Sie reden von Biogas, doch was ist mit Fracking?

Der Gasverbund Mittelland plant ein Gasterminal in Muttenz und stellt das Projekt als Investition in den Klimaschutz dar. Der Nachweis, dass wirklich kein fossiles Erdgas umgeschlagen wird, bleibt aber aus.

Flüssiggas LNG Schweizerhalle Muttenz
Visualierung des Flüssiggas-Terminals (Bild: PD)

Das war einmal eine Ansage des Klimastreiks: Muttenz «könnte das Lützerath der Region Basel werden», sagte Klimaaktivistin Helma Pöppel im Februar zu Bajour. Sie kündigte Proteste gegen ein geplantes Flüssigas-Terminal in Muttenz an: «Das geht einfach nicht», sagte Pöppel. «Der Ausbau von fossilen Energien befeuert proaktiv die Klimakatastrophe.» Auch Grüne Politiker*innen äusserten sich kritisch.

Der Gasverbund Mittelland (GVM), der das Projekt plant und dessen CEO an Weihnachten in der Sonntagszeitung noch offenherzig darüber plauderte, kam in die Defensive. So folgte eine Medienmitteilung, die die Aufregung als Kommunikationspanne darstellt: Entschieden sei noch nichts, die Pläne werden vom Verwaltungsrat erst noch geprüft.

Wichtiger aber noch: Von flüssigem Erdgas ist in der Medienmitteilung auf einmal gar keine Rede mehr, sondern vielmehr von Biogas und flüssigem synthethischen Methan. Welches Gas hier umgeschlagen wird, macht aber einen grossen Unterschied fürs Klima: Denn flüssiges Biogas und flüssiges synthetisches Methan sind erneuerbar. Erdgas ist – man hört es im Namen – fossil

Helma Pöppel
«Das könnte das Lützerath von Basel werden»

Am 3. März finden schweizweit Klimademos statt. Nicht so in Basel. Hier heckt der Klimastreik Basel andere Pläne aus. Im Fokus steht dabei das geplante Flüssiggasterminal in Muttenz.

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Während Erdgas zum Teil durch umweltschädliches Fracking gewonnen wird, wird Biogas aus Gülle, Grünabfuhr, Kompost und Kläranlagen geholt. Die organischen Stoffe vergären und setzen Methan frei, das dann aufbereitet wird und ins Gasnetz eingespeist werden kann. Selbst die Grünen fordern mehr Biogas.

Ist das geplante Gasterminal in Muttenz also keine fossile Energieschleuder, sondern eine Investition in den Klimaschutz? Es tönt zumindest so, wenn man die Aussagen des Gasverbunds liest. Auch auf Nachfrage von Bajour wird betont, dass es mit dem Vorhaben darum gehe, «den physischen Anteil an erneuerbaren Gasen im Netz zu erhöhen». 

Dekarbonisierung erst 2050

Das Ziel sei «primär», die grünen Gase ins Netz einzuspeisen. Der Gasverbund stehe hinter dem Basellandschaftlichen und nationalen Ziel der Dekabonisierung bis 2050. Nur: Das ist noch ein paar Jahre weg. Aktuell ist die Menge an erhältlichem Biogas in der Schweiz überschaubar. Sein Anteil im Schweizer Gasnetz beträgt gerade mal 2 Prozent.

Ist es daher realistisch, dass beim angedachten Terminal im Muttenz nur Biogas umgeschlagen wird? Dieser Nachweis bleibt aus. Auf die Nachfrage, ob der Gasverbund Mitteland garantieren könne, dass auch vor 2050 kein Erdgas umgeschlagen werde, folgte an Bajour keine Antwort von der Medienstelle mehr. Update (3.3.23): Gegenüber dem Regionaljournal Basel bezog der Verbund Stellung und sagte, man könne nicht versprechen, dass von Anfang an nur erneuerbares und kein fossiles Gas durch die Leitungen fliesst.

Der Klimastreik zeigt sich daher weiterhin skeptisch und startet heute seinen Protest gegen das Projekt. Um 18 Uhr veranstaltet er gemeinsam mit dem Verein für Klimagerechtigkeit eine Podiumsdiskussion zum geplanten LNG-Terminal an der Lothringerstrasse 62.

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Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitk. Way too many Anglizismen.

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