Handyverbot: Der Kanton geizt mit Infos

Zum Schulstart haben auch in Basel einige Schulhäuser den Umgang mit Smartphones verschärft. Genaue Auskünfte will das Erziehungsdepartement jedoch nicht geben. Deshalb brauchen wir deine Hilfe!

Handy Schule
Handys im Unterricht sind auch in Basel ein Thema. (Bild: Pixabay)

Auf den Punkt

  • Zum neuen Schuljahr hat mindestens eine Basler Schule ihre Regeln zur Handynutzung verschärft.
  • Das Erziehungsdepartement gibt keine Auskunft über die Bestimmungen an den Schulen.
  • Ein generelles Handyverbot lehnt der Kanton aber bisher ab.

Im Kanton Aargau sind Handys seit diesem Schuljahr an allen Schulen verboten. In Basel regelt das jedes Schulhaus anders. «Die Nutzung von Handys an Schulen sowie strengere Regeln für soziale Medien werden zurzeit breit diskutiert. Natürlich auch in unserem Kanton», sagt Charlotte Staehelin von der Kommunikation im Basler Erziehungsdepartement (ED). Aber eben, in Basel erlässt der Kanton keine allgemeingültigen Vorgaben. Grundsätzlich gelte einfach: «Handys sind weder hör- noch sichtbar», sagt Staehelin.

Zum neuen Schuljahr hat mindestens eine Schule ihre Regeln zur Handynutzung verschärft. Mehr will Staehelin nicht preisgeben. Auf Nachfrage von Bajour schreibt sie: «Über Details in den Regelungen der einzelnen Schulen wie eine einzelne Verschärfung der Regeln können wir keine Auskunft geben.» 

Kaum Informationen

Bei den einzelnen Schulhäusern finden sich auf der Website zwar oftmals Nutzungsregeln, weitere Infos und Hintergründe zum Thema sind von den Schulen selbst aber nicht zu erfahren. Denn die Schulleiter*innen sind «angehalten, keine direkten Auskünfte an die Presse zu geben», wie Susanne Huber Schmidt, Schulleiterin der Sekundarschule im Schulhaus Holbein, auf Anfrage sagt. Und Adrian Schiesser, Schulleiter der Sekundarschule Theobald Baerwart, hat die Bajour-Anfrage gleich direkt an die Medienabteilung des ED weitergeleitet.

Aber eben, die will keine weiteren Auskünfte geben. «An unseren 37 Schulstandorten gibt es zu jedem Schuljahresbeginn und während des Schuljahres kleine (Regel-)Änderungen», sagt Staehelin. Unter anderem seien jetzt an wenigen Standorten die Regeln verändert und teilweise verschärft worden. «Wenn wir diese jetzt herauspicken und kommunizieren, sagt das nichts über die allgemeine Handynutzung an Schulen aus. Wir möchten daher darauf verzichten.»

Handy
Wie läuft's an den Schulen?

Weil weder beim Erziehungsdepartement noch bei den Schulleitungen zu erfahren ist, wie die Regeln aller Schulhäuser genau aussehen, wann und wie sie entwickelt werden und wie die Nutzungsregeln in den Schulen bei Schüler*innen, Eltern und dem Lehrpersonal aufgenommen werden, brauchen wir die Hilfe der Eltern und Lehrer*innen, um uns einen Überblick über die Situation im Kanton Basel-Stadt verschaffen zu können. Sag uns, was deine und die Erfahrungen der Kinder damit sind.

Schreib uns!

Während die Schulen in Basel-Stadt eine gewisse Teilautonomie (wie im Kanton Baselland übrigens auch) haben, um die konkreten Regeln im Umgang mit Smartphones auszugestalten, besteht seit vergangenen Montag im Aargau das kantonale Handyverbot. Er ist der erste Deutschschweizer Kanton, der ein solches Verbot vorgibt. SVP-Bildungsdirektorin Martina Bircher hat dies erst vor wenigen Wochen entschieden. Bircher rechtfertigt die Massnahme gegenüber SRF mit ihrer «Erfahrung als Mutter» und mit dem «gesunden Menschenverstand», wonach «wer mit offenen Augen durchs Leben geht, sieht, was das Handy mit Kindern macht». 

Psychische Probleme bei Jugendlichen

Unterstützer*innen von handyfreien Schulen wie Bircher beziehen sich oft auf die Argumentation des US-amerikanischen Psychologen Jonathan Haidt, der in seinem Buch «Generation Angst» die These vertritt, die Nutzung von Social Media verursache und verstärke psychische Probleme bei Jugendlichen, weil die direkte Interaktionen und freies Spiel dadurch beeinträchtigt würden. Andere Expert*innen – wie Laurent Sedano von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften – finden, generelle Handyverbote seien keine nachhaltige Lösung, man müsse Regeln und Verbote diskutieren, sonst verhindere man das Lernen. Kinder seien bereit, Verbote zu akzeptieren, doch sollten diese von den Menschen kommen, die in Kontakt mit Jugendlichen seien und nicht von einer weit entfernten Kantonsbehörde.

Auch der Dachverband der Lehrer*innen fände es besser, wenn alle Schulen selber entscheiden könnten, wie sie den Umgang mit Smartphones handhabten: «Es ist so, dass jede Gemeinde und Schule ihre Eigenheit hat, zum Teil sind die Primar- und Oberstufen zusammen, zum Teil getrennt, da braucht es andere Regelungen», sagt Dagmar Rösler zu SRF.

«Ein generelles Verbot reicht aus unserer Sicht nicht aus.»
Charlotte Staehelin, Kommunikation ED

In Basel-Stadt gab es Vorstösse, ein kantonales Handyverbot einzuführen – bisher jedoch erfolglos. GLP-Grossrätin Sandra Bothe, die sich in ihrer Argumentation ebenfalls auf den US-Psychologen Haidt bezog, wollte vom Regierungsrat wissen, ob er bereit wäre, eine smartphonefreie Volksschule einzuführen. Doch dieser lehnte ab. Staehelin sagt: «Ein generelles Verbot reicht aus unserer Sicht nicht aus. Es bedarf eines Zusammenwirkens von klaren Regelungen, den nötigen Schutzmassnahmen, Medienbildung bzw. Medienkompetenzförderung sowie einer Sensibilisierung und Unterstützung der Erziehungsberechtigten.» Gegen ein generelles Verbot spreche auch der Auftrag der Schule, die Schüler*innen zu einem selbstbestimmten, sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Ressourcen zu befähigen.

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Valerie Wendenburg

Nach dem Studium, freier Mitarbeit bei der Berliner Morgenpost und einem Radio-Volontariat hat es Valerie 2002 nach Basel gezogen. Sie schreibt seit fast 20 Jahren für das Jüdische Wochenmagazin tachles und hat zwischenzeitlich einen Abstecher in die Kommunikation zur Gemeinde Bottmingen und terre des hommes schweiz gemacht. Aus Liebe zum Journalismus ist sie voll in die Branche zurückgekehrt und seit September 2023 Redaktorin bei Bajour. Im Basel Briefing sorgt sie mit ihrem «Buchclübli mit Vali» dafür, dass der Community (und ihr selbst) der Lesestoff nicht ausgeht.

Valerie Zaslawski

Das ist Valerie (sie/ihr):

Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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