«Ich wurde schon oft wegen meiner Nationalität beleidigt»
Das Projekt «Speak Up!» gibt Jugendlichen eine Bühne, über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung zu sprechen. In selbst gedrehten Videos erzählen sie von eigenen Erlebnissen und Beobachtungen. Bajour war beim Videodreh dabei.
«Speak Up!» heisst das Projekt, das Jugendliche dazu ermuntern will, Diskriminierung nicht hinzunehmen, sondern sich aktiv dagegen auszusprechen und sich zu wehren. Die Idee fürs Projekt ist nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und Israels Gegenoffensive entstanden. Was weltweit folgte, war eine Welle an islamfeindlicher und antisemitischer Äusserungen – auch in der Schweiz und auch gegenüber Kindern und Jugendlichen.
Als Reaktion beschloss der Runde Tisch der Religionen beider Basel, ein von der Basler Muslimkommission und der Israelitischen Gemeinde Basel gemeinsam vorgeschlagenes Projekt ins Leben zu rufen. «Speak Up!» soll verbinden und Religionen zusammenführen.
«Um möglichst viele Jugendliche zu erreichen, müssen wir an ihre Lebenswelt anknüpfen.»Endrit Sadiku, Projektmanager «Speak Up!»
Projektmanager und SP-Grossratskandidat Endrit Sadiku erzählt, die Projektleitung habe schnell beschlossen, sich nicht nur auf Islamfeindlichkeit und Antisemitismus beziehen zu wollen, sondern auch auf Alltagsrassismus und allgemeine Diskriminierung. Damit sollen mehr Jugendliche angesprochen und das Projekt inklusiver gestaltet werden. Deshalb werden die Videos auch auf Tiktok ausgespielt: «Um möglichst viele Jugendliche zu erreichen, müssen wir an ihre Lebenswelt anknüpfen», betont Sadiku.
Teil des Projekts sind Jugendgruppen und Schulklassen aus Baselland und Basel-Stadt. So auch die Klassen 2A und 2B der Sekundarschule Rosental. Klassenlehrer Oliver Müller findet die Thematik wichtig. Schliesslich seien die Jugendlichen bewusst oder unbewusst immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert.
«Es ist ganz offensichtlich ein strukturelles Problem.»Oliver Müller, Klassenlehrer
Aus seiner Sicht ist auch das Bildungssystem nicht unschuldig dabei: «In 14 Jahren als Lehrer habe ich schon oft beobachtet, dass Kinder, vor allem Jungs, mit Migrationshintergrund viel stärker sanktioniert werden.» Es handle sich um ein strukturelles Problem.
Dennoch: Das Thema Diskriminierung werde an der Schule sehr ernst genommen und auch sanktioniert. «Ich finde das wichtig und richtig so.»
Fürs Projekt haben die Schüler*innen unter Sadikus Leitung an zwei Tagen Videos gedreht und geschnitten. Bajour war beim Videodreh dabei und hat mit den Jugendlichen gesprochen.
Nawid, 14
«Ich kenne viele Leute, die aufgrund ihrer Hautfarbe Diskriminierung erlebt haben. Ich finde das nicht schön, es verletzt Gefühle und die Leute sollten lieber erstmal auf sich selber schauen, anstatt andere zu beleidigen. Ich finde es auch gut, wenn es Konsequenzen gibt, weil die Person dann darüber nachdenken kann, was sie gesagt hat.»
Julan, 13
«Leider habe ich schon oft gesehen, dass Schwarze beleidigt oder ausgeschlossen wurden. In der Freizeit, beim Sport und manchmal auch in der Schule.»
Rey, 14
«Diskriminierung ist ein grosses Thema. Ich wurde aufgrund meines Gewichtes oft diskriminiert und dadurch ging es mir schlecht. Ich habe aber auch schon viel Diskriminierung wegen der Religion oder Hautfarbe beobachtet, zum Beispiel wenn jemand ein Kopftuch trägt. Ich finde das schade, weil die Menschen sich dann unwohl fühlen, obwohl sie nichts dafür können.»
Beatriz, 13
«Mich haben schon viele wegen meinen Zähnen beleidigt. Ich habe auch schon gesehen, dass jemand wegen der Hautfarbe oder des Aussehens beleidigt wurde.»
Ege, 14
«Ich wurde schon oft wegen meiner Nationalität oder meines Aussehens beleidigt. Ich habe in der Schule öfters beobachtet, dass Personen wegen ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion beleidigt wurden.»
Luz, 14
«Schon in der Primarschule habe ich immer wieder gesehen, dass Leute wegen ihrem Aussehen oder ihrer Kleidung diskriminiert wurden.»
Luca, 13
«Ich selber habe bis jetzt keine Diskriminierung erfahren. Ich habe aber schon oft gesehen, dass rassistisch beleidigt wurde, auch in der Schule. Oft kriegen das Lehrpersonen gar nicht mit und dann gibt es auch keine Konsequenzen.»