2025-12-10 Frage des Tages Kinderfrei-1

Sind kinderfreie Restaurants, Hotels und Campings diskriminierend?

Kinderfreie Zonen in der Gastro und der Hotellerie sind im Trend, auch in der Schweiz. Schon lange etabliert sind Erwachsenen-Bereiche im Wellness und Spa, nun entschliessen sich laut bz auch immer mehr Restaurants, Cafés oder Campings dazu, Kindern den Zutritt zu verwehren. Für eine «ruhige und gemütliche Atmosphäre», wie es bei der Aarauer «90 Grad Café Bar» heisst, die Ende November eine Altersgrenze ab 14 Jahren fürs Lokal verkündete. Auch das Engelberger Hotel Waldegg empfängt seit 2021 ausschliesslich Gäste ab 14 Jahren – seit vergangener Woche ist auch das Restaurant kinderfrei. Legitimes Geschäftsmodell oder Diskriminierung? Die Soziologin Katja Rost sagt in der bz, wenn Kinder mehr Lärm machen als sie Geld einbringen, sei es klar, dass es irgendwann «Adults-Only»-Angebote gebe. Sie merkt aber auch an, dass diese räumliche Trennung soziale Distanz schaffe.

11 Stimmen
Michelle Isler
Michelle Isler
Moderation
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Edibe Gölgeli
Grossrätin SP BS

Adults-Only ist kein Fortschritt.

Kinderfreie Restaurants und Hotels setzen das falsche Zeichen. Wellness-Bereiche nur für Erwachsene, klar, das hat Tradition. Aber wenn ganze Betriebe Kinder ausschliessen, entsteht ein gesellschaftliches Klima, in dem Kinder als Störung gelten. Das passt weder zu einer offenen noch zu einer solidarischen Gesellschaft. Statt Exklusion brauchen wir Orte, an denen alle Platz haben – auch Familien. Ruhebedürfnisse kann man lösen mit separaten Räumen, klaren Regeln, guter Infrastruktur. Dafür muss man Kinder nicht vor die Tür setzen. Wer Kinder auslädt, grenzt Zukunft aus. Kinder gehören in den öffentlichen Raum. Ihr Lachen, ihre Unruhe, ihre Präsenz sind Teil unseres Zusammenlebens. Wir sollten nicht lernen, sie auszuschliessen, sondern lernen, Räume so zu gestalten, dass Vielfalt möglich bleibt. Das stärkt uns als Gesellschaft, nicht das Gegenteil.

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Andrea Strahm
Grossrätin Die Mitte, Fraktionspräsidentin

Nie wieder

Ich war einmal in einem Hotel ohne Kinder - nie wieder, denn die Gäste stritten sich wegen Nichtigkeiten ohne Ende, es war nicht eine ruhige, somdern eine gehässige Atmosphäre. Kinder gehören dazu, Alte auch. Oder haben wir dann als nächstes Restaurants ohne alte Leute?!

Ueli Keller
09. Dezember 2025 um 16:55

Die kinderfeindliche Gesellschaft

"Seit Jahrzehnten wird die demografische Krise an die Wand gemalt: Zu wenige Kinder werden geboren, und die Gesellschaft überaltert. Allerdings scheint keine Regierung wirklich gewillt zu sein, etwas an dieser Situation zu ändern. Denn die Ursachen dafür wurzeln tief in der Struktur der westlichen Industriegesellschaften, die Kinder zu einer Bürde degradieren und sie lediglich als Ressource und Absatzmarkt betrachten. Hinzu kommen ideologische Überzeugungen, die Kinder gar zu einem Schaden für die Welt erklären. Alles in allem hasst unsere moderne Gesellschaft Kinder." - So mein Autoren-Kollege Felix Feistel im Magazin MANOVA kompromisslos eindeutig und klar zum Thema "Die kinderfeindliche Gesellschaft".

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Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Verbesserungspotential

Es gibt Restaurants und Restaurants. In beiden muss am Abend die Kasse stimmen. Als Vater von zwei Töchtern habe ich damals Benimmregeln aufgestellt mit ggf. Verzicht ich auf den Besuch. Konzerte gab es nur mit Vorbereitung, die Kids wussten, worauf sie sich einlassen. Zur heutigen Frage: es gibt Orte, die mit 4 Kinderwagen vollgestopft sind, Stammkunden müssen verzichten. Kinder konsumieren nichts, die Mütter und Väter trinken einen Ingwertee und plaudern manchmal sehr lange. Die Kasse bleibt leer. Ein anderes Beispiel: ein Wirt glaubte ans grosse Geld und offerierte einen Teil des Raumes zum Spielen. Das Restaurant mutierte zur Kita, die Stammkunden blieben weg. Nun, Europa macht keine Kinder mehr, die Schweiz hat eine höhere Sterberate als Geburten. Ich kenne eine Frau, alleinerziehend mit 4 Kindern: ihr wird von den Behörden das Leben so schwer gemacht, dass man sich unweigerlich die Frage nach der „kinderliebenden Schweiz“ stellen muss. Es gibt schon Verbesserungspotential.

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