«Nein, das wäre Blödsinn.»

Die Uni Basel schmiedet Pläne zum Umgang mit Langzeitstudent*innen. Diskutiert wird eine Erhöhung der Studiengebühren ab dem 12. Semester für Bachelor-Studierende. Was halten die Student*innen selbst davon?

Die Universität Basel arbeitet derzeit an einem strengeren Umgang mit Langzeitstudierenden. Gemäss Informationen der BaZ könnten Bacherlor-Studierende, die das 12. Semester überschritten haben, die doppelten Studiengebühren zahlen müssen. Ein Bachelor-Studiengang dauert regulär sechs Semester, ein Master weitere vier.

Momentan kostet die Semestergebühr 850 Franken. Dies ist verhältnismässig günstig, doch eine Verdopplung der Kosten würde eine höhere finanzielle Belastung bedeuten.

Was denken Studierende der Uni Basel zu den Plänen, strenger mit Langzeitstudis umzugehen? Wir haben sie gefragt.

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Noah Bichsel auf dem Weg in die Mensa. (Foto: Betty Achterberg)

Noah Bichsel, studiert Medizin im 5. Semester

«Ich verstehe, dass die Uni Mühe mit dem Gedanken hat, dass es Menschen gibt, die das derzeitige System ausnutzen. Also, dass sie sich keine Mühe geben und sich auf den Steuergeldern ausruhen. Ich habe aber das Gefühl, dass man mit einer solchen Änderung Menschen, die aus verschiedenen Gründen ihr Studium nicht in der Regelzeit schaffen, diskriminiert. Das wäre so nicht gerecht, das wäre keine Lösung des Problems.»

Nicolas Wenkler, studiert Sport und Geografie im 3. Semester

«Ich finde das überhaupt keine gute Idee. Mich selber würde das vermutlich betreffen, ich weiss zwar noch nicht genau, wie es aufgehen wird mit dem Stundenplan, aber ich werde mindestens vier Jahre für den Bachelor benötigen, da ich zwei Fächer kombiniert habe. Wenn man eine schwierige Fächerkombination hat, ist es fast unmöglich, das Studium in Regelzeit abzuschliessen. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, alles in drei Jahren in mich hineinzupressen, wenn ich es auch entspannter in vier Jahren machen kann.»

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Noemie Saber auf dem Vorplatz der Uni-Bibliothek. (Foto: Betty Achterberg)

Noemie Saber, studiert Medizin im 1. Semester 

«Ich finde das nicht gut. Man sollte sich Zeit nehmen, um herauszufinden, was man studieren möchte, um allenfalls auch wechseln zu können. Ich finde es sehr schlecht, wenn das bestraft werden würde. Es ist nichts falsch daran, wissen zu wollen.»

Lea Galvagno, studiert Medizin im 9. Semester

«Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, was das bezwecken soll und wieso die Uni mehr Geld von den Studierenden benötigt. Wenn es der Motivation dienen soll, sollte man erst einmal den Grund dafür finden, wieso Langzeitstudierende mehr Zeit benötigen. Das wäre sinnvoller. Wenn es finanzielle Probleme an der Uni gibt, sollte man generell das Konzept überdenken. Aber die Langzeitstudierenden zu bestrafen, wäre falsch.»

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Juli Gert vor der Uni-Bibliothek. (Foto: Betty Achterberg)

Juli Gert, studiert Philosophie und Soziologie im 1. Semester

«Ich finde das ziemlich frech, weil es wirklich viele Student*innen gibt, die neben dem Studium arbeiten. Mit einer Erhöhung bestraft man dann ja quasi die Leute dafür, dass sie den Studiengang gewählt haben und gleichzeitig arbeiten. Das ist für mich eine institutionalisierte Klassengesellschafts-Struktur in Form von Druck. Viele Student*innen können nicht von zuhause finanziert werden und ich finde das wäre systematisch ungerecht.»

Lilly Weiss, studiert JUS im 3. Semester

«Das ist keine blendende Idee, da ich finde, dass alle Zugang zu Bildung haben sollten. Es haben nicht alle die Möglichkeit 100% zu studieren, einige müssen nebenher arbeiten. Wenn diese Leute dafür bestraft werden, dass sie mehr Zeit benötigen, finde ich das ungerecht.»

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Lucas Thimeus und Julien sind beide gegen die Erhöhung der Studiengebühr. (Foto: Betty Achterberg)

Julien, studiert JUS im Master

«Wenn es wirklich der Fall ist, dass man nach der Regelzeit als Langzeitstudent gilt, macht das für mich keinen Sinn, da viele neben dem Studium arbeiten und dann entsprechend das Studium verlängern. Nein, das wäre Blödsinn.»

2023-11-30 Frage des Tages-2
Und was denkst du?

Wir wollten auch von unserer Community wissen, was sie von dem Vorschlag halten. Die meisten plädieren für Solidarität und halten eine solche Forderung für diskriminierend.

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