Über 1000 Mieter*innen ziehen vor die Schlichtungsstelle und wehren sich gegen Mietzinserhöhungen. Grund: Der Referenzzinssatz ist im Juni angestiegen, was es Vermieter*innen erstmals seit 2008 ermöglicht, von sich aus die Mieten zu erhöhen. Insbesondere professionelle Verwaltungen machen das derzeit im grossen Stil, wie die vielen Schlichtungsfälle zeigen. Die BaZ schildert den Fall einer langjährigen Mieterin aus Allschwil, die in 20 Jahren im selben Haus nie eine Mietzinsreduktion verlangt hat, jetzt aber aufgrund eines Wohnungswechsels dennoch eine Erhöhung akzeptieren muss.

2023-10-12 Frage des Tages-1

Sind Mietzinserhöhungen fair?

Über 1000 Mieter*innen ziehen vor die Schlichtungsstelle und wehren sich gegen Mietzinserhöhungen. Grund: Der Referenzzinssatz ist im Juni angestiegen, was es Vermieter*innen erstmals seit 2008 ermöglicht, von sich aus die Mieten zu erhöhen. Insbesondere professionelle Verwaltungen machen das derzeit im grossen Stil, wie die vielen Schlichtungsfälle zeigen. Die BaZ schildert den Fall einer langjährigen Mieterin aus Allschwil, die in 20 Jahren im selben Haus nie eine Mietzinsreduktion verlangt hat, jetzt aber aufgrund eines Wohnungswechsels dennoch eine Erhöhung akzeptieren muss.

1065 Stimmen
David Rutschmann
David Rutschmann
Moderation
Top antworten
Daniel-Reicke_low
Daniel Reicke
pens. Lehrperson Sek II

Differezieren!

Klar ist, dass Vermieter keinen Missbrauch betreiben sollen. Allenfalls müssen sie gezwungen werden, ihre Kalkulationen offenzulegen. Aber es gibt wirklich auch korrekte Vermieter, die nur minimalen Gewinn erzielen. Das heisst, mit Rundumschlägen ist niemandem geholfen!

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Patrick Vögelin
Behindertenrechtaktivist

Gefahr

Ich denke, man muss aufpassen, wenn man die Mietzinserhöhung zulässt, das führt zu Verdrängung. Und noch was: ein Mietzins frisst ca. ein Drittel der Einkommen, was auch das Risiko, in die Armut zu rutschen, beschleunigt.

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Andrea Strahm
Grossrätin Die Mitte, Fraktionspräsidentin

Allgemeine Antwort nicht möglich

Es gibt sicher missbräuchliche Erhöhungen. Wenn wir aber ökologische Häuser wollen, energetisch sanierte, mit umweltfreundlichen, neuen Heizungen, Kochherden, Warmwasseraufbereitungen und energiesparenden Waschmaschinen, dann kostet das viel Geld und das müssen wir alle mittragen, auch wir Mieter.

Stephan Luethi
Stephan Luethi
Früher: Lehrer

Wohnen ist ein Grundbedürfnis

Deswegen darf mit dem Erstellen von Wohnungen für „Normalos“ keine Rendite über den notwendigen Rückstellungsbetrag für den Unterhalt der Liegenschaft erzielt werden. Davon nehme ich Luxusbehausungen explizit aus, dort herrscht eh ein Klima des Irrationalen. Somit steht im Vordergrund das Bereitstellen von Wohnraum für die Durchschnittsbürgerin (Männer sind mitgemeint)! Was „normal“ und „Durchschnitt“ ist, kann sich jedeR selbst ausmalen….

Sarah Wyss klein
Sarah Wyss
Nationalrätin SP BS

Die steigenden Mieten und Krankenkassenprämien werden immer mehr zum Problem für die Menschen. Die Kaufkraft schwindet. Die Mietzinsen hätten bis vor kurzem in den letzten 15 Jahren sinken müssen, sind aber gestiegen. Deshalb bezahlen Mieter:innen jährlich über 10 Milliarden zu viel. Aus diesem Grund sollen Immobilienbesitzende proaktiv nachweisen, dass eine Mietzinserhöhungen rechtens ist. Das bestehende Mietrecht muss eingehalten werden, die Mietenden vor ungerechtfertigten Mietzinserhöhungen geschützt werden.

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Roland Wittwer
11. Oktober 2023 um 15:42

Sozialer Beitrag

Vermieter sollten immer soziale Verantwortung übernehmen und Mieten, insbesondere in Zeiten in der Vieles teurer wird, eher zurückhaltend erhöhen.

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Lisa Mathys
Grossrätin und Präsidentin SP BS

Überhöhte Renditen sind ein Skandal

Es ist unglaublich, wie schnell die grossen Multis ihre Anpassungen beschlossen und den Mieter:innen kommuniziert haben. Es wäre niemals so schnell gegangen, wenn eine Anpassung nach unten hätte erfolgen sollen. Das geschieht erwiesenermassen sehr oft nicht. Und das macht die Betroffenen zu Recht wütend. Wir wissen, dass jährlich viele Milliarden zu viel Miete einkassiert werden. Da braucht es dringend eine Korrektur.

Ich bin überzeugt, dass bei privaten Vermietungen viel eher ein Dialog möglich ist. Das Problem sind in der Regel die riesigen Konzerne und Verwaltungen, die statt Mieter:innen als Kund:innen zu sehen nur Objekt-Nummern verwalten.

Die SP ergreift Partei für die Kaufkraft der Menschen - so auch gegen steigende Mieten bei eh schon steigenden Lebenskosten und - oh Wunder - kaum steigenden Löhnen.

Ueli Keller
12. Oktober 2023 um 01:26

So wie das Wohnen organisiert ist, ...

So wie das Wohnen organisiert ist, entspricht es der autoritär-hierarchisch und industriell-militärisch-technokratisch begründeten „Zuvielisation“: Ökonomisch ein Ballon, der platzen wird. Ökologisch eine Katastrophe. Und sozial nicht gemeinschaftsfähig. Diese „Zuvielisation“ ist von selber am Zusammenbrechen: Sie ist der Vater aller Kriege und die Mutter einer Welt, die nicht lebensfähig ist.

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Martin Hafen
Soziologe, Grossvater

Der Staat ist (wäre) der bessere Vermieter

Institutionelle Vermietungsorganisationen folgen strikt der Logik des Kapitalismus: Diese Logik heisst Gewinnmaximierung. Die herrschende gesetzliche Ordnung stützt diese Logik mehr als das Bedürfnis der Mieter:innen nach bezahlbarem Wohnraum. Für mich stellt sich die Frage, ob man ein Grundbedürfnis wie Wohnen wirklich dem "freien" Markt überlassen sollte. Das Beispiel der Stadt Wien zeigt, wie die Mieten tief gehalten werden können: nämlich dadurch, dass der Staat verstärkt als Vermieter auftritt und so der Gewinnmaximierung Grenzen setzt.

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Oliver Bolliger
Grossrat BastA! / Sozialarbeiter

Die allermeisten Mietzinserhöhungen sind nicht notwendig!

Alles wird teurer! Seien es die Krankenkassenprämien, die Energie- und Heizkosten, die Kosten für den Lebensunterhalt, für die Freizeit oder nun auch für die Wohnungs-Mieten. Die Löhne wurden jedoch kaum erhöht und unsere Kaufkraft hat in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Die Verschuldung von Teilen der Bevölkerung ist besorgniserregend und gesellschaftlich ein grosses Problem. Die Erhöhung der Mieten aufgrund des nun höheren Referenzzinssatzes ist selten gerechtfertigt - weil die vormalige Reduktion oft nicht weitergegeben wurde und zudem die Rendite auf den Mieteinnahmen - besonders bei privaten Liegenschaftsverwaltungen - immer noch beträchtlich sind. In Zeiten der Teuerung ist es daher nicht angemessen die Mieten zu erhöhen - da es volkswirtschaftlich Unsinnig ist die Kaufkraft der Bevölkerung zu senken und die Gewinne der Immobilienbranche zu erhöhen. Dies gilt auch für Immobilien Basel-Stadt und die Genossenschaften.

Stephan Grieder

Der einzig faire Mietzins ist Kostenmiete - mit Mieteinnahmen Gewinn zu generieren ist unfair.

Beatrice Isler
Beatrice Isler
Mitte BS

Was ist schon fair? Mietzinserhöhungen sind dann fair, wenn es auch Mietzinsreduktionen gibt oder wenn jemand einen ganz moderaten Mietzins bezahlen muss. Letztlich steigen auch für die Hausbesitzenden die Kosten - Kosten von denen die Mietenden oft auch keine Ahnung haben. Bei einer Reparatur ist der Handwerkertarif z.B. derselbe, ob jetzt im Kleinbasel oder auf dem Bruderholz. Die Gebühren, welche man als Hausbesitzende an den Staat abgeben muss, erhöhen sich auch laufend.Ich persönlich ärgere mich über Verwaltungen, welche das Mietzinspotential immer bis zum letzten Rappen ausschöpfen. Mietzinse lassen sich nämlich auch berechnen mit einer Miete plus Mietzinsreserve; letztere muss nicht immer ausgeschöpft werden. Die vorerwähnten Verwaltungen stellen mit ihrem Gebaren alle VermieterInnen in ein schlechtes Licht - obwohl ich begreife, dass z.B. Pensionskassen dafür verantwortlich sind, Geld zu generieren, um ihren Rentnerinnen und Rentnern dann die Pension auszahlen zu können. Kurz und gut, es lässt sich nicht direkt beantworten. Gehen Mietende fair mit den zur Verfügung gestellten Wohnungen um? Ist es fair, dass wir für die Lebensmittel und die Krankenkassen immer mehr bezahlen müssen? Gibt es etwas auf der Welt, das fair ist?

René Wegmüller
12. Oktober 2023 um 17:49

Für mich sind Mietzinserhöhungen gerechtfertigt, wenn der Referenzzinssatz erhöht wird, da Hypotheken massiv teurer geworden sind. Nur müssten im umgekehrten Fall auch unverlangt Mietzinsreduktionen umgesetzt werden, wenn der Referenzzinssatz gesenkt wird. Hier ist das System noch falsch.

Lea Wirz
Grossrätin GAB

Kein Pauschalurteil möglich

Weil wegen der fossilen Krise vieles teurer wird, wäre es fair, wenn Vermieter*innen möglichst Rücksicht auf die Mieter*innen nehmen. Klar ist aber auch, dass bei steigenden Referenzzinsen eine Erhöhung berechtigt sein kann. Dies z.B. dann, wenn Senkungen immer weitergegeben wurde und mit den Mieteinnahmen keine Rendite erzielt wird. Um dies zu überprüfen, ist es aber auch fair, wenn Mieter*innen eine Erhöhung anfechten.

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