Schluss machen mit dem FCB? Unmöglich!

Irgendwie fehlt das Herzblut, irgendwo ist die Energie auf der Strecke geblieben. Aber die Beziehung zum FCB ist nicht irgendeine. Didi-Kolumnist Beni Pfister weiss, was zu tun ist: Aufrappeln und einstehen für den FCB!

Yystoo für e FCB

Der FC Basel startete letzten Sonntag mit einem 2:2 im Joggeli gegen den Aufsteiger FC Vaduz in die neue Saison. Statt über den Fehlstart von Neu-Trainer Ciriaco Sforza und seine – sagen wir mal wohlwollend – mutige Kommunikation («Wichtig war, dass wir nicht verlieren») zu diskutieren, gab es am Montagmorgen in Fussball-Basel aber nur ein Thema: «Yystoo für e FCB».

Punkt 6 Uhr morgens ging die Website
online, «Basler Zeitung» und «bz» berichteten auf ihren Titelseiten und Bajour im morgendlichen Basel Briefing ausführlich über die Plattform, auf der «Fans und Basler Persönlichkeiten» ihrer Sorge um den FCB Ausdruck verleihen.

Yystoo für e FCB, uffstoo für dii!

«Der FC Basel 1893 befindet sich in einer kritischen Situation, die ein breites und sichtbares Engagement nötig macht», heisst es auf der Yystoo-Website und die FCB-Fans werden aufgefordert, mit Namen virtuell für den FCB einzustehen. Nach zwei Tagen hatten sich bereits 8000 Personen an der Aktion beteiligt.

Und ja: «Yystoo» ist in erster Linie ein Engagement für den FCB und nicht gegen irgendetwas. Auch das Didi Offensiv und ich stehen für den FCB ein und unterstützen «Yystoo für e FCB».

Weshalb nehmen wir in Kauf, dass wir für einmal mitschuldig sind, wenn der FCB nicht zur Ruhe kommt?

Ganz einfach: Ich bin in grosser Sorge um den FCB. Es geht mir nicht in erster Linie um die sportliche oder finanzielle Zukunft, die Anlass für Stirnrunzeln sein könnte. Es ist die Entfremdung zwischen dem FCB und seinen Fans, die mir Bauchschmerzen bereitet. In Gesprächen mit Gästen im Didi Offensiv und in meinem Umfeld spüre ich eine emotionale Erschöpfung.

Das Interesse am FCB ist noch da, die Spiele werden verfolgt. Man freut sich über positive Ergebnisse und nervt sich über unnötige Gegentore. Aber irgendwie ist vielen auch einfach alles ein bisschen egal.

«Ich bin zu müde, um zu glauben, dass alles gut kommt.»

Die Identifikation mit dem Club schwindet. Der FCB droht, seinen Platz in den Herzen vieler Menschen zu verlieren. Es waren zu viele Hiobsbotschaften in den letzten Wochen, Monaten und Jahren; es waren zu viele Peinlichkeiten und Unanständigkeiten, für sich der FCB-Fan schämen musste.

Die Fussball-Schweiz lacht über den FCB. Mein Vertrauen in die Verantwortlichen ist angeknackst, auch wenn ich nicht in Abrede stellen kann und will, dass alle das Beste für den FCB wollen. Aber ich bin zu müde, um daran zu glauben, dass alles schon gut kommt.

Das ist nicht irgendeine Beziehung

In einer Beziehung stehen in solchen Momenten schwierige Gespräche an: «Du, ich glaube, das wird nichts mehr mit uns.» Auf Facebook teilt man das aktuelle Befinden mit und postet Memes mit Weisheiten wie «Es ist schwer, wenn man etwas akzeptieren muss, was man weder will noch kann» oder ballt in der Insta-Story die Faust und versucht, das Ganze ins Positive zu drehen mit Sätzen mit Ausrufezeichen wie: «Eine Trennung ist zwar schmerzhaft. Aber jemanden zu verlieren, der dich weder respektiert noch schätzt, ist kein Verlust, sondern eine Bereicherung!»

Aber so einfach ist es in diesem Fall nicht. Es ist mir nicht möglich zu sagen: «Hey FCB, hier hast Du meine Jahreskarte, das wars. Es war eine tolle Zeit mit Dir, aber wir haben uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt».

«Ich kann nicht sagen: ‹Hey FCB, hier hast Du meine Jahreskarte, das wars.›»

Wir alle wissen: Gemotze bringt in einer Beziehung keine Besserung. Im Gegenteil: Die Gefahr sich in die Haare zu geraten ist viel grösser, als dass der Abend bei einem Glas Rotwein endet. Deshalb bin ich froh, dass «Yystoo für e FCB» viel Herzblut und Energie in die Beziehung zum FCB investiert.

«Yystoo» möchte sich konstruktiv im Vorstand des Vereins engagieren. Der Verein soll so unabhängiger gegenüber der FC Basel 1893 AG und der Holding aufgestellt werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich ein basisnäherer Vereinsvorstand erfolgreich gegen eine weitere schleichende Entfremdung des FCB und seiner Fans wehren würde.

Deshalb ist «Yystoo für e FCB» eine wichtige und in die Zukunft gerichtete Aktion – und der richtige Nährboden für eine gesunde Beziehung. Das sehen bereits über 8000 Personen auch so.

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Benedikt Pfister (41) ist freischaffender Historiker und Geschäftsführer des Didi Offensiv. Im Oktober 2019 konnte das Didi bereits seinen 5. Geburtstag feiern. Benannt ist die Beiz nach Claude «Didi» Andrey, dem FCB-Aufstiegstrainer von 1994.

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