Die Baustelle nervt, macht aber erfinderisch

Seit Ende Juni herrscht auf dem Neuweilerplatz Hochbetrieb. Über ein Jahr hinweg sollen die Tramgleise der 8er-Linie, unterirdische Leitungen und die Oberfläche des Platzes im Neubad erneuert werden. Durch die Baustelle werden die lokalen Geschäfte vor grosse Herausforderungen gestellt.

Neuweilerplatz Baustelle Station Neubad
Am Neuweilerplatz wird fleissig gebaut. (Bild: Franziska Zambach)

Wenn man bei der Station Neubad aus dem 8er-Drämmli steigt, werden die Ohren sogleich überstrapaziert. Der sonst gemütliche Neuweilerplatz wird vom Lärm der Baustelle überzogen. Seit Beginn der Sommerferien wird die Verbindung zwischen der Holeestrasse und der Neubadstrasse in einer ersten Etappe der Erneuerung aufgerissen und bearbeitet. Damit verbunden sind gesperrte Parkplätze, eingeschränkte Strassenabteile und Busumleitungen.

An dieser Ecke des Neuweilerplatzes befinden sich zehn Geschäfte, die nun von dem Baubetrieb verdeckt werden. Erreichbar sind zwar auf Umwegen alle, dennoch sind sie vom Geschehen abgeschnitten, die Kundschaft bleibt fern.

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«Unsere Kunden haben sich bei uns entschuldigt, aber die Anreise ist für sie nun ein zu grosser Umweg.»
Leyla Aydemir

Im Inneren des Tabaklädeli Neubad kann der Baulärm mit geschlossener Türe zwar verringert werden, die Baustelle hat jedoch auch sonst einen grossen Einfluss auf das Geschäft, sagt Verkäuferin Leyla Aydemir. Sie beklagt sich darüber, dass der Laden seit dem Beginn der Sanierungen nur noch halb so viel Umsatz wie üblich erzielen konnte. Schuld daran sei unter anderem die Umleitung der Buslinie 36 über den Laupenring: «Unsere Kunden haben sich bei uns entschuldigt, aber die Anreise ist für sie nun ein zu grosser Umweg.»

Zwei ihrer Nachbarsgeschäfte haben sogar beschlossen, ihren Betrieb vorübergehend einzustellen. Ein Schild auf der Tür der Café Bar Mélange weist die Kunden auf die zweiwöchigen Betriebsferien hin. Laut Aydemir geschah dies zum ersten Mal.

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Das Café Bar Mélange entschied sich dazu, während der Baustelle Betriebsferien zu machen. (Bild: Mattia Reimann)

Die Geschäfte seien zwar über die Baustelle informiert worden, dennoch beklagen sich einige über unzureichende Kommunikation mit dem Kanton und über die Länge der Bauarbeiten, wenn so viele Geschäfte betroffen sind.

«Wir haben den Neutralen Quartier-Verein bereits 2024 über die anstehende Baustelle informiert.»
Nicole Ryf-Stocker

Diese Vorwürfe weist der Kanton zurück: «Wir haben den Neutralen Quartier-Verein bereits 2024 über die anstehende Baustelle informiert. Im April 2025 [...] haben wir vorgeschlagen und vereinbart, dass die Bauleitung direkt bei allen betroffenen Geschäften persönlich vorbei geht, um die Bedürfnisse der Betriebe aufzunehmen und entsprechende Lösungen [...] zu besprechen.» Dies sei in der ersten Mai-Hälfte geschehen, teilt Nicole Ryf-Stocker, Sprecherin des Basler Bau- und Verkehrsdepartements (BVD), mit.

Auch die Dauer der Baustelle sei vom Kanton so kurz wie möglich gehalten worden: «Der Ablauf und die Bauzeit sind schon so weit wie möglich optimiert. Wir haben insbesondere darauf geachtet, dass wir die Verkehrsbeziehungen möglichst gut aufrechterhalten können», so Ryf-Stocker.

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«Die Baustelle ist jetzt nun mal da. Jetzt müssen wir Geschäfte halt proaktiv sein und das Beste aus der Situation machen.»
Christina Bosshart

Jedoch macht Not auch erfinderisch. «Die Baustelle ist jetzt nun mal da. Jetzt müssen wir Geschäfte halt proaktiv sein und das Beste aus der Situation machen», meint Christina Bosshart, Mitarbeiterin des Bioladens «zum Kleeblatt». Die Baustelle habe auch eine schöne Seite. Deswegen plant Bosshart, diese fotografisch festzuhalten und am Schluss eine Ausstellung zu kuratieren. «Der Platz wird ja aus einem Grund verbessert. Also längerfristig hilft die Baustelle uns vermutlich», so Bosshart.

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Der Flyer ist auf dem ganzen Neuweilerplatz zu finden. (Bild: Mattia Reimann)

Um ihre Kundschaften weiterhin zu bedienen, haben sich die Geschäfte des Neuweilerplatz zusammen etwas ausgedacht. Aufgrund des schlechten Zugangs bieten viele Lieferdienste an, um trotz Baustelle ihre Waren an die Leute zu bringen. Ausserdem wird einmal pro Monat an einem Samstag ein Brunch organisiert, der das Quartier stärken und vereinheitlichen soll. Laut Bosshart kam der erste Brunch am 5. Juli sehr gut in der Nachbarschaft an.

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