Sommerlektüre zum Päuselen

Zeit zum Lesen, aber kein Plan, was? Willkommen in der Sommer-Bibliothek vom «Buchclübli mit Vali» und der Bajour-Community. Gutes Abtauchen.

Bücher
(Bild: Veronika Andrews / PIxabay)

Hier kommen Buchtipps unserer Leser*innen, die uns ihre Lieblingsbücher für das Buchclübli mit Vali für den Sommer verraten haben.

Löwen wecken
(Bild: zVg)

Für Krimi-Fans mit Hang zur Psychologie

Das Buch Löwen wecken von der israelischen Autorin Ayelet Gundar-Goshen ist eines von Leserin Ruths Lieblingsbüchern. Sie schreibt: «Ich habe in diesem Buch eine Konstruktion vorgefunden, die so packend und einzigartig ist, wie ich sie noch nie gelesen habe.» Mitten in der Nacht überfährt ein Arzt einen illegalen Einwanderer in Israel. Es gibt keine Zeugen, der Mann wird sowieso sterben – warum also die Karriere gefährden und den Unfall melden? Als am nächsten Tag die Frau des Opfers vor der Haustür des Arztes steht, gerät sein Leben aus den Fugen. Wie hätte man selbst in einer solchen Situation gehandelt? Diese Frage schwebt über dem Roman, der die Grenzen zwischen Liebe und Hass, Schuld und Vergebung und Gut und Böse auslotet.

Walliser Totentanz

Für Mittelalter-Geeks

Leserin Carolina empfiehlt das Buch Walliser Totentanz von Werner Ryser. Der Roman ist eine Geschichte des Goms um 1500, es geht darin um die Burgunderkriege bis zur Zeit nach der Schlacht von Marignano. Die Themen Krieg, Pest und Überlebenskampf im menschenfeindlichen Hochgebirge werden schonungslos erzählt und geschickt in das damalige Weltgeschehen verwoben. Ryser nimmt aber vor allem die Menschen und Schicksale in den Blick. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich für Geschichte interessieren. Carolina hat alle Bücher von Werner Ryser gelesen: «Er lebt in Basel und versucht Menschen, die es wirklich gab und über die man nicht viel weiss, ein mögliches Leben zu geben.»

Nora Roberts

Für bekennende Romantiker*innen

Leserin Cristina gefällt die Trilogie mit den Büchern Mondblüte, Himmelsblüte und Sonnenblüte von Nora Roberts. Die US-amerikanische Schriftstellerin gilt als eine der erfolgreichsten Romance-Autorinnen der Welt. Die Trilogie dreht sich um eine junge Frau, die auf der Suche nach ihren Wurzeln auf einen geheimnisvollen Mann trifft, der sie in ihren Träumen aufsucht. Gelingt es ihr, ein altes Geheimnis zu lüften? Roberts nimmt ihre Leser*innen mit in andere Welten. Cristina schreibt: «Ich bin überhaupt keine Fantasy-Leserin, aber diese Trilogie von Nora Roberts hat mich gepackt.»

Marcel Proust

Für Wahrheitssuchende mit Ausdauer

Für diesen Lesetipp von Leser Florian brauchst du vielleicht sogar mehr Zeit als die Sommerferien. Dafür hast du dann einen Klassiker der Weltliteratur gelesen. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust ist zwischen 1913 und 1927 als siebenteiliger Roman entstanden, in dem der Autor seine eigene Suche nach der Wahrheit beschreibt. Proust berichtet von seinem Leben und vom Vorgang des sich-Erinnerns. Der Roman der Erinnerungen gilt als monumentalstes Romanwerk des 20. Jahrhunderts, das noch heute begeistert. Florian hat noch einen Tipp: «Manchmal schaue ich mir gewisse Passagen im französischen Original an und bin einfach nur begeistert.»

Muna oder die Hälfte des Lebens

Für Leser*innen mit stählernen Nerven

Leser Florian hat gleich noch ein zweites Buch empfohlen, das er «kaum aus der Hand legen konnte». Es ist schneller zu lesen als sein erster Tipp, aber sicher nicht leichter zu verdauen. Terézia Mora beschreibt in Muna oder die Hälfte des Lebens das Leben einer Frau in emotionaler Abhängigkeit. Muna ist eine selbstständige Frau, die sich als Literaturwissenschaftlerin mit feministischen Fragen beschäftigt. Aber das Wissen aus Büchern hilft ihr, wenn sie selbst psychische wie physische Gewalt erfährt, nicht weiter. Die Abhängigkeit, in die Muna gerät, lässt einem auch nach dem Ende der Lektüre nicht los. 

Meine langen Nächte

Für Geschichts-Versteher*innen

Das Buch Meine langen Nächte von Ilva Fabiani erzählt die Geschichte einer ideologischen Verirrung und der späten Einsicht. Empfohlen hat den Roman Leserin Maria,  die das Buch «im wahrsten Sinn des Wortes stimmgewaltig und mitreissend sprachlos zurückgelassen» habe. Als älteste Tochter mit zwei Geschwistern aus einer wohlhabenden Arztfamilie geniesst Anna Alrutz glückliche Sommer in einem deutschen Kurort. Als der Nationalsozialismus aufkam, begeisterte sie sich dafür. Sie gibt das Studium zur Ärztin auf und schliesst sich den «braunen Schwestern» an. Schliesslich erkennt sie, dass sie in die falsche Richtung abgebogen ist und entscheidet sich für einen weiteren gefährlichen Weg. Maria schreibt: «Dieses besondere Leseerlebnis ist wunderschön aufgemacht und mit einem Epilog der Autorin versehen. Worte und Sätze wirbeln durch meinen Geist wie Anna mit dem Wind des Lebens durchs Buch.»

Stay away from Gretchen

Für Spurensucher*innen 

Leserin Sybilla empfiehlt den Roman Stay away from Gretchen (Band 1 und 2) von Susanne Abel. Im Familienroman geht es um den Nachrichtenmoderator Tom Monderath, der sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta macht, die immer mehr vergisst. Als die Diagnose Demenz im Raum steht, ist Tom erschüttert, bis er merkt, dass die Krankheit seiner Mutter auch ein Geschenk ist. Denn erstmals erzählt Greta aus ihrem Leben. Sie berichtet von ihrer Kindheit in Ostpreussen oder der Flucht vor russischen Soldaten. Ein Geheimnis gibt es aber noch zu lüften, als Tom sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter befasst, um sein eigenes Leben zu verstehen.

Edward der Hamster

Für Satire liebende Verzweifelte

Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990 von Miriam und Ezra Elia hat Leserin Karin geholfen, sich in einer schwierigen Lebenssituation mit dem Thema Suizid und Verlustgedanken aus anderer Sichtweise auseinanderzusetzen. Die Tagebuch-Aufzeichnungen des Hamsters Edward sind erschütternd, sein Leben zwischen Käfigstäben und Futternapf verzweifelt. Bis er dem Hamsterrad plötzlich entkommt und schreibt: «Sie können mir die Freiheit nehmen, aber niemals die Seele …» Ein hilfreiches Buch für alle, die sich in ihrem Leben gefangen oder eingeengt vorkommen. Karin schreibt: «Dieses Buch hat mich sehr berührend angesprochen.» 

Cheryl Strayed

Für Zweifler*innen mit grossen Fragen

In ihrem Buch Der grosse Trip zu dir selbst gibt Cheryl Strayeds Ratschläge zu den essentiellen Fragen im Leben. Sie beschreibt, wie uns das Leben jeden Tag herausfordert: Wir verlieren einen geliebten Menschen, werden betrogen, können Rechnungen nicht bezahlen. Oder: Wir ergattern den Traumjob und schreiben die erste Zeile unseres Romans. Cheryl Strayed beantwortete jahrelang Fragen von Online-Leser*innen zu Liebe, Sex, Freundschaft, Arbeit und Sinn. Der Austausch ist in diesem Buch, das Leser Julian empfiehlt, nachzulesen. Julian schätzt vor allem die einfühlsam, kritischen und ehrlichen Antworten er schreibt: «Ich konnte viel daraus für mein eigenes Leben mitnehmen. Es hat mir auch geholfen, wertvolle Einblicke in die Sorgen und Befindlichkeiten anderer Menschen zu erlangen, was eine grosse Bereicherung ist.»

Marthe und Mathilde

Für Grenzgänger*innen mit Faible für Geschichte

Im Buch Marthe und Mathilde von Pascale Hugues wird eine Familie zwischen Frankreich und Deutschland beschrieben. Leserin Elisabeth empfiehlt die berührende und politische Geschichte über zwei Freundinnen, die zeigen, dass selbst im nahen Elsass bis nach dem Zweiten Weltkrieg Ausgrenzung an der Tagesordnung war: Französ*innen gegen Deutsche, Deutsche gegen Französ*innen. «Familien wurden gespalten und auseinandergerissen. Radikales Verhalten ist also nicht erst heute ein Thema», schreibt Elisabeth. Eine spannende und wahre Geschichte über die beiden Grossmütter der Autorin. 

Catherine Adamus

Für reisebegeisterte Monarchist*innen

Bajour-Leserin Catherine Adamus hat ein eigenes Buch geschrieben: Die Juwelen der Köchin. Es ist die fiktive Geschichte dreier Frauen. Katharina ist Köchin am Hofe von Nikola I von Montenegro, sie ist aber auch seine Maitresse und Besitzerin von königlichen Juwelen. Alice träumt von einem aufregenden Leben in Wien. Und Elena geniesst ihre Heimatstadt Wien und begibt sich auf die Spuren ihrer Vorfahren. Immer mit der Frage im Gepäck: Ist sie die rechtmässige Thronerbin von Montenegro? Eine historische Geschichte über Macht und menschliche Beziehungen, die so hätte stattfinden können. Catherine sagt über ihr Buch, es sei «für Fans von historischen Generationen-Romanen ebenso wie für Reisebegeisterte von Wien bis Montenegro.» 

Toni Morrison

Für Aufgeschlossene ohne Schwarz-Weiss-Denken 

Der Roman Rezitativ der Nobelpreisträgerin Toni Morrison ist laut Leserin Ursula «ein sehr wichtiges interessantes Büchlein». ​Die Autorin spielt in der Erzählung mit unserer Wahrnehmung: Von Beginn an wissen wir, dass eine der beiden Hauptfiguren Schwarz ist und die andere Weiss – doch welche ist welche? Twyla und Roberta sind Freundinnen und Vertraute. Immer wieder begegnen sie einander zufällig im Leben. Obgleich sie oft auf verschiedenen Seiten stehen, fühlen sich die beiden Frauen verbunden. Es geht um eine Mädchenfreundschaft und die Auswirkungen von Rassismus und Klassenzugehörigkeit auf die Beziehungen, die unser Leben prägen.

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Nach dem Studium, freier Mitarbeit bei der Berliner Morgenpost und einem Radio-Volontariat hat es Valerie 2002 nach Basel gezogen. Sie schreibt seit fast 20 Jahren für das Jüdische Wochenmagazins tachles und hat zwischenzeitlich einen Abstecher in die Kommunikation zur Gemeinde Bottmingen und terre des hommes schweiz gemacht. Aus Liebe zum Journalismus ist sie voll in die Branche zurückgekehrt und seit September 2023 Senior-Redaktorin bei Bajour. Im Basel Briefing sorgt sie mit ihrem «Buchclübli mit Vali» dafür, dass der Community (und ihr selbst) der Lesestoff nicht ausgeht.

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