Soll der Marktplatz tramfrei werden?
Das prominent besetzte Initiativkomitee «Go Basel Go» stellte am Montag die Innenstadt-Initiative vor. Diese will den Marktplatz tramfrei machen und grüner gestalten. Damit im Bereich zwischen Schifflände und Barfüsserplatz Begegnungs- und Aufenthaltsplätze mit «grosszügigen Zaunanlagen und Grünflächen, Brunnen, entsiegelten Flächen und Veloeinstellanlagen» entstehen können, soll das Petersgraben-Tram als Alternativroute dienen. Diese Linie, die künftig am Unispital und der Uni vorbeiführen soll, ist Teil des Tramnetzausbaus 2030. In der Innenstadt soll für gehbehinderte Menschen trotzdem ein Mobilitätsangebot entstehen, zum Beispiel autonome Shuttlebusse zwischen Barfi und Marktplatz.
Die Idee und Vision ist interessant. Ich fände es aber auch gut zu wissen, was passiert bei einer Totalsperrung des Petersgrabens uber längere Zeit wie an der Herbstmesse? Ist dann das Kleinbasel über die Achse Claraplatz-Mittlere Brücke für 2.5 Wochen nicht mehr erreichbar? Leider stellt kein einziger Journalist diese sehr konkrete Frage. Eine Frage, welche meines Erachtens nicht ganz unwichtig ist.
Am Nutzen, nicht an den Visionen messen
Das Problem ist richtig erkannt: Durch die Innenstadt verkehren heute zu viele Trams. Die Lösung sind aber nicht hübsche Visualisierungen oder neue Engpässe an anderer Stelle. Die Lösung sind die gezielten Ergänzungen des Tramnetz 2030, gemeinsam mit einer durchgehenden Verbindung durch die Innenstadt. Nur so bleibt das Tram attraktiv.
Nicht wirklich nützlich
Als gehbehinderter, älterer Mann muss ich dazu schon sagen, dass dann die Region Marktpatz–Hauptpost für mich sehr erschwert sein wird. Die Tramstation Schifflände ist für Gehbehinderte unbrauchbar, da der Einstieg extrem zu hoch ist, ich ziehe den Marktplatz eindeutig vor. Ausserdem entnehme ich dem Vorschlag, dass der gesamte Bereich gepflästert werden soll, auch kein geteerter Mittelstreifen ist vorgesehen (z.B. Rittergasse), damit wird die Innenstadt genau wie der Münsterplatz nicht mehr begehbar sein. Keine gute Idee
Schöne Idee...
Für gemütliche «Beizli» im Frühling bis Herbst ist diese Umsetzung sicher spannend. Wenn man aber trotz des Träumens realistisch in andere Städte schaut, die ein Plaza Konzept haben, dann fällt schon auf, dass die meisten «Beizli» nur noch Touristen-Restaurants sind, welche nettes Personal haben, die Leute auf der Strasse ansprechen, um für den Besuch zu werben. Und meistens auch teurer sind als andere.
Ob unsere Traditionsbeizli dann bestehen, mag ich längerfristig bezweifeln. Manchmal sind wir ein wenig naiv, in Basel zu denken, dass es bei uns «anders» wird. Und so schnell wie wir in Basel (Einsprachen und Co.) planen und Dinge verwirklichen, sind die Trams in heutiger Form dann eher nicht mehr relevant. Es gibt bereits Schienen-ungebundene Trams. Denken wir doch lieber bereits in dieser Richtung, diese wäre innovativ und sehr flexibel. Im Moment würde es eine einfache Ringlinie auch tun. Dass jedes Tram quer durch die Stadt muss ist nur der Bequemlichkeit geschuldet.
Ein Ja für das unabhängige Gewerbe
Als ehemaliger Detailhändler am Barfi sehe ich diese Initiative mit grossem Wohlwollen. Mehr Aufenthaltsqualität bedeutet ganz intuitiv auch mehr Frequenz. Genau das braucht der vom Onlinehandel, von Baustellen und – man muss es leider sagen – von den zahlreichen Demonstrationen stark gebeutelte unabhängige Detailhandel. Auch die Gastronomie würde davon profitieren.
Besonders positiv bewerte ich die geplante Aufwertung des Bereichs um die Hauptpost, der künftig am schwierigsten erreichbar sein wird, was im internationalen Vergleich allerdings kaum ins Gewicht fällt. Eine tramfreie Falknerstrasse würde deutlich an Attraktivität gewinnen, ebenso die kleineren Seitenstrassen wie das Pfluggässlein oder die Weisse Gasse.
Es ist ein mutiger Vorschlag, aber genau diesen Mut braucht es, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern. Davon profitieren nicht nur die Besucherinnen und Besucher, sondern auch ein vielfältiges, gesundes und unabhängiges Gewerbe.
Zweifel
Ich stelle mir hier die Frage ob man dem Herzstück schon vorspuren will. Ich habe gegenüber dieser Initiative gewisse Zweifel – auch an der Umsetzung.
Anstoss zur Entlastung der Innenstadt
Die Initiative ist ein Anstoss für eine Entlastung der Innenstadt und eine bessere Tramlinienführung, wie sie auch im Rahmen der Tramnetzplanung 2030 bereits angedacht ist. Diese sieht unter anderem den Bau des Petersgrabens für den Tramverkehr vor.
Die Trams sollen künftig nicht mehr mitten durch die Innenstadt fahren, sondern über alternative Strecken ausserhalb des Stadtkerns, beispielsweise via Kohlenberg, Petersgraben und Schifflände oder über weitere Brücken, geleitet werden.
Diese Umleitung ist technisch machbar, und die zusätzliche Fahrzeit ist nur minimal länger, bei gleichzeitig deutlich mehr Raum für Menschen und Stadtleben im Herzen von Basel. So können Bäume, Brunnen und Aufenthaltszonen entstehen. Zudem wird das Tramnetz dadurch wieder verlässlicher und steht auch bei Kundgebungen oder Veranstaltungen nicht einfach still.
Die Erreichbarkeit für ältere Menschen, Anwohnende und Gewerbe bleibt gewährleistet. Vorgesehen ist beispielsweise ein Shuttle-System, wie es andere europäische Städte bereits erfolgreich eingeführt haben.
Basel ohne Trämli ist wie Paris ohne Eiffelturm
Super Idee! Erst Autos verbannen, dann Trams abschaffen – bleibt nur noch der Rollator ... Basel ohne Trämli ist wie Paris ohne Eiffelturm. Wer so etwas fordert, hat die Stadt schlicht nicht verstanden.
Elektrozug & Gondelbahn
Ja, als eine 1963 in BS geborene empfand ich diese vielen Trams in der Innenstadt immer als viel zu massiv , ausserdem gefährlich und störend. Deshalb unterstütze ich die Idee. Aber die Gehbehinderten dürfen nicht vergessen werden. Für Gehbehinderte könnte man evtl. statt Tram einen offenen Elektrozug anbieten. Und um die Stadt touristisch aufzuwerten eine Luftgondelbahn die über die Innenstadt inkl Rhein führt....Wow!
Es ist nicht genug zu wissen ...
Eigentlich können es alle wissen: Es gibt zu viel Verkehr und – wenn wir mit der Siedlungs- und Stadtentwicklung im Dreiland am Oberrhein so weiterfahren wie bisher – davon immer noch mehr. Klar dürfte auch sein, dass daran eine Innerstadt-Tram-Kosmetik nichts wahrhaftig und wirklich zu ändern vermag.
Begrünung geht auch anders.
Es wird hier leider eh fragwürdigi Idee umgsetzt. De Shuttlebus-Service wird nie und nimmer guet funktioniere – viil zu kompliziert. Einzelni Betroffeni werded jetzt über so Spezial-Lösige versorgt. Stattdesse müsste mer doch über Inklusion nachedenke. Alli werded genau glich versorgt! Die guet Vernetzig und Erreichbarkeit id Innestadt über de Huufe schmeisse – aber Hauptsach, mit de Begründig vo «mehr Begüernig» argumentiere. Das wür mer au eso anebecho! Züri als Beispiel.
Zu dörflich für Basel
Schönes Konzept, bin ja sehr für mehr grün und finde es braucht mehr davon – aber das ist mir dann auch bisschen too much, bekommt dadurch zu viel Dörfli/Vorort Charakter. Mir gefällt ja das Urbane an Basel. Finde es würde dadurch viel an Identität verlieren. Und vor allem finde ich es wirklich nicht notwendig...
Visionen gut & recht – damit Leben & Arbeiten können noch besser!
Neu-Aufgleisen der Basler Tram-Struktur sehr gern. Sinnigere Anschlüsse und Dezentralisierung der Gleise-Struktur passend zu den gewachsenen Quartierzentren, weniger Trams durch die Mitte – eine gute Idee, wenn der Rest dann besser angebunden ist. Ein gigantischer Umbau aber, nur um die megalomanische Idee «Herzstück» zu retten – das aus der gleichen Küche stammt – bitte nicht. Noch mehr Energie in diese uralt-Idee stecken, anstatt endlich betr. Nahverkehr vorwärtszumachen, wäre fatal.
Tramfreier Claraplatz?
«Go Basel go» ist auf den ersten Blick ein interessanter Vorstoss. Ein verkehrsberuhigter und begrünter Marktplatz und Barfüsserplatz könnten ein Mehrwert sein. Der Verkehr wird aber einfach verlagert. Dasselbe gilt natürlich auch für den Claraplatz. Das Verkehrsaufkommen mit Tram, Bus oder Autos ist ebenso hoch wie auf der anderen Seite des Rheins. Sollte dieser nicht auch fussgängerfreundlicher und begrünt gestaltet werden? Warum Gross- und nicht Kleinbasel? Solch eine Initiative sollte einen gesamtbaslerischen Blick haben.