Wer hat Angst vor Francesca McDonagh?

Sie wird neu Chief Operating Officer der Credit Suisse und damit eine der wichtigsten Personen bei der Reorganisation der Bank. Wer ist diese Frau, die von der FT als «Schreihals» und «schwierige Person» beschrieben wurde?

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Von Dublin nach Zürich: Francesca McDonagh wird COO bei der Credit Suisse (Quelle: BoI) (Bild: Bol)

Sie sei ein «Screamer and Shouter», ein Schreihals also, und eine «schwierige Person», schrieb die FT in einem Portrait über Francesca McDonagh, die britische Bankerin, die nach fünf Jahren an der Spitze der Bank of Irland im Oktober zur Credit Suisse wechselt.

Sie kommt nicht als Chefin der Region Europa, naher Osten und Afrika (EMEA) zur Schweizer Grossbank, wie das ursprünglich geplant war und im April auch angekündigt wurde. Sondern als Chief Operating Officer – und wird damit eine der wichtigsten Managerinnen der Bank, wie am Montag bekannt wurde. Noch bevor sie bei der CS überhaupt angefangen hat, vollzieht McDonagh bereits einen Karriere- und Lohnsprung.

Der «tiefe» Lohn bei der Bank of Ireland soll einer der Gründe für ihren Wechsel gewesen sein. Die Bank musste wie andere Institute auch während der Finanzkrise vom Staat gerettet werden. Insgesamt schossen die irischen Steuerzahler 64 Milliarden Euro für die Rettung der Banken ein.

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In der Folge war der Staat auf Unterstützung des IMF angewiesen, weil er selbst in Zahlungsschwierigkeiten geriet. Als Reaktion führte Politik einen Lohndeckel von 500’000 Euro für hohe Manager ein. Zwar gelang es McDonagh, ihr Gehalt auf 961’000 Euro hochzuschrauben, doch bei der Credit Suisse dürfte sie nun etwa das Fünffache verdienen.

McDonagh äusserste sich auch kritisch zur Gehaltsobergrenze. Kurz bevor ihr Wechsel zur CS bekannt wurde, sagte sie der irischen Zeitung «Business Post» (bezahlpflichtig), dass Gehaltsbeschränkungen nicht mehr zeitgemäss seien. Die Obergrenze sei früher richtig gewesen, doch jetzt müssten die irischen Banken mit «gebundenen Händen um Talente werben».

Bei der Bank of Ireland schien sie einen tadellosen Job gemacht zu haben. Der Aktienkurs entwickelte sich in den letzten 24 Monaten deutlich besser als bei der Hauptkonkurrentin Allied Irish Banks.

Gottstein holte McDonagh zur CS

Zur CS geholt wurde McDonagh noch von Thomas Gottstein, dem inzwischen zurückgetretenen Bankchef. Der zeigte sich beeindruckt von ihren Erfahrungen im Wealth Management und ihrem bankfachlichen Know-how. Davon werde die CS profitieren können, sagte er.

Dass sie bereits vor ihrem offiziellen Start bei der CS eine wichtigere Rolle erhält, passt irgendwie zu McDonagh. Ein gewisses Durchsetzungsvermögen jedenfalls scheint ihr in die Wiege gelegt worden zu sein. Sie wuchs im unglamourösen Londoner Vorort Croydon auf und besuchte dort die öffentlichen Schulen.

Als Kind von Eltern, die nicht studiert hatten, bewarb sie sich in Oxford an drei Colleges und wurde abgelehnt. Doch davon liess sie sich nicht entmutigen. Laut FT (Artikel bezahlpflichtig) wusste sie, dass sie sich «ein bisschen anstrengen» musste, um ihren Traum von Oxford wahr werden zu lassen.

Also rekurrierte sie bei der Aufnahmekommission und behauptete, dass es sich bei der Absage um einen Fehler handeln müsse. Sie sei sich sicher, dass sie dazu bestimmt sei, in Oxford zu studieren. Zwei Colleges lehnten sie noch immer ab, aber das dritte lud sie zu einem Bewerbungsgespräch ein. Es klappte, und sie konnte Philosophie, Politik und Wirtschaft studieren.

Wichtigste Mitarbeiterin von CEO Ueli Körner

McDonagh polarisiert aber auch. Die FT zitiert einen hochrangigen Branchenvertreter, der sie als «Schreihals» und eine «schwierige Persönlichkeit» bezeichnet. Andere Vertraute sagen, sie verfüge über ein «Rückgrat aus Stahl» und bleibe auch im Sturm die Ruhe selbst.

Sie habe hohe Ansprüche, und es mache ihr Spass, sich in eine Sache hineinknien, sagen andere. Sie habe eine enorme intellektuelle Neugier und betrachtet Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln, um eine Lösung zu finden. Sie könne schwierige Entscheidungen treffen, kremple die Ärmel hoch und mache sich die Hände schmutzig.

Als Chief Operating Officer bei der CS wird sie jedenfalls all diese Eigenschaften gebrauchen können, für die sie bekannt ist. Als eine der engsten und wichtigsten Mitarbeiterinnen von CEO Ueli Körner wird es an ihr sein, harte Entscheidungen zu treffen und diese auch durchzuziehen.

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