Aufhebung der Coronamassnahmen: «Zuerst sollten sich alle impfen»

Heute soll der Bundesrat weitere Lockerungen der Coronamassnahmen bekannt geben. Was halten die Basler*innen davon? Wir haben auf der Strasse nachgefragt.

Nach zwei Jahren Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, soll damit bald Schluss sein. Der Bundesrat stellt weitgehende Lockerungen in Aussicht. Damit würde unter anderem die Zertifikatspflicht, die Bewilligungspflicht für Grossveranstaltungen oder die Maskenpflicht in Läden und dem Öffentlichen Verkehr bald der Vergangenheit angehören. 

Offenbar sind viele bereit für die nächsten Schritte des Bundesrates: 

IMG_0046
Eveline Härz freut sich auf die bevorstehenden Lockerungen. (Bild: Alexander Vögeli)

Eveline Härz, 63, Rentnerin 

«Ich begrüsse die bevorstehenden Lockerungen und freue mich darauf, obwohl ich mich in dieser Zeit nicht besonders eingeschränkt gefühlt habe. Wir haben mit meinem Mann viel Take-away-Angebote genutzt und wenn wir ins Restaurant gingen, sassen wir als Raucher sowieso meistens draussen. Sowieso finde ich, dass wir es im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut hatten. Deshalb sehe ich keinen Anlass dazu, mich zu beklagen.»

IMG_0053
Der Unternehmer Adriano Tonini hat sich an die Maske gewöhnt. (Bild: Alexander Vögeli)

Adriano Tonini, 59, Unternehmer

«Ich finde die Lockerungen der Massnahmen grundsätzlich gut, wobei ich kein Experte bin um beurteilen zu können, ob diese nun epidemiologisch zum richtigen Zeitpunkt kommen. Deshalb sollte vielleicht nicht alles aufs Mal über den Haufen geschmissen werden. An die Maske habe ich mich zum Beispiel schon gewöhnt und fände es nicht schlimm, diese noch ein wenig länger zu tragen. Aber klar, mit der Aufhebung gewisser Massnahmen wäre eine Gewinnung der Lebensqualität eine freudige Folge.»

… auch wenn einige die Bedingungen noch nicht erfüllt sehen. 

IMG_0050
Zuerst alle impfen, dann für alle öffnen. Für Roland Kopp sind noch nicht alle Bedingungen erfüllt für eine komplette Öffnung. (Bild: Alexander Vögeli)

Roland Kopp, 72, Rentner

«Meiner Meinung nach sollten sich zuerst alle impfen, bevor der Bundesrat weitere Lockerungen in Aussicht stellt. Nach wie vor sind die Infektions- und Hospitalisierungszahlen relativ hoch. Auch wenn es Aussicht auf Besserung gibt, muss man behutsam mit dieser Situation umgehen, auch im Bezug auf seine Mitmenschen. In unserem Familienbetrieb, eine Reinigungsfirma, stellten wir den Mitarbeitenden die Forderung, sich impfen zu lassen. Natürlich brauchte es viele Gespräche und Vertrauen, aber als Dienstleister, der auch bei älteren Menschen geputzt hat, wäre es nicht verantwortungsvoll gewesen, wenn unsere Mitarbeiter ungeimpft gewesen wären. Das ist für mich wahre Solidarität.»

Jugendliche hatten es nicht einfach, aber auch hier findet man Stimmen, die zur Vorsicht raten. 

IMG_0056
Noa Valks hält die Debatte rund um die Lockerungen für Luxusprobleme, solange in Ländern des globalen Südens nicht genug Impfstoff vorhanden ist. (Bild: Alexander Vögeli)

Noa Valks, 21, Schülerin

«Wenn ich ehrlich bin, bin ich gespaltener Meinung. Zum einen ist der Höhepunkt der Infektionen überschritten und wieder abnehmend. Zum anderen kommen jetzt aber die Sportferien und Fasnacht. Die Leute werden unterwegs sein – sei es in den Bergen oder in den Beizen, und das wird wohl wieder vermehrt zu Ansteckungen führen: ein Hin und Her. Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich freue mich auf Lockerungen. Aber was ich damit sagen will: Mit dem Zertifikat ist uns vieles möglich im Gegensatz zu Ländern im globalen Süden zum Beispiel, wo nicht so viel Impfstoff vorhanden ist. Deshalb stehen wir mit diesen Lockerungen vor Luxusproblemen.»

Auch Quartierlädeli wurden von der Pandemie hart getroffen, gross dürfte deshalb die Erleichterung bei den Inhaber*innen sein. Einer von ihnen ist:

IMG_0064
Erst seit dem Beginn der Pandemie im Quartier: Der Sonne Market an der Ecke Spalenring/Ahornstrasse. (Bild: Alexander Vögeli)

Tacim Yönden, 44, Sonne Market  

«Die Lockerungen kommen nach dem Omikron-Höhepunkt jetzt zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben unseren Laden kurz nach dem ersten Lockdown geöffnet und mussten uns dementsprechend beweisen. Mit unserem Angebotsmix von lokalen und mediterranen Produkten, aber auch mit der offenen Buffettheke, konnten wir uns gut sowohl der Situation, als auch der zugenommenen Nachfrage während der Homeoffice-Zeit, anpassen. Jetzt merken wir im Laden, dass die Leute sich auf den Frühling einstellen und lockerer drauf sind wie auch schon. Das alles geht also in eine positive Richtung.»

Herzen
Alles hat ein Ende ...

... aber Bajour bleibt – dank dir. Jetzt Mitglied werden!

Das könnte dich auch interessieren

Cathérine Mivillle

Cathérine Miville am 16. September 2024

Schischkin kommt ins Münster und fast niemand geht hin

Basel war zum zweiten Mal Schauplatz des Festivals «Erasmus klingt!». Für Bajour-Kolumnistin Cathérine Miville geht das musikalische Konzept auf – sie fragt sich aber, warum die Basler*innen zu Hause bleiben, wenn der russisch-schweizeische Autor Michael Schischkin die Eröffnungsrede hält.

Weiterlesen
david-norman-nzyBPhGJEcg-unsplash

Noëmi Laux am 18. Juli 2024

Zeig deinem Sommerbesuch Basel!

Du bekommst diesen Sommer Besuch und weisst nicht so recht, wie du die Tage gestalten sollst? Wir haben ein paar Ideen zusammengetragen, wie ihr Basel gemeinsam entdecken könnt.

Weiterlesen
Margarethen Hügel

Balz Nyffenegger am 17. Juli 2024

Basels lauschigste Sommerplätze

Ob am Rhein, in der Innenstadt oder auf einem Industrieareal, in Basel gibt es jede Menge Plätze, die perfekt für den Sommer sind.

Weiterlesen
ba5221e5d233d178fca9fe7cbcc2c364

am 11. Juli 2024

Kennst du Basel besser als diese Viertklässler*innen?

Die Klassen 4a und 4b des Sevogel-Schulhauses haben in ihrer Projektwoche «in Basel unterwegs» viel gelernt und in Zusammenarbeit mit Bajour daraus ein Quiz produziert. Kannst du es lösen?

Weiterlesen
IMG_5496 2

Bei Bajour als: Praktikant vom Dienst

Davor: Studium in Politikwissenschaften an der Uni Freiburg im Brsg.

Kann: Politische Diskussionen zu einem falschen Zeitpunkt anfangen

Kann nicht: ...diese zum richtigen Zeitpunkt wieder beenden

Liebt an Basel: Den urbanen Dorf Flair. Man kennt sich – man trifft sich

Vermisst in Basel: Arthur Cabral

Kommentare