«Einmal Fasnacht mit alles, bitte!»
Fasnacht ist sozialer Kitt. Das beginnt bei den Jungen Garden und endet mit der Integration verschiedener Mentalitäten und Sprachen.
Nachdem ich am Montag bereits einiges über die Guggemusiken erzählt habe, muss ich heute nochmal auf sie zurückkommen. Der Grund ist ein spezielles Erlebnis.
Es war an einem Fasnachtszyschtig im Hof des Volkshauses im Kleinbasel. Beim dortigen Platzkonzert löste eine Gugge die andere ab, ein richtiges Festival. Besonders eine ging mir ins Ohr, den Namen habe ich vergessen. Jedenfalls war es ein eindrückliches Heer von Blech, welches da aufspielte, umrundet von mindestens acht Pauken und drei Schlagzeugen. Und dieser Verein jasst also einen Hit nach dem anderen raus, Booker T, Hancock, Led Zeppelin, Abba, Paolo Conte … Die Stimmung: Ein legendärer Höhepunkt.
Irgendwann ist mal Pause, aufschnauf … Instrumente auf die Tische, Trommelschlegel weggesteckt. Die Pauken heben ihre mächtigen Waggislarven vom Kopf ... Überraschung: alles junge Frauen, fröhlich Italienisch schnädernd, als ob wir auf dem Campo dei Fiori in Rom wären. Und auch die Jungs scherzen auf italienisch, was das Zeug hält. Manchmal wird mitten im Satz auf Baseldütsch geswitcht.
Ja, genau so funktioniert Integration. Anpassung ja – aber es muss passen. Oder eben, wie das diesjährige Plakettenmotto: syg wie de wotsch. Einmal Fasnacht, mit alles, bitte!
Döner, Burger, Faschtewaaie Machs wie d’witt, s’ isch fascht e Waaie.
Die Cliquen und vor allem die jungen Garden haben in diesem Zusammenhang eine unglaublich wichtige Funktion. Das Engagement der leitenden Verantwortlichen ist ehrenamtlich und kann nicht genug hoch geschätzt werden. Nachdem es vor ein paar Jahren über fehlenden Nachwuchs teilweise Klagen gab, haben heute die Jungen Garden Zuwachs, in diesem Jahr plus sieben Prozent.
Dieses Wachstum ist stark abhängig vom Einsatz der Leitenden und der Musikinstruktor*innen. Einige Cliquen werden regelrecht überrannt, bei anderen ist die Resonanz eher mässig. Das Fasnachts-Comité ist schon seit mehreren Jahren um Präsenz bemüht – offensichtlich mit Erfolg.
Am Donnerstag vor den Schulferien verwandelte sich die Stadt einmal mehr in ein buntes Fasnachtsspektakel. Eine super Idee und eine logistische Meisterleistung der Organisation. Denn damit wird die Fasnacht über 13’000 Kindern aus den Kindergärten und Primarschulen Basel-Stadt näher gebracht – auf einen Tätsch. Gleichzeitig kommen auch die Eltern, auch zugewanderte, mit der Fasnacht in näheren Kontakt. Und alle posten ihre Jöö-Filmli … Der positive Multiplikatoreffekt, der dank Social Media über die Familien hinaus entsteht, darf man ebenfalls nicht unterschätzen.
Eltere, Unggle und au Dante Dien mit andere Aaverwandte Freudig ihrne Binggis wingge. Und niemerts seit: Es duet mr schtingge.
Bei allem Erfolg, den der Basler Fasnacht zu wünschen ist: Über kurz oder lang bringt Wachstum auch Probleme mit sich. Das wird das Fasnachts-Comité vor logistische Hürden stellen. Diese gab es freilich immer wieder. Ich mag mich erinnern, dass «Stau auf der Fasnachtsroute» schon vor mehr als 40 Jahren ein Thema war. Aber, und das soll auch gesagt sein, es wurden dazu immer wieder Lösungen gefunden.