Sollte Israel vom ESC ausgeschlossen werden?
Die Diskussionen um die Teilnahme Israels am ESC ebben nicht ab. Erst recht nicht, seit sich auch Nemo – und in einem offenen Brief über 70 ehemalige ESC-Teilnehmer*innen – für einen Ausschluss Israels vom Gesangswettbewerb stark macht. Nemo sagte gegenüber der Huffpost UK: «Israels Handlungen stehen fundamental im Widerspruch zu den Werten, die der Eurovisionswettbewerb vorgibt zu vertreten – Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte.» Auch die ESC-Eröffnungsfeier quer durch Basel wurde von einem Demozug mit Palästinafahnen und «Free, Free Palestine»-Rufen begleitet. Die Polizei liess die Aktivist*innen grösstenteils gewähren. Ein Ausschluss Israels komme aber für die verantwortliche European Broadcasting Union (EBU) nicht infrage, schreibt die BaZ. Dass ein solcher möglich wäre, zeigte die EBU 2022, als sie Russland nach dem Angriffskrieg gegen die Ukraine vom ESC ausschloss.
Ich kann nicht verstehen, wieso ein Ereignis wie der ESC für eine politische Manifestation missbraucht werden kann. Zumal Yuval Raphael eine der Überlebenden des 7. Oktobers ist. Es darf nicht sein, dass auf Ihren Schultern Politik gemacht wird! Bitte heisst sie willkommen!
Musik verbindet
Wie kann man nur Befürworter für den Ausschluss dieser jungen Frau aus Israel, welche das Massacker, wie durch ein Wunder überlebt hat, sein. Viele der Ja-Sager mussten nie in ihrem Leben irgend so was oder Ähnliches erfahren - einfach nur beschämend. Musik ist Seelenbalsam und verbindet die Menschen Europa-, bzw. Weltweit🎶💜
Der unsägliche Bubbleblick der ESC-Israel-Demonstant/innen
Es ist politisch, wenn eine Überlebende des Massakers vom 7.10.2023 auftritt. Deshalb ein Rückblick: An jenem Datum sind die Hamas und der Islamischer Dschihad vom Gazastreifen aus in Israel eingedrungen und haben dort gezielt rund 1.200 Menschen ermordet. Zudem verschleppten sie über 250 als Geiseln. Human Right Watch erklärt dazu : Die Hamas und Islamischer Dschihad begehen Kriegsverbrechen, indem sie Israelis und weitere Personen als Geiseln in Gaza festhalten. Wenn man also die Kriegsverbrechen der Regierung Netanyahu anprangert, muss man auch jene Kriegsverbrechen nennen. Zudem: Das unsägliche Leid in Gaza hat viel mit den Hamas zu tun: Sie müssten nur die Geiseln freilassen und die palästinensche Bevölkerung in Gaza nicht als Schutzschild missbrauchen, dann hätte die israelische Regierung kein Argument mehr, um ihr Vorgehen zu verteidigen. Die Bilder der leidenden Zivilbevölkerung waren gewünscht , um Israel anklagen zu können. Propaganda; schlicht widerlich und unmenschlich!
Ärztin
Um ein Zeichen zu setzen, dass man nicht mit der israelischen Politik einverstanden ist, finde ich es durchaus legitim, Israel-wie dies in den vergangenen Jahren bei Russland auch geschehen ist-vom ESC auszuschliessen. Es ist ganz klar, dass sich das nicht gegen eine Person richtet, sondern dagegen, wie sich Israel in Gaza verhält und was dort den Palästinensern angetan wird.
Ist der ESC politisch oder nicht?
Aus meiner Sicht ist der ESC politisch, weil einige Ländern aus politischen Gründen von der Teilnahme ausgeschlossen sind - etwa Russland oder Weissrussland. Was ist das Kriterium, dass der Staat Israel NICHT ausgeschlossen wird? Immerhin steht das Land unter dem Verdacht (etwa durch Amnesty International) im Gazastreifen einen Genozid zu begehen. Auch der internationale Strafgerichtshof beschäftigt sich mit der Frage, ob man hier von Völkermord sprechen kann oder soll. Zumindest bis die Frage geklärt ist, sollte Israels Teilnahme ausgesetzt werden - es sei denn, die Veranstalter:innen messen mit gleichen Ellen und lassen Länder wie Russland oder Weissrussland auch wieder zu.
Diversity in Gaza
Zunächst geht es um einen Gesangswettbewerb, in zweiter Linie um LGBTQ. Israel hat eine sehr lebendige LGBTQ Szene, während diese im Gazastreifen brutal verfolgt wird. Palästinaflaggen am ESC? Homophober könnte es gar nicht sein!
Schlechter Journalismus
Sorry, das ist kein Journalismus sondern Effekthascherei. Die EBU hat immer klar gemacht, dass Israel teilmimmt. Ein Ausschluss steht nicht zur Diskussion. Gut so! Weshalb die Lesenden darüber abstimmen lassen?
Israel muss vom ESC ausgeschlossen werden
Vor 20 Jahren haben über 100 Organisationen aus der palästinensischen Zivilgesellschaft (Studierendenorganisationen, Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen, Frauenorganisationen etc.) zu Boykott, Desinvestition und Sanktionen gegen Israel aufgerufen, bis Israel sich an internationales Recht hält und Apartheid und illegale Besatzung beendet. Die durch die Antiapartheid-Bewegung in Südafrika inspierierte, komplett gewaltfreie Initiative ruft schon lange zum Ausschluss Israels aus dem ESC auf und als Konsequenz der israelischen Teilnahme zum Boykott des ESC. Wenn wir entsetzt sind über die apokalyptischen Bilder aus Gaza, das Aushungern der Bevölkerung, die systematische, staatlich gestützt Gewalt israelischer Siedler*innen, über fehlende Grundrechte oder die gezielte Ermordung von Journalist*innen und wenn wir gleichzeitig auf palästinensische Stimmen hören möchten, die nach einem gewaltfreien Weg suchen, dann sollten wir laut und klar den Ausschluss Israels vom ESC fordern.
Kein Platz für Israel um den Genozid- und die Apartheidpolitik zu beschönigen
Israel missbraucht einmal mehr den ESC, um seine bald 80 Jahre andauernde schlimme Politik gegenüber den Palästinensern mit einem angeblich "unpolitischen" Auftritt aus der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu wischen. Israels Auftritt ist total politisch, weil es das schlimme Massaker der Hamas missbraucht, um von seinen Verbrechen gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte in Gaza und den besetzten Gebieten abzulenken. Sowas haben weder Basel, die Schweiz noch ganz Europa verdient. Als friedens- und gerechtigkeitsorientierter Jude zeige ich Israel die Rote Karte und fordere seine Wegweisung vom ESC. Als klares Zeichen gegen den Genozid in Gaza und die Apartheid in Israel/Palästina.
Das Wegschminken von Kriegsverbrechen
Dass Israel zum ESC zugelassen wird, ist unverständlich. Das Land begeht gerade jetzt Kriegsverbrechen im Gazastreifen und ist höchst interessiert daran, diese Tatsache durch die politische PR-Aktion einer ESC-Teilnahme zu überdecken. Mit viel Schminke und Hairgel von Moroccanoil zeigt Israel vor dem internationalen TV-Publikum ein lächelndes Gesicht. Die israelische Kosmetikfirma Moroccanoil mit dem dünnen orangen M ist ein Hauptsponsor des Basler ESC und stylt mehrere Acts in Basel; auf ihrer Website ist eine Adresse angegeben, die 50 km von Gaza entfernt liegt. Wir sollten es nicht verdrängen: Nachdem Kämpfer der Hamas beim Angriff auf Israel, der ein Kriegsverbrechen darstellt und den ich verurteile und nicht verharmlosen möchte, auch etwa 35 Kinder getötet hatten, haben israelische Kämpfer seit Herbst 2023 in Gaza etwa 15’000 Kinder getötet. Die Teilnahme Israels am ESC ist höchst politisch und unverständlich.
Ich habe etwas gegen Sippenhaft
Geht es jetzt beim ESC um Musik oder um Politik, frage ich mich. Das ESC - ist eigentlich nicht mein Ding - sollte wieder mehr mit Fokus auf Musikalität sein. Mir vermischt sich die Politik mit dem Anlass zu sehr. Die Sängerin aus Israel ist letztlich nicht verantwortlich für die Politik der dortigen Kriegsgurken. Es gibt viele Israelis in Israel selber, die mit dem Krieg nicht einverstanden sind. Genauso wenig dürfen und sollen wir unsere Basler jüdische Bevölkerung dafür verantwortlich machen, was dort unten geschieht. Das heisst beileibe nicht, dass ich die Situation in Palästina und das Verhalten von Netanyahu gutheisse! Mir fehlt der differenzierte Blick vieler Menschen, die nun eine einzelne Sängerin für das Verhalten einer Kriegsmaschinerie verantwortlich machen. Ich werde auch nicht gerne in einen Topf mit anderen gesteckt, die sich unverantwortlich verhalten.
Ehrlich sein
Seien wir doch ehrlich. Wäre es nicht Israel, wäre jedes andere Land, dass mehrere Millionen Menschen aushungert und in Sippenhaft nimmt, längst ausgeschlossen. Aber es ist halt eine politische Frage.
Boykott in Sport und Kultur unintelligent
Ich halte es bei der Frage, ob Israel als Nation (und damit ihre Sängerin) beim ESC boykottiert werden sollte, gerne mit dem Schweizer Schriftsteller Thomas Meyer („Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“). Er hat vor einigen Tagen in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen überzeugend aufgezeigt, wie wenig überlegt solche Boykott-Forderungen sind - einfach, weil die furchtbare und unbedingt zu verdammenden Ereignisse im Gazastreifen Folge einer jahrhundertealten Entwicklung sind. Zu Recht sagt Thomas Meyer, dass in solch komplexen Situationen Parteinahmen nicht intelligent sind - eben wegen der komplexen Situation, aber auch, weil sie ziemlich billig sind und den bemitleidenswerten Menschen im Gazastreifen … rein gar nichts nützen.
Auch Israelis «bezahlen» durch die Politik Israels.
Obwohl wir das Grauen in Gaza, die Zehntausenden von getöteten und verletzten Palästinenser:innen sowie die vielen zerstörten Gebäude, vermittelt vor allem durch das Fernsehen, vor Augen haben und um die Folgen der seit 1967 besetzten Gebiete in der Westbank sowie das widerrechtlich annektierte Ostjerusalem wissen - z.B. anhaltende Unterdrückung der Zivilbevölkerung, kriminelles Verhalten von Siedlern - bin ich gegen den Ausschluss. Warum? Seit 1979 bin ich im Brückleinbau wischen Juden / Jüdinnen und Palästinenser:innen hier in der Schweiz sowie vor Ort zwischen Palästinenser:innen und Israelis tätig. So bestehen bis heute freundschaftliche Kontakte mit zwei Palästinenser:innen in Gaza sowie mit Projektpartner:innen in der Westbank.Ich möchte weiterhin an der Verständigung zwischen jüdischen und palästinensischen Menschen gleichberechtigt mitwirken. Die enormen Machtunterschiede vor Ort erfüllen mich vor allem mit Ohnmacht, wünsche ich mir doch politische Kompromisslösungen, welche auch für Palästinenser:innen ein Leben in Würde und Freiheit garantieren.Auch Israelis "bezahlen" durch die Politik Israels. So sagte eine israelische Freundin 1988 an einem Podiumsgespräch in Zürich: An dieser Besatzung geht auch die israelische Seele kaputt. Mir bleibt vor allem Trauer darüber, dass mein Jugendtraum von einem menschlichen Israel mehr und mehr in die Brüche gegangen. Dennoch bleibe ich bei der "paradoxen Hoffnung" (Erich Fromm), der Hoffnung wider meine eigene Hoffnungslosigkeit.
Nein
Nein
Alter Zopf gehört neu geflochten
Warum Israel (und Australien) dabei sein "dürfen" und andere Länder nicht einmal ein Thema sind, ist extrem überholt und unfair. Die Welt ist seit Entstehung des ESC viel überschaubarer, diverser und komplexer geworden. Höchste Zeit ein Konzept auszuarbeiten, um andere Gäste dazu zu laden. Warum nicht auch einmal Palästina? Oder Vietnam? Oder Uruguay? Das wäre auf menschlicher Ebene ziemlich cool; ich will mal nicht ans Klima denken.
Nein.
Nein, Israel sollte nicht vom ESC ausgeschlossen werden.
Musik wie auch Sport sollten Länderverbindend sein. Da hat Politik nichts zu suchen. Es ist traurig, dass immer wieder versucht wird, solche Events für politische Äusserungen zu missbrauchen.
Differenzierung
Die Politik Israels gegenüber Palästina ist - da gibt es keine Zweifel - verwerflich und grausam. Es ist wichtig, differenziert das Land Israel resp. seine Bevölkerung zu sehen. Es gibt Leute, die das Vorgehen der Regierung verurteilen - nur kommen diese Gruppen kaum in den Medien hier zu Wort. Auch eine Art von Einseitigkeit! Musik/Gesang verbindet, darum ist der ESC eine gute Form der Völkerverbindung. Man kann den Anlass mögen oder nicht. Ich finde die Belebung von Basel wunderbar.
Was noch machen ausser lachen?
Dass Israel mit von der Partie sein kann und andere ausgeschlossen werden, entspricht einer verrückten Welt. Ich nehme sie als von Gier, Herrsch- und Vergnügungssucht sowie von Zerstörungswut geprägt wahr. Der ESC ist ein Teil dieser Welt. Er entspricht dem demokratisch legitimierten Wunsch einer Mehrheit der Basler Bevölkerung und ihrer Politik. Was soll man da noch machen, ausser lachen? Mir selber tut es gut, wenn es mir gelingt, diese Welt nicht mehr hoffnungslos ernst zu nehmen.