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Gastkommentar

«Wir wollen einen Park am Rhein»

Die Bevölkerung dürfe bei Klybeck Plus mitreden, sagte Kantonsbaumeister Beat Aeberhard im Bajour-Interview. Ganz anders sieht das Christoph Moerikofer vom Verein Zukunft Klybeck: Das «Problem Bevölkerung» werde «elegant umschifft».

01/27/21, 02:50 PM

Aktualisiert 01/27/21, 03:15 PM

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So soll das Rheinufer vielleicht aussehen.

Vorgeschichte

Am 21. Januar haben die Eigentümer des BASF-Areals einen Entwurf des städtebaulichen Leitbilds präsentiert. Eine Art grobe Skizze, wie das Quartier einst aussehen soll. Daraufhin kritisierte der Verein Zukunft Klybeck, dass die Wünsche der Quartierbewohner*innen zu kurz kämen. Kantonsbaumeister Beat Aeberhard sagte im Interview mit Bajour, das stimme nicht. Die Bevölkerung könne mitreden.

Das ist die Replik des Co-Gründers des Vereins Zukunft Klybeck, Christoph Moerikofer.

Letzte Woche, Donnerstag: Endlich, nach Monaten der Funkstille, kam sie, die Präsentation zu den neuen Plänen im Klybeck. Und siehe da: Es gibt einige interessante Elemente. Aber die Freude währt nur kurz. Man reibt sich erstaunt die Augen: Wo ist der Park am Rhein? Wo können sich die Menschen auf eine Wiese ans Wasser setzen?

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Christoph Moerikofer ist Co-Gründer von Zukunft Klybeck. Der Verein setzt sich für Partizipation auf dem Entwicklungsreal Klybeck ein und hat die Initiative «Basel baut Zukunft» lanciert. Sie fordert, dass die Besitzer*innen des ehemaligen BASF-Areals mindestens 50 Prozent gemeinnützigen Wohnraum erstellen müssen.

Die Antwort von Kantonsbaumeister Beat Aeberhard bei Bajour im Interview sinngemäss: Es kann leider keinen Park geben, weil schöne alte Industriegebäude in Ufernähe stehen bleiben sollen. Ein Blick auf die Pläne zeigt: Es stehen vorwiegend Neubauten am Ufer. Schon bestehende Gebäude: genau zwei!

Zweiter Versuch: Aeberhard erwähnt die Basler Seite des Birsköpfli, das von der Grösse her einigermassen vergleichbar sei mit einer Wiese, die unterhalb vom Kran zu liegen kommt. Mit einigem Suchen auf dem Entwurf findet man das dünne Spickelchen. Ähnlich gross wie das Birsköpfli?! Schon Google Maps spricht eine andere Sprache, jeder Laie kann es leicht überprüfen. Wie kommt es zu so seltsamen Behauptungen?

«Wo bitte geht's zur Partizipation?»

Es ist klar: Der Basler Bevölkerung wird ein Park am Rhein vorenthalten, obwohl in jedem Gespräch und an jeder Veranstaltung der Wunsch laut geäussert wird: Wir wollen einen Park am Rhein! Die Interessen der Besitzer werden einseitig favorisiert.

Und damit sind wir bei der Grundsatzfrage überhaupt: Wo bitte geht's zur Partizipation?

Aeberhard sagt es immer wieder: Es ist wichtig, dass die Leute bei der Planung mitreden können. Nur so geht es. Aber leider: weit und breit keine Mitsprache in Sicht! Das letzte Mal durfte die Bevölkerung 2017 (!) etwas zum Klybeck sagen. Da waren noch nicht mal die neuen Besitzer auf dem Plan.

Bei der jetzt vorgestellten Planung: null Partizipation. Die Bevölkerung wurde grad noch knapp darüber informiert, dass Diener & Diener die Planung übernommen hat. Aber was der Stararchitekt plant, blieb alles hinter verschlossenen Türen. Bis letzten Donnerstag.

«Die Bevölkerung muss auch mitreden können, WIE miteinander geredet wird.»

Es sei ja nur ein Zwischenstand, versicherten die Planer.  Aber das sagen sie immer. Es ist klar, sie sind auf der Zielgerade. Die wichtigen Entscheidungen sind getroffen. Auf dieser Ebene hat die Bevölkerung nichts mehr zu sagen. Elegant umschifft, das Problem Bevölkerung!

Seit drei Jahren kündigen die Verantwortlichen an, dass es mit der Partizipation jetzt dann bald weiter geht. Der Prozess läuft und läuft, und nur etwas läuft nicht: die Partizipation. Die Verantwortlichen haben sich nach eigener Aussage noch nicht einmal darüber Gedanken gemacht, wie's weitergehen soll. Schon extrem wichtig, diese Partizipation!

Wir wollen neue Formen der Mitwirkung. Vor allem: Die Bevölkerung muss auch mitreden können, WIE miteinander geredet wird. Schluss mit Behörden und Besitzern, die sagen, wann, wo und über was geredet wird. Und was mit den Resultaten geschieht. Wir wollen über den Prozess verhandeln. Nur so wissen wir, woran wir sind. Und dann macht Mitwirken wieder Sinn. Vorher nicht. Dann kann man's gleich sein lassen.

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