Bajour schaut hin: Anhand eines Gevierts behandeln wir die Platzfrage in Basel

Neuer Monat, neues Bajour-Thema. Im November schauen wir uns die Platzfrage in der Stadt Basel an. Um nicht im luftleeren Raum zu schwadronieren, haben wir uns dazu ein anschauliches Beispiel ausgesucht. Wir präsentieren den #block61021.

Basel wächst: Die Anzahl Einwohner*innen steigt, es gibt mehr Arbeitsplätze, mehr von allem eigentlich. Ausser Platz - der ist im Stadt-Kanton begrenzt auf exakt 36,95 km². Und entsprechend wird es von Jahr zu Jahr enger. Es sind immer wieder Gewerbetreibende, die aufschreien oder unter grossem medialem Tamtam die Stadt verlassen – wie jüngst die Elektrofirma Selmoni, der es zu eng wurde in der St. Alban-Vorstadt.

«Hat es in Basel noch Platz fürs Gewerbe?», will Bajour diesen Monat wissen. Jetzt und in Zukunft. Antworten erhoffen wir uns, indem wir ganz nah dran gehen. Wir knöpfen uns einen Block vor, in dem Wohnen und Gewerbe auf engstem Raum und auf den ersten Blick ohne grössere Probleme aneinander vorbeikommen. Der Block soll uns als Miniaturmodell der ganzen Stadt dienen (zugegeben, die Pharma fehlt). An seinem Beispiel möchten wir die Platzthematik abhandeln. Anschaulich und nahe an der Realität.

Es ist Block 6.1.021, ein Quadrat von 140 Metern länge im Gundeli mit etwas über 500 Bewohner*innen und rund 300 Arbeitsplätzen. SP-Grossrat Jörg Vitelli hat im Innenhof seine Velowerkstatt, es gibt eine ehemalige Papierfabrik, deren Kamin noch heute steht, aber schon lange nicht mehr raucht. Ein Möbel-Polsterer geht dort seinem Handwerk nach, eine Rahmen-Vergolderin, es gibt lautes Gewerbe wie etwa eine Firma für Event-Elektronik, bei der auch schon mal 40-Tönner vorfahren. An einer Ecke ist eine Tankstelle mit 24-Stunden-Betrieb und ein Erotiksalon ist ebenfalls im Geviert zwischen Sempacher-, Güter-, Solothurner- und Dornacherstrasse beheimatet.

Das Gastro-Angebot lässt sich sehen, es reicht von den Trend-Pizzabäcker*innen «Vito» über die Quartierbeiz «Schwyzerhüsli» bis zu einem Ein-Frau-Thai-Restaurant. Wir werden mit vielen von ihnen reden, darüber, wie es sich geschäftet im Block. Auch mit den Besitzer*innen des fünfstöckigen Möbelladens an der Güterstrasse, der gerade seine Verkaufsfläche massiv verkleinert – damit neuer Wohnraum entsteht.

Wir werden genauso mit den Bewohner*innen sprechen. Wir haben sie – gemäss Statistischem Amt Basel-Stadt sind es 528, genau die Hälfte davon sind Frauen – am Freitag mittels Postkarte im Briefkasten eingeladen, uns zu kontaktieren. Oder mit uns am Mittwochabend im «Schwyzerhüsli» an einen Tisch zu sitzen und uns über die Probleme im Block zu berichten, aber auch darüber, was gut läuft.

Block 6.1.021 wird uns also mehrere Wochen beschäftigen. Wie immer bei Bajour nehmen wir Euch gerne mit auf die Reise - schreibt uns, wenn wir eine Frage vergessen haben. Folgt uns, sei es auf unserer «under construction»-Homepage, auf Facebook, Twitter oder Instagram, wo wir den Hashtag #block61021 verwenden. 

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Samuel hat als Lokal- und Datenjournalist bei «20 Minuten» und der «bz Basel» gearbeitet, ehe er als Gründungsmitglied zu Bajour wechselte. Er prägte den Start des «Basel Briefings» und hat mehrere Crowd-Recherchen wie «wem gehört Basel?» verantwortet. Zusammen mit dem Datenjournalismus-Team von SRF hat er für Bajour übers Schwingen recherchiert und wurde 2023 mit dem «Swiss Press Award» ausgezeichnet. Seit 2024 gehört er der Geschäftsleitung an und kümmert sich um Marketing und Produktentwicklung.

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