Wehmut? Nee

Fasnacht ist fast vorbei. Erschöpft? Traurig? Bei den Aktiven ist man eher vorfreudig auf eine letzte grosse Sause.

Larven auf dem Fenstersims Fasnacht
Lachendes oder weinendes Auge? (Bild: Valerie Wendenburg)

Dr dritti scheenschti Daag ist angebrochen. Die Stimmung ist bittersüss, wie Briefingautorin Valerie Zaslawski schreibt: Einerseits spürt der Körper die Müdigkeit und den Alkohol der vergangenen Tage und Nächte – wie soll man da noch einen weiteren Cortège überleben? Aber eben: Andererseits ist es schon der letzte Tag und man will nicht, dass die Fasnacht vorbei ist.

Wie gehen die Fasnächtler*innen mit diesem Feeling der Hinundhergerissenheit um? Eine kleine, verkaterte Umfrage uff dr Gass.

Umberto. Plausch-Waggis
Das Moretti ist noch ungeöffnet, aber Umberto ist parat. (Bild: Michelle Isler)

Umberto, Plausch-Waggis

Das Konterbier hab ich zum Glück schon parat. Aber eigentlich fühle ich mich ausgeruht; ich bin mega motiviert für den Cortège. Das einzige, was mir Bauchweh bereitet, ist, dass es anscheinend regnen soll in der Nacht. Je später es wird, desto wehmütiger werde ich; aber so richtig realisieren, dass die Fasnacht vorbei ist, werde ich erst um 4.

Barbara Schnooggekerzli
Barbara erlebt ihre schönste Fasnacht. (Bild: Michelle Isler)

Barbara, Schnooggekerzli

Gestern Nacht ging es lang, ich kam um viertel vor 3 aus dem Keller. Jetzt gerade ist es in den Gassen noch gespenstisch, weil noch nicht alle wieder auf den Beinen sind. Wir haben einen langen Tag vor uns, aber ich freue mich total aufs Yystoo: Wir haben das tollste Sujet! Deshalb bin ich nicht wehmütig: Das war vielleicht die beste Fasnacht, die ich bisher erlebt habe und ich trage eine Larve seit ich 2 bin.

Muri, Sumpdotter-Clique
Seit 40 Jahren kommt Muri aus dem OLMA-Exil an die Fasnacht. (Bild: Michelle Isler)

Muri, Sumpfdotter-Clique

Letztes Jahr war die Fasnacht noch nicht ganz eingependelt. Dieses Jahr war sensationell, es hat so viele Leute. Jetzt kommt noch der Umzug – nein, der Cortège! Ich wohne eben seit 40 Jahren in St. Gallen, das färbt ab. Aber ich komme jedes Jahr zurück für die Fasnacht. Dass es bald vorbei ist, daran denke ich jetzt noch nicht. Das kommt erst in der Nacht.

Delia und Jasmin, Guggemuusig Schänzli-Fäger
Delia und Jasmin schaffen es ohne Kater durch die Fasnacht. (Bild: Michelle Isler)

Delia und Jasmin, Guggemuusig Schänzli-Fäger

So langsam tun die Füsse weh. Auch wenn man sich schon darauf freut, sich am Donnerstag hinzulegen und nichts zu tun: Wir mögen noch. Die Vorfreude auf den Cortège überwiegt.

Jürg, Fasnachts-Comité
Jürg hilft den Besucher*innen bei der Orientierung am Claraplatz. (Bild: Michelle Isler)

Jürg, Fasnachts-Comité

Ich bin zu wenig Fasnächtler, um wirklich wehmütig zu sein. Sonst wäre ich ja nicht drei Tage hier am Infostand. Hier kommen die Leute zum Blaggeddekaufen. Wenn Twint nicht funktioniert, kommt man mit ihnen ins Gespräch. Die allermeisten gehen mit einem Lächeln weiter. Deshalb macht das auch nach drei Tagen noch Spass, auch wenn man ein bisschen müde ist.

Käppelijoch-Waggis
Die Räpplisägg stehen bereit bei den Käppelijoch-Waggis. (Bild: Michelle Isler)

Käppelijoch-Waggis

Klar, nach drei Tagen tut einem am Morgen zuerst alles weh. Dann denkt man: Schade, nur noch ein Tag, aber dann übernimmt die Vorfreude auf den Cortège. Das ist so ein Brodeln, zuerst ist alles noch ruhig, weil man lange unterwegs war in der Nacht, dann hört man mal ein Piccolo und es baut sich auf. Und plötzlich: WUSCH, kriegt man einen Sack Räppli ab.

Christina und Jens, Restaurant Gifthüttli
Macht ein gutes Geschäft: Das Team vom Restaurant Gifthüttli (Bild: Michelle Isler)

Jens und Christina, Restaurant Gifthüttli

Für uns geht das Programm ja auch an der Fasnacht ganz normal weiter. Klar, so viel ist dann nicht mehr los. Aber solang es harmlos ist, ist das Bewirten an der Fasnacht auch lustig.

Fasnachtsbriefing
Fasnachts-Briefing

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David Rutschmann

Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitk. Way too many Anglizismen.

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