Wer zieht in die alte Hauptpost – bei den Preisen?
Die Sanierung der Hauptpost Basel schreitet voran. Wer wird einziehen? Auf Nachfrage, welche Firmen und Geschäfte ab 2026 dort beheimatet sein werden, halten sich die Verantwortlichen zurück.
Wer durch die Freie Strasse flaniert, dem stechen die Bauarbeiten an der alten Hauptpost ins Auge: Das historische Geschäftshaus wird in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und nach Plänen der Architekten Herzog und de Meuron nachhaltig saniert und erweitert. Kommendes Jahr sollen 1’500 Quadratmeter Retail-und Gastroflächen sowie 5'000 Quadratmeter Bürofläche eröffnet werden.
«Sanierung schreitet voran»
Eine Passage im Gebäude der Hauptpost wird die Freie Strasse künftig mit der Gerbergasse verbinden. Die Ziele des Vorzeigeprojekts sind hoch gesteckt. Matthias F. Böhm, Geschäftsführer von Stadtkonzept Basel. kommentiert in einem Beitrag im Basler Stadtbuch: «Diese zeitgemässe Infrastruktur soll zur Transformation Basels zu einer Erlebnisstadt beitragen.»
«Vom Untergeschoss bis zum Dach: Die Sanierung der Hauptpost Basel schreitet voran», heisst es auf der Website zum aktuellen Stand der Umbauten des siebenstöckigen Gebäudes. Während Interessierte in der Rubrik «News» jedes Quartal über den Stand der Sanierung informiert werden, halten sich die Verantwortlichen bisher bedeckt, wenn es um die künftige Mieterschaft geht.
«Der Einzug in die Hauptpost ist beim Präsidialdepartement in Planung.Melanie Imhof, Leiterin Kommunikation beim Präsidialdepartement
Das Gebäude im Herzen der Innenstadt befindet sich im Besitz der AXA Anlagestiftung. Auf Nachfrage von Bajour nach den künftigen Mieter*innen sagt die Kommunikationsbeauftrage Joëlle Schmidt: «Die offizielle Kommunikation findet im Herbst und in Rücksprache mit der Mieterschaft statt. Das genaue Datum ist noch offen.» Die Preise für die Retailflächen würden sich am Markt orientieren. Weitere Infos gibt es nicht, auch nicht über den Stand der Vermietung der Büroflächen.
Mieter*innen gesucht
SRF hatte Ende April berichtet, die Vermietung laufe «harzig». Bekannt ist bisher lediglich, dass Basel Tourismus in das neu sanierte Gebäude einzieht und mehrere Abteilungen des Präsidialdepartements Interesse bekundet haben. Das bestätigt Melanie Imhof, Leiterin Kommunikation beim Präsidialdepartement: «Der Einzug in die Hauptpost ist beim Präsidialdepartement in Planung. Details dazu werden wir zu gegebener Zeit kommunizieren.»
Für die Raumbewirtschaftung ist die Immobilien Basel-Stadt zuständig, die aktuell nicht aktiv auf potenzielle Mieter*innen zugehe, wie Imhof sagt. Ein Blick auf Homegate zeigt, dass noch Büroflächen zu haben sind. Die Vermarktung für das «neue City Headquarter» läuft auch über den weltweit grössten Immobiliendienstleister im gewerblichen Sektor CBRE. Vermietet werden Flächen ab 600 Quadratmeter zum 1. Oktober 2026 zu einem stolzen Preis von 320 Franken pro Quadratmeter und Jahr.
Die Miete für die Büroflächen, die künftig auch von der Verwaltung genutzt werden, liegen im obersten Preissegment der Basler Innenstadt. Vergleiche mit anderen Objekten zeigen, dass die neuen Flächen in der Hauptpost über dem stadtweiten Durchschnitt und vergleichbar mit anderen sehr zentralen, repräsentativen Neubau-Objekten sind. Der aktuelle Durchschnittsmietpreis für Büroflächen in der Basler Innenstadt liegt laut CSL Immobilien etwa zwischen CHF 185 und CHF 340 pro Quadratmeter pro Jahr, mit einem Median von etwa 270 Franken pro Jahr.
Damit ist klar: Wer in die sanierte Hauptpost einziehen möchte, muss es sich leisten können. Erschwert werden dürfte die Situation dadurch, dass Basel im Moment im schweizerischen Vergleich überdurchschnittlich viele leere Büroflächen aufweist, besonders in der Innenstadt. Rund 154’000 Quadratmeter Büroflächen standen Ende 2024 leer, wie das internationale Immobilien-Dienstleistungsunternehmen JLL bekannt gibt. Die Leerstandsquote betrug etwa 6,4 Prozent. Besonders hoch lag die Quote mit 9,2 Prozent in der Basler Innenstadt. Während der Leerstand an Büroflächen im Jahr 2024 noch stark angestiegen war, so sank er im laufenden Jahr laut Kanton Basel-Stadt auf 132'700 Quadratmeter und damit wieder in etwa auf das Niveau von 2023.
Die Basler Innenstadt verändert sich rasant – unter anderem, weil sich das Kaufverhalten der Kundschaft wandelt. Wegen stark zunehmender Online-Käufe steht der Einzelhandel unter Druck, steigende Mieten und zahlreiche Baustellen verschärfen die Lage vor Ort zusätzlich. Während die einen das Ladensterben beklagen, sehen andere im Strukturwandel und in der Internationalisierung vor allem Positives. Die aktuellen Entwicklungen werden darüber entscheiden, ob Basel als Destination für Shopping, Kunst und Kultur relevant bleiben wird.
Wie die Flächen für Retail- und Gastro vermietet werden, ist auch noch offen. Die Flaniermeile in der Freien Strasse wurde von 2020 bis Ende 2024 saniert, in der Fussgängerzone zwischen Marktplatz und Bankverein sind namhafte Marken wie Apple, Zara, Max Mara oder Cartier zu Hause. Während der vergangenen zehn Jahre mussten hingegen einige traditionsreiche Familienunternehmen wie Kost Sport, Spira oder Pfeifen Wolf schliessen. Auf die Frage, ob die Preise ansteigen werden, sagt Böhm im Basler Stadtbuch: «Das wird passieren. Grosse Investitionen im Innenstadtbereich rund um die Freie Strasse werten den Ort auf und machen ihn noch attraktiver. Wir merken, dass die Nachfrage wieder massiv anzieht. Auch von starken Brands.»