Restaurant Lazai: Überleben auf der Baustelle

Gastrobetriebe auf Entwicklungsarealen haben es nicht leicht: Der Grossteil der zukünftigen Kund*innen ist noch nicht vor Ort. Das besorgt das Restaurant Lazai aber nicht. Es überlebt, weil ein Verein die Kosten deckt.

Lazai
Das Lazai auf dem Lysbüchel-Areal im Spätsommer. (Bild: Michelle Isler)

Auf dem Lysbüchel-Areal ist es laut. Baustellenmaschinen rollen über schotterigen Boden. Wie das neue Stadtquartier künftig aussehen wird, lässt sich erst grob erahnen. Neben einer Schule und Genossenschaften versuchen auch Gastrobetriebe, das Areal zu beleben. Mit Betonung auf «versuchen». Das Café Claire hatte im Sommer aufgegeben und das Lokal temporär untervermietet, weil «schlicht noch die Leute hier fehlen», wie Geschäftsführer Yannik Studer damals zur BaZ sagte. 

Wie eine kleine Oase trotzt das Restaurant Lazai im Kultur- und Gewerbehaus ELYS bisher wacker der Baustelle. Beim Anblick von häufig vielen unbesetzten Tischen fragt man sich allerdings: Wie lange noch?

Florian Weiz und Labinot Xhemshiti
Florian Weiz und Labinot Xhemshiti mussten das Konzept des Restaurants seit der Eröffnung 2022 anpassen. (Bild: Michelle Isler)

Die Frage geht an Restaurantleiter Labinot Xhemshiti. Er sitzt an einem grossen weissen Tisch beim Eingang des Lokals. Von Ärger oder Sorgen keine Spur. Xhemshiti lächelt gar und sagt: «Die Baustelle macht uns Hoffnung.» Er schaut durch die grossen Glasfenster auf den gegenüberliegenden Rohbau. Künftig werden auf dem Lysbüchel bis zu 2000 Personen wohnen. Diese längerfristige Perspektive lässt das Lazai auf viele künftige Gäst*innen hoffen. Selbsttragend muss das Restaurant als Betrieb aber dennoch nicht sein: Es finanziert sich über den Verein ZSP.

Das «Zentrum für Sozialpädagogik und Psychotherapie Basel» betreut junge Menschen in schwierigen Lebensituationen mit Angeboten von Therapie über Wohnen bis Arbeitsintegration. Das Lazai ist einer von vier Betrieben, in denen die Klient*innen des ZSP Arbeit finden.

Labinot Xhemshiti Lazai
«Die Baustelle macht uns Hoffnung.»
Labinot Xhemshiti, Restaurantleiter

«Wir wollen ihnen nicht nur eine Beschäftigung bieten, sondern ermöglichen, dass sie mit Kunden in Kontakt kommen und Erfahrungen machen, die für ihre gesellschaftliche Integration wichtig sind», erklärt Florian Weiz. Er sitzt neben Xhemshiti im Lazai und leitet den Bereich Arbeitsintegration. Dazu gehören neben dem Restaurant noch drei weitere Betriebe: eine Werkstatt und je eine Räumungs- und Hauswartungsfirma. 

2016 startete das ZSP mit einem Wohnhaus, die anderen Bereiche sind dann sukzessive dazugekommen. Das Lazai gibt es seit 2022 und in seiner Küche wird nicht nur für die Restaurantbesucher*innen gekocht, sondern auch fürs Wohnheim und Cateringaufträge. «Zeitweise haben wir bis zu 100 Mahlzeiten pro Tag für Jugendliche gekocht», erzählt Xhemshiti. Auch die Vermietung für Anlässe laufe gut. «Wir haben unseren Umsatz jedes Jahr steigern können.»

Lazai
Die Betreiber*innen hoffen, dass das Lazai künftig zu einer Art Quartierzentrum werden kann. (Bild: Michelle Isler)

Im Restaurant alleine kommen an guten Tagen 20 Personen zum Mittagessen. Manchmal seien es aber auch nur zehn. «Da ist die Baustelle vermutlich nicht so förderlich», räumt Xhemshiti ein. Vor allem am Anfang sei es auf dem Lysbüchel für sie nicht so einfach gewesen. 

Einerseits waren die Öffnungszeiten zu optimistisch: Früher war das Lazai jeden Abend noch bis spät geöffnet, auch am Samstag. Mittlerweile schliesst es um 19 Uhr und am Wochenende bleibt es zu. Andererseits ist es auch herausfordernd, so einen Betrieb aufrechtzuerhalten, wenn die dort arbeitenden Jugendlichen mit persönlichen Belastungen kämpfen. «Es kann sein, dass jemand eine Woche lang arbeiten kann und dann in der Woche drauf nicht mehr kommt», erzählt Weiz. «Da müssen wir sehr flexibel sein.» 

Künftig erhoffen sich die Betreiber*innen, dass das Lazai zu einer Art Zentrum im Quartier werden könnte. Schon heute finden hier Ausstellungen von Künster*innen statt, ein Ausbau des kulturellen Angebots im Lokal sei geplant. Und bis das Lysbüchel in ein paar Jahren fertig bebaut und bezogen ist, dürfte ein geübter Umgang mit Unvorhergesehenem von Vorteil sein.

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Michelle Isler

Das ist Michelle (sie/ihr):

Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und zieht für Reportagen durch die Gassen. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen.

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