Basler Tourist*innen reisen weiterhin nach Rhodos
Seit mehreren Tagen brennt es auf Rhodos. Tausende Tourist*innen müssen evakuiert werden, aber gleichzeitig kommen immer noch neue mit dem Flugzeug an. Bajour war am Euro-Airport und hat Reisende gefragt, was sie davon halten.
Bei der Gepäckaufgabe der Airline Easyjet geht es wuselig zu: Momentan ist Ferienhochsaison und der Basler Flughafen gut besucht. Viele Reisende wirken gestresst und aufgeregt, aber sie sind schon voll in Ferienstimmung: Die Flipflops sind montiert und Sonnenhüte werden gerichtet.
Auch Reisende nach Rhodos sind am Euro-Airport anzutreffen – trotz der Feuer machen sie sich auf den Weg auf die griechische Ferieninsel.
Urs Huber ist einer von ihnen. Er gehe sein Patenkind besuchen, sagt er. Sie sei gerade auf Rhodos und er habe ihr versprochen, sie zu besuchen. Da sie nur noch bis Ende August dort sei und er ansonsten keine Zeit habe, muss er «das jetzt durchführen», wie er erzählt.
«Versprochen ist Versprochen und ich ziehe das jetzt durch.»Urs Huber, reist nach Rhodos
Huber sagt: «Telefonisch hatten wir Kontakt und bei ihr ist alles in Ordnung.» Dennoch könne er verstehen, wenn Menschen momentan nicht nach Rhodos fliegen. Die Temperaturen seien hoch und manchmal gäbe es auch keinen Strom und kein fliessendes Wasser, wie er von seiner Patentochter weiss, aber irgendwie würde man schon über die Runden kommen. «Versprochen ist Versprochen und ich ziehe das jetzt durch», meint Huber fest entschlossen und erklärt: «Ein bisschen gefährlich ist das Leben überall, nicht nur in Rhodos» und «ich denke, dass man das schon überleben wird.» Er gehe aber nur, weil sein Reiseziel nicht direkt betroffen sei. Falls die Situation anders wäre, würde er nicht dorthin reisen.
Andere Reisende am Flughafen können nicht verstehen, warum man jetzt noch nach Rhodos fliegt. Eine Frau reagiert sehr überrascht auf die Frage, ob sie denn selbst nach Rhodos fliegen würde. «Was, jetzt fliegen noch Menschen nach Rhodos?! Den Mutigen gehört die Welt!», meint sie dazu beim Vorbeigehen. Auch Claudio Gallina kann nicht verstehen, warum jetzt noch Menschen auf die Insel reisen. Das käme für ihn nicht infrage, weil es überall brennen würde, wie er sagt, und die Insel evakuiert werde. Für Gallina sei «das ein Zeichen, dass man definitiv nicht dorthin gehen sollte». Er selbst fliege nach Ägypten, dort bestehe momentan keine Gefahr für Brände, «aber vielleicht für Haie», wie er schmunzelnd hinzufügt. Gallina sagt, er hätte seine Reise umgebucht oder storniert, wenn Rhodos sein Reiseziel gewesen wäre, eine Versicherung dazu hätte er.
«Das ist ein Zeichen, dass man definitiv nicht dorthin gehen sollte.»Claudio Gallina, Reisender am Euro-Airport
Die Easyjet Maschine nach Rhodos startet an diesem Mittwochnachmittag um 13.45 Uhr. Bis kurz vor Abflug konnte man den Flug online buchen. Reisewarnungen vom EDA (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten) wurden noch keine ausgesprochen. Alex Bähler, Managing Director vom Reisebüro Media Reisen, sagt gegenüber Bajour, dass momentan sechs Kund*innen von ihnen auf Rhodos wären. «Nach den ersten Meldungen ist es uns am Wochenende gelungen, Kontakt zu all unseren Kund*innen aufzunehmen», erzählt Bähler.
Weiter meint er, dass die Kund*innen sich aber zum Glück nicht in stark betroffenen Gebieten befänden, sodass sie ihre Reise bis auf Einschränkungen bei den Ausflügen wie gewohnt fortsetzen und beenden könnten. Neue Kund*innen werden diese Woche aber laut Bähler nicht mehr nach Rhodos reisen. «Vier Personen wären diese Woche noch nach Rhodos gereist, aber der Reiseveranstalter – wir sind bei diesen Reisen nur für die Vermittlung zuständig – hat die Reise annulliert. Der Veranstalter hat ihnen die Entscheidung zwar vorweggenommen, aber die Kund*innen hätten Verständnis dafür gehabt und die für sie kostenfreie Stornierung wohlwollend aufgenommen», sagt Bähler.
Auch Robin Locher von der Unternehmenskommunikation der Versicherung Mobiliar sagt gegenüber Bajour, dass Stand Montagnachmittag bei ihnen wenige Anfragen bezüglich der Reiseversicherung eingegangen wären.
Alex Bähler würde zwar keine Empfehlung für Reisen nach Rhodos aussprechen, weil jede Person das für sich selbst entscheiden müsse, aber es würde ja auch nicht auf der gesamten Insel brennen. Bähler meint: «Wir sind sehr dankbar für unsere Ansprechpersonen, Agenturen und Reiseleiter vor Ort, denn diese können für uns die Lage gut einschätzen und geben uns ständig entsprechende Informationen aus erster Hand weiter».
Ob die Reiseversicherung der Mobiliar bei der aktuellen Situation auf Rhodos überhaupt greifen würde, erklärt Robin Locher folgendermassen: «Bei der Reiseversicherung stellt Feuer gemäss unseren allgemeinen Versicherungsbedingungen grundsätzlich keine versicherte Gefahr dar. Trotzdem deckt die Reiseversicherung der Mobiliar für Rhodos momentan alle Reiseausfälle bis Donnerstag. Wenn Versicherte erst am Samstag reisen, raten wir abzuwarten, wie sich die Situation vor Ort entwickelt. Wir beobachten die Lage laufend und würden den Versicherungsschutz erweitern, sofern die Situation dies erfordert.»
Wenn man aber jetzt noch eine Reise in betroffene Gebiete buchen würde, dann würde die Versicherung nicht zahlen, denn «ein brennendes Haus lässt sich zum Beispiel ein paar Tage danach auch nicht mehr versichern», sagt er. Solange eine gebuchte Reise offiziell durchgeführt werden könne, müsse die Versicherung die Kosten nicht decken.
Zurück zum Gewusel am Euro-Airport. Dort ist es nicht so einfach, Leute anzutreffen, die nach Rhodos fliegen wollen. Wir begegnen Charles, der auf dem Weg nach Korsika ist. Eine Meinung zum Reisen nach Rhodos hat er trotzdem: Falls eine Reise noch möglich wäre, würde er trotzdem noch fliegen. Von der Situation auf Rhodos habe er zwar noch nichts mitbekommen, aber er meint, er würde aktuell auch dann nach Korsika fliegen, wenn es dort Waldbrände gäbe. Vielleicht wäre es ein bisschen gefährlich, «aber da sind Behörden, die passen auf die Menschen auf», ist sich Charles sicher.
Während immer noch Menschen nach Rhodos fliegen, ruft Clara Rossetti-Papakonstantinos dazu auf, zu Hause zu bleiben. Bei der Diskussion zur Frage des Tages von Bajour schreibt sie auf Facebook:
«Ich befinde mich zur Zeit auf Rhodos bei der Familie. Ich würde abraten, nach Rhodos zu fliegen, auf der ganzen Insel ist der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Die Feuerwehrleute und alle freiwilligen Helfer und Bewohner sind am Limit und können jetzt zusätzliches Chaos am wenigsten gebrauchen… Also bitte bleibt zuhause, die Lage ist dramatisch… Pray for Rhodos🙏🙏🙏»
Unterstütze Bajour und werde Member.