Warum Airbnb-Cash den Basler Mietmarkt verändert
Mit Überbrückungszahlungen versucht das US-Unternehmen, die Anbieter*innen von Wohnungen trotz Gästeflaute bei Laune zu halten. Mit Erfolg – die Anzahl Angebote bleibt trotz deutlich weniger Gästen gleich. Damit befeuert der Riese die Diskussion über die Para-Hotellerie.
Von April bis Juli haben lediglich 3250 Personen in Basler Airbnb-Appartments übernachtet, das sind rund 36 pro Tag und achtmal weniger als vor Corona, als täglich im Schnitt 250 Betten von Airbnb-Gästen belegt waren. Diese Zahlen gibt Airbnb nicht heraus, aber dank eines Abkommens mit dem Kanton für die automatisierte Einziehung der Gasttaxe können sie berechnet werden. Wie genau, erklären wir unterhalb des Texts.
Airbnb-Sprecherin Kirstin MacLeod kommentiert diese Zahlen nicht. Ihr Unternehmen habe sich zwar noch nicht erholt, aber die Anzeichen seien vielversprechend. «Auf der Airbnb-Plattform gibt es nach heutigem Stand genauso viele Unterkünfte im Kanton Basel-Stadt wie noch am 1. Januar 2020», schreibt sie. Airbnb habe 250 Millionen Franken bereitgestellt, um Gastgeber*innen, die von Stornierungen in Folge des Ausbruchs von COVID-19 betroffen sind, zu unterstützen.
«Mittlerweile wird das Apartment wieder gebucht, aber es ist nicht vergleichbar mit vor der Pandemie.»Airbnb-Vermieter*in, anonym
Diese Überbrückungszahlungen sind auch nach Basel geflossen. Bajour hat mit eine*r Airbnb-Vermieter*in gesprochen. Die Person möchte anonym bleiben. Sie sagt, dass die Buchungen monatelang komplett eingebrochen seien. Airbnb habe 25 Prozent einiger stornierter Buchungen übernommen, in ihrem Fall seien es rund 160 Franken gewesen. «Mittlerweile wird das Apartment wieder gebucht, aber es ist nicht vergleichbar mit vor der Pandemie», sagt die Person.
Die Handelszeitung hat bereits im März berichtet, dass das Angebot an Airbnb-Wohnungen in Schweizer Städten konstant bleibe. In Basel sei sogar eine Zunahme um 4 Prozent verzeichnet worden, wie Auswertungen einer Big-Data-Firma ergeben hätten. Demnach sollen Mitte März in Basel 825 Wohneinheiten via Airbnb angeboten werden sein.
Die Spezialist*innen der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner vermuten, dass die Corona-Pandemie zu einer weiteren Professionalisierung des Geschäfts führen werde, wie sie gegenüber der Handelszeitung bestätigen. So sei die Anzahl Einzelzimmer mit geteiltem Bad und Küche, wie sie hauptsächlich von Privatpersonen angeboten werden, schweizweit rückläufig.
Nur «Super Hosts» erhielten Überbrückung
Für diese Entwicklung steht der Anbieter immer wieder in Kritik: Gestartet als günstige Reisemöglichkeit (das «Air» im Firmennamen kommt von der Luftmatratze, die für Gäste aufgeblasen wurde), werden immer häufiger Wohnungen dem regulären Mietmarkt entzogen und als sogenannte Para-Hotellerie geführt.
Bemerkenswert ist nun, dass Airbnb diesen Trend mit den Corona-Überbrückungszahlungen zu befeuern scheint. Geld erhielten nämlich lediglich sogenannte «Super Hosts», die sich durch besonders professionelle Angebote auszeichnen. Zu dieser Gruppe gehört auch die Person, die mit Bajour gesprochen hat. Dennoch überlegt sie sich, ob sie mit der Wohnung künftig nicht wieder regulär vermieten möchte: «Aktuell habe ich Anfang Oktober zwei Buchungen, danach gar nichts mehr. Wenn sich daran nichts ändert, muss ich eine andere Lösung suchen.»
Das Amt für Wirtschaft und Arbeit publiziert Quartalszahlen der Einkünfte aus Gasttaxen von Airbnb-Kund*innen. Im vierten Quartal 2019 haben diese gerundet 90'000 Franken betragen, was bei 4 Franken pro Übernachtung rund 22'500 Übernachtungen entspricht, im zweiten Quartal 2020 sank dieser Wert nach derselben Berechnungsmethode auf die oben genannten 3250 Übernachtungen.