Soll die Uni nur noch veganes Essen anbieten?
Die Debatte an der Uni Basel über eine vegane Mensa läuft auf Hochtouren. Diese Woche stimmen die Student*innen darüber ab, ob das Verpflegungsangebot künftig auf rein pflanzliche Ernährung umgestellt werden soll. Eigentlich hatte der Studierendenrat bereits im April dieses Jahres beschlossen, dass die Mensen künftig vegan werden sollen. Innerhalb des Rates formierte sich daraufhin Widerstand und ein Referendum wurde ergriffen. Verbindlich ist das Ergebnis der Abstimmung jedoch nicht, die endgültige Entscheidung liegt bei der Universität selbst. An der Uni Basel wurden 2023 die Menüpreise angepasst, vegetarisch-vegane Gerichte sind seither zwei Franken günstiger als Menüs mit Fleisch. Den Befürworter*innen reicht das noch nicht: Eine Umstellung auf pflanzliche Menüs sei ein konkreter Schritt im Kampf gegen die Klimakrise, argumentiert das Komitee. Die Gegenseite sieht hingegen Freiheit und Vielfalt bedroht. Studierende hätten unterschiedliche Bedürfnisse, Überzeugungen und gesundheitliche Voraussetzungen, die von einer rein veganen Mensa zu wenig berücksichtigt werden würden.
Was für ideologische Fragen!
Fleischkonsum ist nur verpönt, seit es mit Massentierhaltung in Verbindung gesetzt wird. Und weil der höchste Prozentsatz des Sojaanbaues für die Tierhaltung benötigt wird. Seit unsere Tochter mit Familie sich vegan ernährt, habe sich ganz automatisch die Ernährungsgewohnheiten meines Mannes und mir angepasst – nicht zuletzt, weil ich acht lange Jahre einen Mittagstisch angeboten habe. Konsequenz: Ich achte auf viele Produkte besser, esse viel öfter vegan oder vegetarisch und Fleisch kommt viel weniger auf den Teller. Es ist der Mix, den es ausmacht, das langsame Umgewöhnen ohne Ideologie, ohne Zwang. Ich finde in der Tat, dass das Vorleben von Nachhaltigkeit, Regionalität und Vielfalt höher zu Gewichten sind als Zwangsumerziehungen.
Herausfordernd bei Allergien
Vegane Küche ist für mich als Allergikerin (u.a. auf Mandeln) herausfordernd, sobald Ersatzprodukte eingesetzt werden. Beispielsweise ist Käse für mich unproblematisch - bei veganen Alternativen muss ich jedoch wissen, aus welcher Basis diese bestehen. Ersatzprodukte können quasi versteckt Allergene enthalten, die in einem ähnlichen nicht-veganen Gericht nicht zu erwarten wären. So ist es für uns Allergikerinnen entscheidend, dass die Zutaten - insbesondere der Ersatzprodukte - gut sichtbar und detailliert deklariert werden und das Personal entsprechend geschult wird.
Nudging and priming
Es ist richtig, dass ein Umdenken stattfinden muss. Allein durch die Art, wie Vegetarisches, Veganes und Fleisch angeboten werden (Reihenfolge auf der Menukarte/ Platz in der Vitrine), kann der Fleischkosum reduziert werden. Mit vorschnellen, Inquisitorischen Methoden wird eher Widerstand gefördert. Ich plädiere für eine Mensa, die ein Umdenken durch individuelle Überzeugung auslöst.
Asterix
Ich sitze am Flughafen von Buenos Aires und denke frei nach Asterix: die spinnen die Helvetier, genauer die Basler… diese Frage können sich nur Völker stellen, die wirklich keine Probleme haben. Ein normaler Porteño, also nicht ein Student aus gutem Hause, würde sich freuen, sich mit dieser Kategorie von Problemen herumschlagen zu dürfen.
Debatte ad absurdum
Wäre es nicht viel sinnvoller über die Qualität Bio-Konventionell-Ramsch zu diskutieren, oder über regional-global? Ich denke mit der fundamentalistischen und rein ideologischen Forderung (vegan! Nichtmal vegetarisch) führt man die Debatte ad absurdum und verhindert durchaus berechtigte Diskussionen über die Vorreiterrolle von Gross(ess)betrieben (insbesondere staatsnahe) bei der Umstellung auf bewussteres und nachhaltigeres (Lebensmittel)konsumverhalten. Einmal mehr war es möglicherweise gut gemeint, aber so übers Ziel geballert, dass auch die sinnvollen Debatten abgewürgt werden.
Kulinarische Vielfalt statt ideologischer Zwang!
Die Forderung nach einer rein veganen Uni-Mensa ist für mich das Ergebnis eines links- und klimaideologisch geprägten Studienrats. Ich lehne eine reine vegane Mensa ab, weil ich Wahlfreiheit statt ideologischen Zwangs möchte. Warum sollte sich die Mehrheit einer veganen Minderheit beugen? In der Mensa sollten alle fündig werden: vegane und vegetarische Optionen, Fleischgerichte sowie Alternativen für Allergiker, zum Beispiel glutenfreie Angebote. Es braucht kulinarische Vielfalt, keine ideologischen Forderungen!