Nein, Bilder wie bei der Wahl von Thomi Jourdan konnte ein Markus Eigenmann nicht liefern. Keine Tränen der Freude wie beim EVP-Outsider, der vor zwei Jahren die SVP aus der Regierung drängeln konnte – sondern eine staatsmännische Rede, wie man sie von jemandem erwartet, der gerade in den Regierungsrat gewählt wurde. 

Seit Jourdan wissen wir zwar, dass selbst im Baselbiet, das medial immer wieder als sichere Bank für bürgerliche Politik beschrieben wird, Überraschungen möglich sind. Aber an Überraschungen bei der Nachbesetzung von Monica Gschwinds FDP-Sitz als Bildungsdirektorin haben diesmal tatsächlich die wenigsten geglaubt.

Zumal es knapp war: Nicht einmal 3000 Stimmen haben gefehlt, damit eine linke Allianz die GLPlerin Sabine Bucher in die Regierung gehievt hätte. Vorwürfe können sich die Beteiligten auf linker Seite aber nicht machen: Die GLP hat für eine Acht-Prozent-Partei das fünffache ihres Wähler*innenpotenzials überzeugen können. Ihr Ergebnis konnte Sabine Bucher im zweiten Wahlgang sogar verbessern. Und: Bei einer national schwächelnden GLP ist das nicht selbstverständlich.

Das Schreckgespenst eines Baselbiets, in dem der bürgerliche Wählerwille nicht mehr in der Regierung vertreten ist, taugte schliesslich nicht, um Bucher zu schwächen. Letztlich holte sie das Potenzial raus, was mit Unterstützung von Grünen und SP (die sich dafür die Unterstützung für Samira Martis Ständeratskandidatur 2027 sicherten) möglich war – und machte erfolgreich darauf aufmerksam, dass künftig mit Kathrin Schweizer nur noch eine Frau im fünfköpfigen Gremium vertreten sein wird. Konkordanz ist nicht nur Parteipolitik, sondern auch Identitätspolitik.

Doch Markus Eigenmann hatte im zweiten Wahlgang (doch noch) die Wirtschaftskammer Baselland hinter sich und die Nase vorne. Nicht zu vergessen: Die SVP hatte ihn erst in den zweiten Wahlgang gezwungen, indem sie mit Caroline Mall eine eigene Kandidatin stellten. Hinter vorgehaltener Hand sind bei der FDP auch nicht alle böse, dass Eigenmann dadurch nochmal Zeit bekam, sein Profil und sein Format zu schärfen.

SVP konnte keine neuen Freundschaften schliessen

Die SVP unterstützte im zweiten Wahlgang also die Kandidatur Eigenmann – von Caroline Malls 13’000 Stimmen dürfte Eigenmann vor allem hiervon gespeist haben, da er doch rund 10’000 Stimmen mehr machte als im ersten Wahlgang. Und bei der SVP dürften sich auch einige vom moderaten Flügel fragen, ob SVP-Präsident Peter Rieblis Taktik der Voll-auf-Angriff-Politik beim Baselbieter Stimmvolk verfängt. Auch wenn Riebli sich heute nicht auf der Verlierer*innenseite wähnt – erfolgreich war seine Strategie bislang nicht.

Neue Freundschaften, um die Rückkehr der SVP in den Regierungsrat 2027 vorzubereiten, hat er in diesem Wahlkampf jedenfalls nicht geknüpft.