Adväntsgass, ich lieb di
Auf dem Basler Weihnachtsmarkt brummt es dieses Jahr wie schon lange nicht mehr. Die Standbetreiber*innen sind zufrieden. Ein etwas anderes Weihnachts-Juwel gibt es allerdings noch im Kleinbasel zu geniessen: die Adväntsgass in der Rheingasse.
Oben am Münsterplatz ist die Stimmung gut: Die kulinarischen Standbetreiber*innen können sich nicht beklagen und freuen sich über mehr Kundschaft als noch im vergangenen Jahr. Beim Kartoffelpuffer-Stand von Wacker + Schwob schwärmt etwa Inhaber Stefan Arnold von den vielen Tourist*innen, die ihren Weg dieses Jahr wieder vermehrt nach Basel gefunden hätten. Und auch die Stammkund*innen enttäuschten nicht. «Wir stehen hier seit 10 Jahren und beobachten, dass die Kunden ganz gezielt zu den Ständen gehen, die sie kennen und schätzen.» Das sei auch in diesem Jahr so.
Ein paar Schritte weiter beim Baumstriezel-Stand freut sich auch Betreiberin Szibilla Schlinghoff über die vielen Tourist*innen, die in diesem Jahr nicht nur am Wochenende den Weihnachtsmarkt am Münster gut besuchen würden, sondern auch unter der Woche zahlreich vorbeischauen würden. «Es sind eindeutig mehr Leute als im letzten Jahr. Wir haben so viele internationale Gäste wie schon lange nicht mehr.»
Das kann auch Manuel Staub, Leiter der kantonalen Fachstelle Messen und Märkte, bestätigen: «Der Basler Weihnachtsmarkt war bisher unter der Woche und an den Wochenenden gut besucht.»
Heinz Margot, der als Moderator und Schauspieler bekannt wurde, verkauft in der Raclette-Stube auf dem Münsterplatz den wohl bekanntesten Glühwein Basels. Auch er möchte den Trubel am Münsterplatz nicht missen. Trotzdem hat Margot in diesem Jahr zum ersten Mal zusätzlich einen Stand in der Adväntsgass. Wie kommt das, bringt es der Stand am Münster nicht mehr? Ganz und gar nicht, sagt er. «Beim Münsterplatz brummt es dieses Jahr wie eh und je. Der Münsterplatz ist meine Heimat, das könnte nichts ersetzen.»
Doch habe er früher in der Rheingasse gewohnt und kenne dort viele Leute. «Den Stand habe ich in erster Linie aus heimatlichen Gefühlen gemacht.» Ausserdem könne man den Münsterplatz und die Adväntsgass gar nicht miteinander vergleichen. «Beim Stand in der Adväntsgass geht es nicht ums Geld, es ist eine Herzensangelegenheit für mich. Die Adväntsgass ist eine kleine, nette Ergänzung zu den grossen Märkten am Münster und am Barfi. Es ist dort auch ein bisschen ein anderes Publikum, es kommen nicht ganz so viele Touristen.»
Ein Geheimtipp ist die Adväntsgass natürlich nicht. Trotzdem liegt sie ein wenig weiter weg vom Stadtkern und dadurch nicht einfach auf dem Weg, wie der Markt beim Münster, auf den die Tourist*innen quasi zwangsläufig stossen, wenn sie das Basler Wahrzeichen besuchen. Die Stände sind nicht einheitlich gebaut wie jene auf dem Barfi und dem Münsterplatz. Jede*r Betreiber*in darf sich selber verwirklichen. Einzige Vorlage: Die Lichter müssen LED-betrieben sein. Auch gibt es durchaus etwas exklusivere Stände in der Rheingasse wie den Austernknacker, das Chalet-Stöckli oder die Fonduegondeln.
Autorin und Basel-Kennerin Martina Rutschmann gehört zu den Fans der feinen kleinen Adväntsgass. «Die Adväntsgass ist für mich der einzige Ort, den ich im Basler Dezember unbedingt besuchen muss. Ich habe den Ort von Anfang an geschätzt und beobachte gern, wie er sich verändert.» Einen Lieblingsstand habe sie nicht, sie finde den Mix gut und ist je nach Laune mal da und mal dort.
«Es ist extrem wichtig, an der Basler Weihnacht unterschiedliche Angebote zu machen. Und das nicht nur im Grossbasel, sondern auch im Kleinbasel. Die Adväntsgass ist dafür ein gutes Beispiel. Erst die Vielseitigkeit macht die Basler Weihnacht erfolgreich», sagt Mathias F. Böhm, Geschäftsführer von Stadtkonzept Basel. Die Adväntsgass sei ein bisschen unkomplizierter und kann zu späterer Uhrzeit besucht werden, als die Märkte am Münster und am Barfi.
Dazu sei der Ort am Rhein sehr schön. «Deshalb hat auch so ein kleinerer Ableger durchaus seine Berechtigung in Basel. Die Adväntsgass soll eine Ergänzung sein, es ist nicht so, dass das eine das andere ausspielt», sagt Böhm. «Zum Teil überschneidet sich das Publikum und dann gibt es einen Teil, der etwas anderes neben den grossen Märkten sucht. So ist für alle etwas dabei.»
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