Jetzt geht’s um die Wurst
Studierende der Uni Basel entscheiden diese Woche, ob das Verpflegungsangebot künftig auf rein pflanzliche Ernährung umgestellt werden soll. Doch egal, was die Studierenden entscheiden, das letzte Wort hat die Uni.
An der Universität Basel läuft diese Woche eine Urabstimmung der Studierenden. Zur Debatte steht, ob das Verpflegungsangebot der Uni-Mensen bis 2030 vollständig auf pflanzlich umgestellt werden soll – oder nicht. Was nach einer simplen Abstimmung klingt, ist in Wahrheit verworrener.
Denn eigentlich hatte der Studierendenrat bereits im April dieses Jahres beschlossen, dass die Mensen künftig rein vegan werden sollen. Dieser Entscheid stiess jedoch nicht überall auf Zustimmung. Innerhalb des Rates formierte sich Widerstand, ein Referendum wurde ergriffen. Nun sollen alle Studierenden in einer Abstimmung selbst entscheiden, was mit dem Angebot der Uni-Mensen passieren soll. Verbindlich ist das Ergebnis jedoch nicht, die endgültige Entscheidung liegt bei der Universität selbst.
Bewegung aus Grossbritannien
Die ursprüngliche Initiative im Studierendenrat stammt vom Komitee Plant-Based Universities Basel, einem Ableger der 2021 in Grossbritannien gegründeten internationalen Bewegung Plant-Based Universities (PBU). Ziel der Bewegung ist es, Hochschulmensen vollständig auf pflanzliche Verpflegung umzustellen und damit einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. An über 70 Universitäten in Europa sind mittlerweile ähnliche studentische Gruppen aktiv – und sie zeigen Wirkung. In einigen Universitäten wurden die Mensa-Angebote tatsächlich angepasst. In Graz etwa eröffnete im vergangenen Jahr eine rein vegane Mensa, die Universität Wien verpachtet künftig nur noch an vegan-vegetarische Anbieter*innen, an der Universität Neuenburg gibt es seit einiger Zeit an der Hauptmensa keine Gerichte mit Fleisch mehr. An der Uni Bern werden zwar weiterhin Gerichte mit Fleisch angeboten, doch die Kund*innen können sich im Menüplan über die jeweilige Klimawirkung der Mahlzeiten informieren. Diese Beispiele zeigen, dass Hochschulen auf unterschiedliche Weise versuchen, Nachhaltigkeit im Verpflegungsbereich umzusetzen.
An der Uni Basel sind die Veränderungen bislang vergleichsweise begrenzt: 2023 wurden die Menüpreise angepasst, vegetarisch-vegane Gerichte sind seither zwei Franken günstiger als Menüs mit Fleisch.
Uni soll Vorreiterin sein
Die Befürworter*innen der Initiative sehen hier Handlungsbedarf. Eine Umstellung auf pflanzliche Menüs sei ein konkreter Schritt im Kampf gegen die Klimakrise, argumentiert das Komitee. Pflanzliche Mahlzeiten verursachen weniger CO2- und Methanemissionen und schonen Natur und Biodiversität. Die Universität solle als Ort der Innovation mit gutem Beispiel vorangehen. Zudem sei vegane Ernährung inklusiv, da sie mit fast allen religiösen, kulturellen und ethischen Ernährungsvorschriften vereinbar ist.
«Symbolpolitik mit begrenztem Effekt»
Die Gegenseite sieht hingegen Freiheit und Vielfalt bedroht. Studierende hätten unterschiedliche Bedürfnisse, Überzeugungen und gesundheitliche Voraussetzungen, die von einer rein veganen Mensa zu wenig berücksichtigt werden würden. Die Kritiker*innen nennen die Initiative «Symbolpolitik mit begrenztem Effekt» – wirksamer seien regionale Mischkost und die Reduktion von Food Waste. Auch sei die vollständige Umstellung organisatorisch aufwendig und kostspielig.
Abstimmen können die Studierenden bis am 29. Oktober. Die Universität äussert sich im Zusammenhang mit der Urabstimmung nur zurückhaltend. Matthias Geering teilt mit, dass die öffentliche Ausschreibung für den aktuellen Mensa-Betrieb im Frühjahr 2025 nicht von einem rein pflanzlichen Angebot ausgegangen sei. Eine Änderung des Angebots müsste demnach neu ausgehandelt werden. Zu Fragen nach der Haltung der Universität wolle man sich nicht äussern.
Befürwortest du eine rein vegane Uni? Oder geht für dich damit die Vielfalt verloren?