäägeler bei den Boodesuuri
Es ist dunkel und einsam unter der Larve – aber trotzdem ist es sehr schön dort. Die Sicht ist eingeschränkt, aber du kannst trotzdem die wichtigen Sachen wahrnehmen: Wer vor dir läuft, was auf der Seite passiert – das macht einfach Spass. Man konzentriert sich plötzlich auf ganz kleine Details. Sonst sieht man quer durch alles durch und dank der Larve, mit der die Sicht eingeschränkt wird, sieht man Dinge, die man sonst nicht sieht. Klar, wenn man eine grosse, schwere Larve mit vielen Haaren hat, wird es mit der Zeit anstrengend, wenn man den Kopf von links nach rechts dreht. Selbstverständlich freut man sich auch, wenn man die Larve mal abziehen kann, weil es irgendwann heiss wird. Dann kommt ein bisschen Luft an den Kopf und man kann sich abtrocknen.
Eine Fasnächtlerin
Ich glaube, jeder ist dann in seiner eigenen, kleinen Fasnachtswelt. Man kann die Welt durch die Augen betrachten, die man sich wünscht. So kann sich jeder seine eigene Fasnachtswelt unter der Larve machen und geniessen. Das ist schön. Ich finde, man verpasst auch nichts, im Gegenteil. Ich glaube, man verpasst mehr, wenn man das grosse Bild hat und eben nicht selektiv schauen kann – und man hat den Vorteil, dass niemand sieht, wo man hinschaut.
Lisbeth, Pfeiferin bei einem Schyssdräggzygli
Wenn einem Kinder zwischen den Beinen rumlaufen, wird es gefährlich. Das Sichtfeld ist halt eingeschränkt. Aber das trägt – gemeinsam mit dem Marsch – eben auch dazu bei, dass man in eine andere Welt abtauchen kann.
Wie sehen eigentlich Fasnächtler*innen die Fasnacht? Das hat sich unser Fotograf Dominik Asche gefragt und auf seine Kamera eine Larve geschnallt.