Baselland würde Rheintunnel zweite Chance geben

Im Baselbiet hätte man den Rheintunnel angenommen. Eine Nachbefragung zeigt: Eigentlich ist man aber mit dem Verkehrsaufkommen zufrieden – und würde einen ÖV- und Velo-Ausbau besser finden.

Drohnenaufnahme von der Autobahnverzweigung Hagnau / Basel St. Jakob von Birsfelden aus gesehen, am Donnerstag, 17. Oktober 2024. Der geplante Rheintunnel soll an die bestehenden Achsen von und nach Deutschland und Frankreich anknuepfen und den Verkehr verfluessigen. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Viel los auf den Strassen im Baselbiet – aber die Bevölkerung stört's nicht. (Bild: © KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS)

Auf den Punkt

  • Im Herbst 2024 wurde in der Schweiz der Autobahnausbau abgelehnt. Im Kanton Baselland hätte man die Vorlage eigentlich angenommen.
  • Eine Nachbefragung zeigt jetzt, dass die Baselbieter Bevölkerung eigentlich zufrieden mit dem Status Quo auf den Strassen ist.
  • Wichtiger als eine Wiederaufnahme des Projekts Rheintunnel ist den Befragten, dass die Ortschaften vom Durchfahrtsverkehr entlastet werden.

Die Ablehnung des Autobahnausbaus in der Schweiz im November 2024 kam für viele überraschend. Als Teil des Gesamtpakets wurde damit auch der Rheintunnel abgelehnt – ein unterirdischer Autobahntunnel unter dem Rhein, der das bestehende Basler Autobahnnetz hätte ergänzen und entlasten sollen. In Basel-Stadt wurde dieses Unterfangen mit 56 Prozent abgelehnt – im Baselbiet allerdings sagte man zu 53 Prozent «Ja».

Die Baselbieter Regierung wollte sich genauer mit dem Ergebnis dieser Abstimmung befassen und hat daher das Meinungsumfrage-Institut gfs.bern beauftragt, eine Nachbefragung im Kanton zu machen. Aus diesen Ergebnissen lässt sich ableiten, was die tatsächlichen Gründe für die Annahme (Hoffnung auf Entlastung) oder Ablehnung (Angst vor mehr Staus) der Vorlage waren – und wie es aus Sicht der Befragten weitergehen soll auf den Strassen in der Region. Befragt wurden 1063 Personen.

Interessant ist: Egal, ob die Befragten für oder gegen die Vorlage waren, sie sind eigentlich mehrheitlich zufrieden mit der Verkehrssituation für den Autoverkehr (62 Prozent). Ebenfalls in beiden Gruppen ist mehrheitlich die Meinung verbreitet, dass das heutige Strassensystem an seine Grenzen stösst. Die Forscher*innen vom Institut gfs interpretieren das so, dass zwar ein Problembewusstsein da sei – aber ein beschränkter Leidensdruck.

Umfrage Autobahn Baselland Rheintunnel
Was soll auf den Rheintunnel folgen? Das sagen die befragten Baselbieter*innen. (Bild: gfs.bern)

Die Umfrage umfasste dann auch verschiedene Perspektiven, wie es verkehrspolitisch im Kanton weitergehen soll. Dort konnte ermittelt werden, dass Projekte zur Entlastung der Ortsdurchfahrten vom Ausweichverkehr die breiteste Akzeptanz geniessen. Eine Mehrheit der Befragten spricht auch die ÖV- und Velo-Verbindungen fördern und auszubauen. Und auch Projekte zur Reduktion des Verkehrs sind beliebter als die Forderung, den motorisierten Verkehr zu priorisieren. 

Politisch diskutiert wird derzeit, ob das Projekt Rheintunnel noch einmal gesondert weiterverfolgt werden soll. Anhand der Umfrage bei den Baselbieter*innen würden das 55 Prozent der Befragten begrüssen.

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Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitik. Way too many Anglizismen.

Kommentare

Bernd H.
24. August 2025 um 12:00

Ergebnisoffene Beteiligung?

Ich finde es gut, dass sich die Baselbieter Regierung für die Meinung der Bevölkerung interessiert. Ob eine Umfrage reicht oder ob man der Bevölkerung mehr Beteiligungsmöglichkeiten geben sollte?

Beispiel: Bei einem Strassenprojekt im Kanton Aargau (ZEL Baden) hat man nach dem Einbezug der Bevölkerung entschieden, alle «soften» Massnahmen zur Verkehrsentlastung vorzuziehen – und erst nach deren Umsetzung zu entscheiden, ob es das Strassenprojekt noch braucht. Zu den «soften», flankierenden Massnahmen gehören z.B. Förderung von Fahrgemeinschaften, ÖV, Velovorzugsrouten etc.

Bei einem Projekt wie dem Rheintunnel ist die ergebnisoffene Diskussion und Entscheidung in der Bevölkerung sehr wichtig. Zumal der Tunnel wie bisher geplant über 2 Milliarden Franken kosten würde (100 x mehr als der Kredit für die sicheren Velorouten in der Stadt Basel).