Ennet der Grenze einkaufen – noch attraktiv?

Finanzministerin Karin Keller-Sutter plant, die Zollfreigrenze von 300 Euro auf 150 Euro herabzusetzen. Lohnt sich das Einkaufen ennet der Grenze so noch? Das sind die Gedanken aus der Gärngschee-Community.

Einkauf Symbolbild
In Deutschland können sich einige Menschen das Einkaufen besser leisten. (Bild: Maria Lin Kim / Unsplash)

«Gehe ich hier mal in Migros oder Coop, staune ich, wie wenig ich fürs Geld bekomme», meint Katharina auf Facebook. Die hohen Preise in der Schweiz stossen in der Gärngschee-Community auf Unverständnis. 

Das Einkaufen auf der anderen Seite der Schweizer Grenze birgt gerade für weniger Vermögende Vorteile. Viele Menschen sind auf die günstigeren Produkte angewiesen. Einige Artikel sind nicht nur bedeutend günstiger, sondern es gibt teilweise auch mehr Auswahl. Einkaufstourismus gibt es deswegen nicht nur von grenznahen Regionen aus, sondern auch von weiter her. 

Anfang Woche wurde nun bekannt, dass Finanzministerin Karin Keller-Sutter die Zollfreigrenze von 300 Euro auf 150 Euro herabsetzen will. Bei der Einfuhr in die Schweiz müsste man dann schon ab 150 Euro versteuern. Das sorgt für Diskussion.

FdT_Zollfreigrenze
Frage des Tages

In der Frage des Tages vom 13. November hat Bajour gefragt, ob sich der Einkauf im nahen Ausland noch lohnt, wenn die Zollfreigrenze auf 150 Euro herabgesetzt wird.

Zur Diskussion

«Es kann nicht sein, dass Schweizer Produkte wie Ovomaltine, Meridol-Zahnpaste etc. z.Bsp. in Deutschland günstiger sind als in der Schweiz. Gleiches gilt auch für Medikamente», empört sich zum Beispiel Rita. Deswegen müsse die Schweiz dringend über die Bücher, was Schweizer Margen und die «dadurch unfairen Preise» in der Schweiz angehe.

Auch Thomas findet, dass das Leben in der Schweiz grundsätzlich finanzierbarer werden müsse, besonders für Familien. «Ich würde auch lieber in den Coop einkaufen gehen, aber da kriege ich für 100.- gerade mal das Notwendigste für ein paar Tage und drüben kann ich damit einen Wocheneinkauf erledigen».

Dass die Zollfreigrenze erhöht werden soll, ist für die Gärngschee-Community unverständlich. «Mit dieser Massnahme werden vor allem die einkommensärmeren Haushalte weiter geschwächt», meint etwa Elke. «Mit der Heruntersetzung der Freigrenze ist das Problem nicht gelöst», ist auch Rita überzeugt. Das sei «lediglich Schikane» für die wachsende Anzahl Menschen, die eh schon mit wenig Geld durchkommen müssen.

«Mit dieser Massnahme werden vor allem die einkommensärmeren Haushalte weiter geschwächt.»
Elke aus der Gärngschee-Community

Dennoch spielt es für die meisten aus der Gärngschee-Gruppe im Alltag keine grosse Rolle. Die Zollfreigrenze wird nämlich pro Kopf berechnet. Nimmt ein Vater also sein Kind mit, kann er für den doppelten Betrag zollfrei einkaufen. In diesem Sinne ist Katharina überzeugt: «Man wird vermehrt Kinder mitnehmen, die man vorher vielleicht zu Hause gelassen hat.» Oder aber, man geht ohnehin als ganze Familie einkaufen, dann steigt die Zollfreigrenze auf die Familie gerechnet weit an.

Schwierig wird es hingegen vor allem dann, wenn eine Einzelperson für die ganze Familie einkaufen geht. «Für mich wär’s wirklich doof», meint beispielsweise Bianca. «Ich gehe immer alleine und sprenge diesen Rahmen bei jedem Familieneinkauf».  

Umgehen kann man dieses Problem, indem man mehrmals für kleinere Beträge anstatt einmal gross einkauft. «Dann gehe ich halt öfter, wenn es sein muss», meint An. Auch Ayla und Fabienne werden dann statt einmal zweimal im Monat ins Deutsche fahren.

«Dann gehe ich halt öfter, wenn es sein muss.»
An aus der Gärngschee-Community

Das bietet sich allerdings nur für Leute an, die in Grenznähe wohnen. Klementina denkt, dass es vor allem für Leute aus beispielsweise Bern oder Solothurn eine Umstellung bedeuten würde.

Letztendlich, so Beat, sei das Einkaufen ennet der Grenze trotzdem noch lohnenswert, weil es auch dann noch günstiger sei, wenn man am Zoll die Schweizer Mehrwertsteuer draufzahlen muss. Auch viele andere lassen sich durch die niedrigere Zollfreigrenze nicht davon abhalten, nach Deutschland einkaufen zu gehen. Wegen der niedrigeren Preise einerseits, und wegen der grösseren Produktauswahl andererseits.

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