Tam-taramtam-tam-tam-tam – und alli singe mit!
Journalist und Fasnächtler Dominique Spirgi war traurig. Und fand e glai weeneli Trost am Bajour-Schnitzelbangg-Abend.
Wir wagten das Experiment und befreiten die Schnitzelbängg aus der sterilen und publikumsfreien Fernsehstudio-Atmosphäre, indem wir einige Dutzend Zuschauer*innen via Zoom in Bild und Ton live dazuschalteten.
Nein, ein Kostüm hätte ich niemals angezogen. Auch meine Trommeln blieben im Keller, als ich am Määndig Moorge um 3.30 Uhr das Haus verliess, um zum zweiten Mal mitzuerleben, wie der Morgenstreich ohne Morgestraich geht.
Ich musste aufstehen, meine Reporterpflichten zwangen mich dazu (mein Trommlerherz hätte das wohl nicht zustande gebracht – okay vielleicht halt doch). Und überraschenderweise kam um vier Uhr am Rümelinsplatz fast (aber wirklich nur fast) so etwas wie ein bisschen Fasnachtsstimmung auf. Die Fasnacht findet nicht statt, aber der Fasnachtsgeist lässt sich nicht aushauchen.
Mit oder ohne Blaggedde, die ja in den teuren Varianten saugut gelaufen sei ...
Zem Fiidlibutzer settsch nit d Blagedde nutze (Källerbangg)
(Die diesjährige Blaggedde hat Fasnachtsfiguren auf einer WC-Rolle zum Sujet.)
Eigentlich waren die Auftritte der Schnitzelbängg ja verboten. Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (noch nicht wirklich zur neuen Mitte findend) – der hier zurecht sein Fett abkriegt – wollte sogar pandemiegerechteste Aufzeichnungen und Übertragungen untersagen, was ihm aber dermassen um die Ohren gewatscht wurde, dass er anfing zu denken und auf seinen Beschluss zurückkam.
Watschen? Zum Beispiel von den mir bis anhin nicht bekannten Blageeri, die mit sehr originellen Volten überraschten. Sie verquirlen die verlorenen Objekte des Historischen Museums mit dem Gesundheitsdirektor zusammen: Sie hätten in diesem Sinn «am liebstche dr Ängelbärger em Museum gschänggt».
Weg wie ein Basler Dybli.
Oder von de Wanderratte:
Es git Politiker uff dären Ärde,
Die machen alles, damit sy zem Sujet wärde.
Y kenn au so ain, dä het iber Nacht,
Mit sym Entschaid sy Entschaid wider rugggängig gmacht.
Aber ich ha mer hoch und hailig gschwoore,
Iberen Ängelbärger wird kai Wort verloore.
Was sie ja letztlich nicht eingehalten haben.
Die Bängg flatterten dank Bajour virtuell in unsere Stuben (nicht Stuubete). Sogar mit der Möglichkeit fürs Publikum, über Zoom Reaktion zu zeigen. Man sah und hörte sie am Bildschirm «salli» sagen und klatschen. Und sogar bei den Anggewegglimaitli mitsingen.
Es ist ein virtuelles Muster, das sich absolut gelohnt hat. Die Reaktionen haben die Bängg sichtlich angespornt. Schliesslich leben sie ja vom Applaus und den Lachern des Publikums (vielleicht noch einem offerierten Wysse). Chapeau also, dass so viele Bängg es sich auch in diesem Corona-Jahr nicht nehmen liessen, ihren spitzen Blick auf die Ereignisse des Jahres zu richten.
Thema Nummer eins ist natürlich die Corona-Pandemie. Lassen wir das mal. Aber es kamen auch viele weitere Themen zum Zuge:
Zum Beispiel dr Hampe. Ja, dr Wessels, der in den früheren Noch-Fasnachtsjahren ein stetiges Bangg-Sujet abgegeben hatte. Ob sich ein adäquater Nachfolger für den Nicht-mehr-Verkehrsdirektor finden wird, muss sich zeigen:
Es haisst schiints, wäg däm Loggdaun wuurdi d Wiirtschaft nimmi lauffe,
S gääb kain me Gäld uss, heggschtens zem Bapyyr fir d Schyssi kauffe.
Doch z Baasel git s e Branche, wo s Waggsdum alles schloot:
Wie wild do kaufen alli Auti, wil dr Wessels goot.
(Leerer Lämpe)
Andere, sehr renommierte Bängg konnten ihre hohen Erwartungen vielleicht nicht ganz erfüllen. Dr Spitzbueb verarbeitet die Rochade der vergangenen Regierungsratswahlen so:
Dr Baschi säit zuur Aggermaa:
«Duu wäisch jo, dass yych wäsche kaa!?
Yych mach dyy Wösch, käi Katastroofe,
und duu kaasch äifach wyterschloofe.»
Bajour sei Dank waren auch freie Bängg zu entdecken, die sonst bei den postfasnächtlichen Wiedergaben der diversen Schnitzelbangg-Comités medial nicht vorkommen. Eine Entdeckung ist zum Beispiel s Dinddelümpli mit frechen verqueren Bängg, die hier nicht wiedergegeben werden können, weil ich überrascht war und nicht mitnotiert habe.
Den Stream kannst du übrigens oben im Artikel nachschauen. 👆
Genau diese Erlebnisse sind es letztlich, die das ganz besondere Wesen der Basler Fasnacht ausmachen: Nämlich dass hinter jedem renommierten Namen – sei es ein Bangg oder auch eine Clique (meinetwegen auch Gugge) kreative Köpfe und Talente (schön, dass ich da keine *-chen setzen muss), die den Fasnachtsgeist am Leben erhalten.