Kino, Theater oder Konzert? Am liebsten alles auf's mal!

So sieht die post-Shutdown-Kulturwoche aus Sicht eines Ausgehungerten aus.

leon
Endlich wieder Kultur! Aber bitte nur mit Maske rein.

«Nicht zu euphorisch», hiess es jüngst während der Bajour-Redaktionssitzung, «es ist immer noch Corona.»

Klar, seit Montag dürfen zum ersten Mal seit Mitte Dezember wieder Kulturveranstaltungen stattfinden, mit maximal 50 Zuschauer*innen. Und nach vier Monaten Shutdown ist die Versuchung gross, sich hemmungslos ins wiederbelebte Kulturangebot zu stürzen.

Denk aber bitte daran: Kauf dein Ticket zuerst online, zieh eine Maske an und befolge vor Ort an alle Sicherheits- und Hygienevorschriften.

Ich habe mir genau angeschaut, was alles los ist – und für die nächsten sieben Tage ein abwechslungsreiches Kulturprogramm zusammengestellt, das jedem Netflixabo Paroli bieten soll.

Ich gehe:

am Donnerstag, 22. April 📖

ins Literaturhaus

Rudolf Bussmann im Literaturhaus Basel
Rudolf Bussmann liesst aus seinem Nordkorea-Essay.

Es ist wie beim Sport: Legst du nach einer langen Pause zu schnell los, tut's auch schnell weh. Ein entspannter, gedankenanregender Auftakt in die Kulturwoche bietet sich am ehesten im Literaturhaus an. Hier lauschen wir am Donnerstag Rudolf Bussmann, der aus seinem Reiseessay vorliest. Bussmann, Mitbegründer des Lyrikfestivals Basel, reiste im Jahr 2018 nach Nordkorea. Er besuchte dort Schulen und Fabriken, sprach mit Einheimischen und wanderte durch abgelegene Landschaften.

Weil Nordkorea in meinem Kopf immer noch als abgeriegeltes Stück Erde abgespeichert ist, finde ich Erzählungen von Menschen, die dort gewesen sind, extrem faszinierend. Bussmann sagt, er habe «ein Land voller Schönheit und voller Rätsel» entdeckt.

Die Lesung im Literaturhaus findet hybrid statt, das heisst es gibt Tickets für eine Teilnahme vor Ort und für den Livestream. Und zwar hier.

am Freitag, 23. April 💃

ins Theater Basel

Im Bild: Frank Fannar Pedersen und Ayako Nakano
Die Ballett-Tänzer*innen (im Bild: Fannar Pedersen und Ayako Nakano) feiern mit «Ballett auf allen Bühnen» ein Jubiläum.

Vor rund einem Monat, als sie noch nicht öffnen durften, erzählten uns die Menschen im Theater Basel, wie belastend das für sie sei. Die vielen Premieren, die damals verschoben werden mussten, finden nun praktisch alle an diesem Wochenende statt. Was darf's also sein? Die Oper «Intermezzo» auf der grossen Bühne? Die Schauspielstücke «Moby Dick» oder «The Square»?

Die Auswahl ist gross, und wenn ich mich auf ein Programm beschränken müsste (in Basel ist schliesslich wieder SO VIEL LOS), dann auf «Ballett auf allen Bühnen». In einer Zeit der maximalen Bewegungseinschränkung gibt es kaum etwas Schöneres, als Profi-Tänzer*innen dabei zuzusehen, wie sie sich maximal bewegen.

Und genau das tun sie: «Ballett auf allen Bühnen» umfasst sieben verschiedene Choreografien, die auf allen drei Bühnen aufgeführt werden. Das Ganze ist eine feierliche Spezialveranstaltung zum 20. Dienstjubiläum von Ballettdirektor Richard Wherlock. Ein charmantes Interview mit dem «Original»-Billy-Elliot findest du bei unseren Kolleg*innen von der ProgrammZeitung.

Und Tickets gibt's hier.

am Samstag, 24. April 🎺

in den Bird's Eye Jazz Club

Bird's Eye Jazz Club «Remembering George Robert»
Patrick Bianco (Mitte) zelebriert mit seiner Combo seinen verstorbenen Lehrer George Robert.

Ein dunkler Raum, ein Glas Wein, Augen zu und schwelgen... So stelle ich mir einen perfekten Samstagabend im Bird's Eye Jazz Club vor.

Auf dem Programm steht dort eine musikalische Hommage an den 2016 verstorbenen George Robert. Der gebürtige Genfer war Ende der 80er-Jahre einer der ersten Schweizer Jazzmusiker, die sich in Nordamerika etablieren konnten.

Roberts früherer Schüler Patrick Bianco (alto sax) besucht nun das Bird's Eye, um die gehaltvollen Kompositionen seines Lehrers neu aufleben zu lassen. Teil seiner fünfköpfigen Combo ist auch der bekannte italienische Pianist Dado Moroni, auch er ein ehemaliger Weggefährte Roberts.

«Remembering George Robert featuring Dado Moroni» heisst das Konzert, Tickets gibt's hier.


am Sonntag, 25. April 🎞️

ins kult.kino

Kinofilm «Los lobos» im kult.kino
In «Los lobos» suchen Kinder nach ihrem eigenen amerikanischen Traum.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle den Film «Nomadland» empfehlen, weil der in der Nacht auf Montag ziemlich sicher bei den Oscars abräumen wird. Doch der Schweizer Kinostart wurde leider kurzfristig verschoben.

Aber keine Sorge: Unser liebstes Basler Lichtspielhaus hat dieses Wochenende viele andere sehenswerte Filme im Programm. Zum Beispiel «Los lobos». Emigrationsgeschichten aus der Grenzregion zwischen Mexiko und den USA waren in den letzten Jahren zwar keine Seltenheit, aber «Los lobos» macht etwas Entscheidendes anders: Er erzählt konsequent aus der Perspektive von zwei Kindern.

Max und Leo haben mit ihrer Mutter die Grenze überquert. Während sie sich auf Jobsuche macht, träumen die Jungs in ihrem neuen Zuhause von Disneyland und anderen Abenteuern. Der Film basiert auf den Kindheitserinnerungen des Regie-Neulings Samuel Kishi, der für die Fantasiewelt der Kinder ebenso einfallsreiche Bilder findet. Dafür gewann er mehrere Festivalpreise.


Im kult.kino Atelier läuft der Film täglich, Tickets gibt's hier.

am Montag, 26. April 🛏️

machen wir eine Pause

Nach dieser geballten Ladung Kultur wollen wir uns für einen Tag entspannen. Zuhause. Oder in der Fondation Beyeler.

am Dienstag, 27. April 🎻

ins Gare du Nord

Auftakt zum Offbeat Festival mit dem Atom String Quartet
Das Atom String Quartet verbindet Jazz mit Klassik.

Hach, Festivals... kennst du noch? Am Dienstag startet das «Offbeat»-Festival (bis 16. August) in seine 31. Ausgabe. Und der Auftakt hat's in sich!

Das Atom String Quartet aus Polen schmiegt Jazz und Klassik aneinander und wird für diesen Genremix international bewundert. Die vier Männer haben alle an der Warschauer Fryderyk-Chopin-Hochschule studiert und seit der Gründung ihres Streichquartetts im Jahr 2010 zahlreiche Preise gewonnen.

Das Atom String Quartet spielt am Eröffnungsabend im Gare du Nord zwei Konzerte. Hier gibt's Tickets.

am Mittwoch, 28. April 🎭

in die Kaserne

«Born to Shine» vom Jungen Theater Basel in der Kaserne
Das Junge Theater Basel mischt die Kaserne auf.

Zugegeben, die Programmankündigung klingt total verbohrt: «Dass wir geboren werden, um zu scheinen, scheint ausser Frage. Fraglich scheint nur: Wie werden wir scheinen? Was wählen wir aus? Was wählt uns aus?» Doch hinter dem Stück «Born to Shine», das mit diesen Worten angepriesen wird, steckt das Junge Theater Basel. Und das ist alles andere als verbohrt.

Der Regisseur Sebastian Nübling und der Choreograf Ives Thuwis erforschen mit 14 Performer*innen, was es heisst, in einer Welt «dranzubleiben», die uns täglich mit Eindrücken gerade zu überflutet.

Das finde offenbar nicht nur ich spannend: «Born to Shine» läuft von Donnerstag, 22. April, bis Mittwoch, 28. April, jeden Abend, doch viele der Vorstellungen sind bereits ausverkauft.

Hier kannst du dein Glück versuchen.

Freust auch du dich auf den Kultur-Restart? Unsere Auswahl erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Wo gehst du hin und warum? Hinterlasse uns doch einen Kommentar ⬇️

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